Cashkurs

an.
    Edelmetalle sind bei aller natürlichen Härte ein wunderbares Ruhekissen. Ich empfehle sie nicht nur als Absicherung gegen die große Weltkatastrophe, sondern auch und besonders als Rettungsanker für die ganz persönlichen Krisen. Jeder von uns kennt die Geschichten von obdachlosen ehemaligen Anwälten oder Zahnärzten. Die Frau läuft davon, der Alkohol bringt Trost, und am Ende ist auch noch das Haus weg. So oder so ähnlich hat die Geschichte schon jeder einmal gehört, und wer kann von sich behaupten, nicht schon darüber nachgedacht zu haben, was ist, wenn das Schicksal bei einem selbst einmal unerbittlich zuschlägt. Gott sei es getrommelt und gepfiffen, dass das für uns alle nie Wirklichkeit werden möge, aber es ist ein unglaublich gutes Gefühl, solch düsteren Gedanken mit dem Wissen begegnen zu können, über einen goldenen Notgroschen zu verfügen, für den man im Fall der Fälle immer noch einmal mit Freunden essen gehen, einen kleinen Urlaub an der Nordsee genießen oder den Kindern das Landschulheim bezahlen kann.
    Interessanterweise berichten mir besonders vermögende Menschen, die vermutlich nie in eine solche Lage kommen werden, wie beruhigend das Wissen um einen solchen Notgroschen ist, der nie wertlos wird.
    Das Besondere an diesen Goldmünzen ist ihre Faszination. Wer sie einmal in der Hand hatte, tut sich sehr schwer, sie am Bankschalter wieder in Scheine zu tauschen. Das macht man nicht leichtfertig, nur weil die neuen Felgen im Schaufenster so schön locken. Es ist eben ein Notgroschen, den man erst herausrückt, wenn die Not keine andere Wahl lässt. Hoffen wir also, dass der Fall der Fälle nie eintritt und ihre Kinder und Enkel sich eines fernen Tages über diesen Familienschatz freuen können und – ist in ferner Zukunft ein Nachfahre in Not, er ihre Voraussicht zu schätzen weiß.
    So weit in aller Kürze zu den grundlegenden Eigenschaften des Goldes. Wenn Sie Gold kaufen wollen, stehen Ihnen verschiedene Wege offen:
    Banken machen gerne Werbung für Anlagezertifikate auf den Goldpreis. Diese Papiere können einfach an der Börse erworben und verkauft werden, doch die Sicherheit ist begrenzt. Weil es sich – rein juristisch gesehen – um Bankenanleihen handelt, ist der Glanz des Goldes bei einer Emittentenpleite dahin, denn in diesem Fall greift keine Einlagensicherung. Unabhängig davon, ob Sie nun mit einer baldigen Mega-Krise rechnen oder nicht, rate ich von dieser Form des Goldinvestments ab. So etwas kann man zum kurzfristigen Zocken verwenden, aber bitte nicht zur langfristigen Absicherung.
Barren und Münzen haben Sie buchstäblich in der Hand. Allerdings müssen Kosten für die Lagerung im Banktresor einkalkuliert werden, wenn Sie das Gold nicht zu Hause aufbewahren wollen. Und selbst die Einlagerung im Banktresor ist nicht ganz frei von Risiken: In den USA hat die Regierung im Jahr 1933 den Privatbesitz von Gold verboten und – kaum war das Gesetz verabschiedet – die Banktresore gefilzt und den verblüfften Goldbesitzern ihr Edelmetall gegen eine magere Entschädigung abgeknöpft. Dass eine Wiederholung ausgeschlossen ist, dafür kann niemand garantieren, auch wenn es derzeit eher als unwahrscheinlich einzustufen ist. Doch es mag auch Zeiten geben, in denen Sie vielleicht lieber tiefe Löcher im Garten der Schwiegermutter graben sollten. Wenn der Drache den Schatz bewacht, hat das schon fast was von einem ganz privaten Nibelungenepos.
In normalen Zeiten empfehle ich Ihnen dringend, Ihr Edelmetall lieber im Banktresor als unter der Matratze zu parken. Die Gefahr eines bundesweiten Edelmetallverbotes ist wesentlich geringer als das Risiko, dass ihnen morgen jemand die Hütte ausräumt.
Beim Kauf von physischen Edelmetallen sollten Sie sich an weltweit akzeptierte Standardware halten. Bei Goldmünzen wären das der südafrikanische Krügerrand, das kanadische Mapel Leaf oder etwa deutsche 20- DM -Stücke aus der Kaiserzeit. Meiden Sie exotische Münzen mit Sammlerwert. Mit einem Krügerrand können Sie im Dschungel von Madagaskar genauso bezahlen wie in der City von New York. Jeder erkennt diese Münze als das, was sie ist: eine Unze Feingold.
Auch bei Silber sollten Sie sich an bekannte Münzen halten. Aktuell bekommen Sie beim Kauf von »österreichischen Philharmonikern« das meiste Silber für Ihr Geld. Eine 1,5-Euro-Münze entspricht genau einer Unze Feinsilber.
Anlagengold ist prinzipiell steuerfrei. Auf Silberbarren sind 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig,