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Cashkurs

Cashkurs

Titel: Cashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Mueller
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Das mag auch am Alter liegen – immerhin ist die Tätigkeit als Aufsichtsrat ein beliebter Nebenjob für im Ruhestand lebende Ex-Vorstände. Da profitiert dann so mancher aktive Vorstand von der Altersmilde und dem Bedürfnis nach Ruhe und Frieden seiner Vorgänger. Finanziell ist der Job eines Aufsichtsratsmitglieds durchaus lohnend: Im Jahr 2010 strichen die Aufsichtsratsmitglieder der Dax-Unternehmen im Schnitt 262000 Euro pro Jahr ein – für die Teilnahme an ein paar Sitzungen in gepflegter Atmosphäre ist das ein ordentliches Salär.
    Wenn dann noch ein Edelrentner acht Aufsichtsratsmandate hat und folglich acht internationale Konzerne kontrollieren soll, nebenbei sein Golfhandycap verbessert und immer braun gebrannt daherkommt, dann stellt sich schon die Frage, wie weit es mit der Aufsicht ist. Vom nötigen Fachwissen über die unterschiedlichen Firmen ganz zu schweigen. Aber vielleicht ist es den Vorständen ja nur recht, wenn ihre Kontrolleure nicht weiter mit der Materie vertraut sind.
    Damit ist klar: Eigentlich sind Sie als Aktionär über den Aufsichtsrat der Boss des Vorstandes. Aber in Wirklichkeit hat der Vorstand weitgehend seine Claims abgesteckt und lässt sich nur ungern reinreden.
    An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie viel Ihnen Ihr Mitbestimmungsrecht als Kleinaktionär wert ist. Zwar ist der Besuch einer Hauptversammlung eine durchaus interessante Erfahrung, auch wenn die übliche Aktionärsverpflegung in Form von Erbsensuppe und Bockwurst den kulinarischen Mehrwert vermissen lässt. Allerdings sollten Sie sich keine Illusionen machen: Selbst wenn Sie von Ihrem Rederecht Gebrauch machen und dem Vorstand in aller Öffentlichkeit die Leviten lesen, beeindruckt das die Großaktionäre – die in aller Regel vom Aufsichtsrat sowieso über eventuelle Fehlentscheidungen des Vorstands auf dem Laufenden gehalten werden – nur wenig.
    Wenn Sie Aktien als reine Kapitalanlage betrachten und kein Interesse am Besuch von Hauptversammlungen haben, dann können Sie bei manchen Unternehmen alternativ zu den klassischen Stammaktien auch Vorzugsaktien erwerben. Der Begriff resultiert daraus, dass deren Inhaber auf das Stimmrecht verzichten und als Ausgleich dafür mit einer im Vergleich zur Stammaktie höheren Dividende entschädigt werden. Dabei kann es unterschiedliche Varianten geben:
    Vorrangigkeit der Ausschüttung: Die Inhaber von »Vorzügen« werden bei der Dividendenausschüttung zuerst bedient. Wenn danach noch genügend Gewinn übrig ist, kommen auch die Stammaktionäre dran.
Höhere Dividende: Die Vorzugsaktionäre erhalten immer eine Dividende, die um einen festgelegten Satz höher sein muss als die Stammaktien-Dividende.
Ausgleich nach Verlusten: Die Inhaber von Vorzugsaktien haben das Recht, auch in Verlustjahren Ansprüche auf Dividende geltend zu machen. Die Auszahlung wird dann nachgeholt, wenn das Unternehmen wieder Gewinn erwirtschaftet.
    Vorsicht  Weil Vorzugsaktionäre auf der Hauptversammlung nicht mit abstimmen dürfen, droht dieser Aktionärsgruppe im Fall einer Übernahme des Unternehmens ein finanzieller Nachteil. Der Grund: Der Käufer braucht für die Genehmigung der Übernahme auf der Hauptversammlung nur die »Stämme«, die »Vorzüge« sind ihm egal. In solchen Fällen ist der Kursaufschlag auf Stammaktien oft weit höher als derjenige bei Vorzugsaktien – und dann können Stammaktionäre ihre Aktien mit hohem Gewinn verkaufen, während den Vorzugsaktionären nur das gesetzlich vorgeschriebene Mindestangebot gemacht wird.
    Besonders dramatisch war das beim inzwischen legendären Fall der VW -Aktie zu beobachten. Im Oktober 2008 schoss die Stammaktie wegen schiefgegangener Spekulation im Zusammenhang mit der Übernahmeschlacht von VW -Porsche auf über 1000 Euro. Die Stammaktie hat ihren Wert binnen Tagen verdreifacht (300 Prozent). Im gleichen Zeitraum ist die VW -Vorzugsaktie jedoch um gerade einmal 30 Prozent gestiegen …
    Auf solche Extremsituationen sollte man aber seine Geldanlage nicht ausrichten, so etwas kommt extrem selten vor, und im Zweifel ist man an dem Unternehmen, bei dem es passiert, sowieso nicht beteiligt. Daher macht es – sofern Sie keine feindliche Übernahme eines Dax -Unternehmens planen – absolut Sinn, auf die Bockwurst auf der Hauptversammlung zu verzichten und stattdessen eine schöne Zusatzrendite in Form von höherer Dividende einzustreichen.

Wo kommen die Börsenkurse her?
    Die Börse ist ein ausgesprochen spannender Ort. Es

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