Cashkurs
beispielsweise Kursmakler für Pfefferminzia-Aktien wäre, dann würden nur bei mir Pfefferminzia-Aktien gehandelt. Bestimmt wäre an meiner Bude ganz schön was los, wenn Erna Kapulke und ihre Freundinnen vom Kaffeekränzchen »Immergrün« bei mir auflaufen würden, um jeweils zwei Pfefferminzia-Aktien zu erwerben. Daher dürfen an der Börse nur zugelassene Finanzprofis handeln, also beispielsweise geprüfte Makler und Banken. Erna Kapulke geht also zu ihrer Bank und gibt dort den Kaufauftrag. Die Bank ruft dann beim Makler an der Börse an, und der guckt, ob er jemanden findet, der bereit ist, diese zwei Aktien zu verkaufen.
In der Regel geht es natürlich um größere Stückzahlen, aber manchmal eben auch um diese zwei Aktien. Jetzt würde mich die geneigte Kollegenschaft sicherlich ins betreute Wohnen einweisen, wenn ich nun laut ausrufen würde: »Pfefferminzia, 35 Geld für zwei Stück!« (»Geld« heißt bei uns: »Ich will was kaufen«, »Brief«: »Ich möchte was verkaufen«, die 35 stehen zum Beispiel für 35 Euro. Mein Ausruf bedeutet also: »Ich will zwei Pfefferminzia-Aktien zu je 35 Euro kaufen, hat die jemand für mich?)
In der Regel werden 500, 1000 oder auch 10000 Aktien am Stück gehandelt.
Nehmen wir an, der Wert der Pfefferminzia-Aktie liegt in der Tat bei 35 Euro. Woher kommt dieser Betrag? Hat da jemand alle Maschinen und Bürogummis gezählt und den Betrag durch die Anzahl der Aktien geteilt? Das wird tatsächlich gemacht und ergibt dann den sogenannten Buchwert der Aktie. Aber jetzt kommt ja noch die Abteilung »Glaube und Hoffnung« dazu. Nämlich die Hoffnung auf tolle Unternehmensgewinne und der Glaube an weiter steigende Preise. So ist vielleicht jemand bereit, statt des Buchwertes von 20 Euro pro Aktie eben 35 Euro zu bezahlen. Als Makler kennt man seine Papiere und weiß, was in den letzten Tagen und Monaten für eine Aktie bezahlt wurde. Dazu kommt, dass in der Regel nicht nur dieser eine Kaufauftrag über zwei Aktien von Erna Kapulke vorliegt, sondern sehr viele verschiedene »limitierte« Aufträge. Einer sagt: Och, ich würde da mal 400 Pfefferminzia-Aktien kaufen, aber mehr als 34 Euro 50 zahl ich nicht. Das notiere ich in meinem Auftragsbuch. Ein anderer würde 2000 Aktien kaufen, wenn er sie richtig günstig bei 33 Euro bekommt. Der Nächste hat welche zu verkaufen, aber verschenken will er sie auch nicht. Also würde er sich bei 36 Euro von seinen 400 Aktien trennen. Und so weiter.
All diese Kauf- und Verkaufwünsche notiere ich in meinem Büchlein. Ich habe also nennenswerte Käufer, die für 34 Euro 50 Aktien von Pfefferminzia kaufen würden, und ich habe Verkäufer, die für 36 Euro verkaufen würden. Also kann ich jetzt laut ausrufen: »Pfefferminzia! 34,50 zu 36 für 400!« oder übersetzt: Bei mir kann man Pfefferminzia-Aktien zu 34 Euro 50 das Stück verkaufen, oder welche mit 36 von mir erwerben. Bis zu 400 Aktien wären da im Moment drin.«
Auf diesen Ausruf reagiert ein Dritter und ruft mir zu: »35 Brief für 500!« Den hab ich also motiviert, mir 500 Aktien zu 35 Euro anzubieten. Jetzt steht’s schon 34 Euro 50 für 400 Aktien zu 35 Euro für 500 Aktien. Der Käufer gibt sich einen Ruck und sagt: 400 von dir mit 35. Ich stelle den Kurs nun offiziell mit 35 Euro fest. Der eine verkauft mir seine 500 Aktien, dem anderen verkaufe ich zum gleichen Preis 400 Aktien weiter. Und die übrigen 100 Stück? Zwei davon schicke ich Oma Kapulke, und die anderen 98 behalte ich selbst und hoffe, dass ich sie in den nächsten Minuten oder Stunden loswerde. Wenn ich Glück habe, vielleicht zu 35 Euro 50, wenn ich Pech habe, zu 33 Euro glatt. Das ist mein Risiko als Makler. Für dieses Risiko bekomme ich eine Maklergebühr, die aber sehr überschaubar ist. Im obigen Beispiel wären das insgesamt etwa 12 Euro.
Der Makler kann sich also nicht auf der Gebühr ausruhen (die ohnehin in diesen Tagen komplett entfällt), sondern muss sehen, dass er zu den richtigen Zeiten kauft und verkauft. Wenn ich also das Gespür habe, dass der Markt in den nächsten Stunden steigen wird, kaufe ich dem nächsten Verkäufer vielleicht schon mal seine Aktien ab, ohne bereits einen Käufer zu haben. Steigt der Markt dann tatsächlich an, habe ich erstens bereits Ware da und muss nicht riskieren, dass der Verkäufer sich umentscheidet und sein Angebot zurückzieht, und kann vielleicht sogar noch einen kleinen Gewinn machen. Aber eben auch einen Verlust. Sie sehen, es gehört schon einiges an
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