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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Dienstboten brachten die Pakete in Drakes Zimmer, doch dann entließ ich die Mädchen, um die Sachen selbst einzuräumen. Ich wollte, daß Drake meine Verbundenheit mit ihm und mit den Dingen, die ihm gehörten, spürte. Er saß auf dem Teppich und spielte mit seinen Autos, während ich die Kleidung im Schrank verstaute. Hin und wieder ertappte ich ihn, wie er aufschaute und mir zusah.
    Ich merkte, daß er noch nicht genau wußte, wie er mich einschätzen und welche Stellung er mir geben sollte. War ich seine Stiefmutter, seine Halbschwester, eine Kindergärtnerin? Zwar war er schon viel vertrauter mit mir geworden, aber er kontrollierte immer noch seine Worte, sein Lachen, ja, selbst seine Tränen. Es würde sicher einige Zeit dauern, bis er genug Vertrauen zu mir haben würde. Schließlich wußte ich besser als manch andere, was es hieß, in eine neue Familie zu kommen.
    Beim Abendessen war er schon zugänglicher. Er erzählte, wie er mit Luke in den Zirkus gegangen war, und sprach von den Tieren und den Akrobaten. »Heaven, da war eine Frau, die sich an den Haaren aufgehängt hat, und dann hat sie sich gedreht und gedreht, und manchmal durfte ich die Elefanten füttern. Am liebsten, am allerliebsten hatte ich es, wenn Daddy mir erlaubte, mein eigenes Clownskostüm mit Nase und Perücke anzuziehen, und wenn ich auf dem Kamel reiten durfte. Es hieß Ishtar, das klingt komisch, nicht, Heaven?«
    Dann wollte er wissen, wann er wieder zu dem Zirkus gehen dürfe. Ich sagte ihm, daß wir bald in einen Zirkus gehen würden, vielleicht in einen viel größeren. Das Gespräch erinnerte ihn an Luke und Stacie, und er wurde erneut traurig. Wieder einmal rettete Rye Whiskey die Situation, indem er einen dreistöckigen Schokoladenkuchen mit einem Gesicht aus Erdbeeren hereintrug.
    »Oh, was ist das?« fragte Drake aufgeregt.
    »Das ist ein Drake-Kuchen.« Rye Whiskey lächelte. »Gefällt er dir?« Mit diesen Worten stellte er den Kuchen vor Drake hin. »Kann ich das Stück mit der Nase haben?« fragte Drake.
    »Aber natürlich, junger Mann«, sagte Rye Whiskey und tat so, als ob er Drakes Nase stehlen würde, indem er kichernd den Daumen zwischen die Finger steckte. »Ich nehm’ deine, und du bekommst dafür die von dem Kuchen.«
    Kurze Zeit später brachte ich Drake in sein Zimmer, wusch ihn und zog ihm seinen Schlafanzug an. Er hatte einen schönen Tag gehabt. Ich ließ ihn noch ein bißchen spielen, bis er ganz müde wurde. Dann kuschelte ich ihn in seine weiche Decke, küßte ihn auf die Wange und ließ ihn allein.
    Ich ging hinunter in das Wohnzimmer, um Tony abzufangen, da ich ihn, sobald er zurückkam, zur Rede stellen wollte. Das Wetter schien meine Wut und meine Anklagen zu unterstützen: Der Himmel war düster, fast schwarz, und hin und wieder zuckten grelle Blitze über den Himmel. Die Sterne wagten sich nicht herab in dieser Nacht. Dann kam der schwere, harte Regen, kalt, wie Tränen aus Eis.
    Plötzlich hörte ich das Knirschen von Reifen auf dem Kies und das Schlagen einer Tür; dann wurde die Eingangstür geöffnet. Tony begrüßte Curtis und trat lächelnd in das Wohnzimmer.
    »Es tut mir leid, daß ich nicht da war, als ihr zurückgekommen seid«, sagte er und kam auf mich zu. »War es sehr anstrengend?«
    »Ja«, sagte ich scharf. »Aus mehreren Gründen. Zu der Trauer, der Verwirrung und den Rätseln gab es auch noch eine Überraschung.«
    »Wo ist Logan?« fragte er, offensichtlich auf der Suche nach einem Verbündeten.
    »Er mußte wegen irgendwelcher Schwierigkeiten in der Fabrik nach Winnerow fahren. Vielleicht gehen wir besser in dein Büro, Tony«, sagte ich. Er blickte mich an, und seine blauen Augen wurden ganz schmal vor Achtsamkeit und Mißtrauen.
    »Ich wollte sowieso gerade in das Büro gehen«, sagte er und ließ mich vorangehen. Ich schaltete das Licht ein, ging direkt zu seinem Schreibtisch und setzte mich schnell auf den Lederstuhl. Tony ging um den Schreibtisch herum, legte einige Papiere ab und setzte sich. »Du hast also J. Arthur Steine getroffen«, stellte er fest, als ob das alles erklären würde.
    »Ja, Tony, und nun möchte ich folgendes von dir wissen: Warum hast du den Zirkus gekauft und für nur einen Dollar an Luke übergeben?«
    Er zuckte die Achseln, lehnte sich zurück und faltete seine Hände. Als er zu sprechen begann, berührte er mit seinen Händen die Lippen; es sah aus, als wollte er mir anbieten, in ein Gebet mit einzustimmen.
    »Ich wollte dich dazu bringen, nach

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