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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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vor, als ob er dort säße und sich, wie an jenem ersten Tag, zur Tür drehen würde. Aber natürlich war niemand da, und die Stille und die Leere waren für mich schwerer zu ertragen, als ich eigentlich gedacht hatte. Ich holte tief Luft und betrachtete mir Troys spezielles Werkzeug, mit dem er jene besonderen Tatterton-Spielzeuge entworfen hatte, die nun in einer Nische in der Wand standen.
    Neben mir quietschte eine Fußbodendiele, so, als wenn ein Geist einen Schritt gemacht und dabei einen Schrei ausgestoßen hätte. Ohne zu zögern drehte ich mich um und rannte aus der Tür. Tränen strömten über mein Gesicht, Tränen aus Kummer und Angst. Ich lief zurück in das Labyrinth. Kopflos rannte ich die vielen Gänge entlang. Einmal stolperte ich, fand aber gerade noch rechtzeitig mein Gleichgewicht wieder, bevor ich hingefallen wäre. Außer Atem blieb ich schließlich in der Mitte eines Weges stehen, um mich zu beruhigen.
    Ebenso wie vor Jahren, als ich das Labyrinth zum ersten Mal betreten hatte, hatte ich mich verlaufen. In Panik und ohne auf die Richtung zu achten, war ich die Wege entlanggerannt. Aufgewühlt, wie ich war, konnte ich auch jetzt noch nicht vernünftig denken. Jede Ecke sah gleich aus. Ich wußte nicht einmal mehr, wie ich zur Hütte gelangen konnte.
    Mehr um mich zu beruhigen, lachte ich über mich selbst. Wie dumm bist du doch, Heaven Leigh, dachte ich. So oft und über so lange Zeit bist du durch dieses Labyrinth gegangen. Du solltest eigentlich nicht so hilflos dastehen! Nimm dir Zeit, denke nach! Stell dir vor, wie es wäre, wenn Tony und Logan zurückkommen würden und dich retten müßten. Wie könntest du eine derartige Dummheit erklären?
    Wieder lief ich durch die Gänge und verfluchte das Rätsel. Ich war sicher, daß ich im Kreis herumirrte. Was hatte das überhaupt für einen Sinn? Welches verrückte Gehirn hatte sich dieses Rätsel ausgedacht? Ich blieb stehen, um Atem zu schöpfen, und überlegte verschiedene Möglichkeiten. Je mehr zur Wahl standen, desto verwirrter wurde ich. Jegliches Gefühl für Zeit und Richtung waren mir verlorengegangen. Es wurde immer dunkler. Ich konnte mein schnell schlagendes Herz nicht mehr beruhigen, und ich spürte, wie ich mich mehr und mehr ängstigte.
    Mit gesenktem Kopf ging ich immer weiter. Nach ein paar Minuten hörte ich ein schnappendes Geräusch. Ich blieb stehen und lauschte. Ja, offensichtlich arbeitete da jemand im Garten. Ich ging auf das Geräusch zu und sah plötzlich einen älteren Mann, der eine der Hecken schnitt. Da ich ihn nicht erschrecken wollte, wartete ich, bis er mich von selbst wahrnahm. Doch trotz meiner Vorsicht sah ich, wie überrascht er war, als er mich erblickt hatte. Fast wäre er fortgerannt.
    »Warten Sie, haben Sie keine Angst«, rief ich. »Ich bin es, Mrs. Stonewall, Heaven.« Ich kannte ihn nicht, also nahm ich an, daß er erst nach meinem Fortgang von Farthy eingestellt worden war.
    »O Miss«, sagte er. »Du meine Güte!« Er stand auf und hielt sich die Hand aufs Herz. »Haben Sie mich erschreckt! Ich bin froh, daß Sie aus Fleisch und Blut sind, daß Sie zu den Lebenden gehören.«
    »Zum Glück tue ich das. Aber ich muß gestehen, daß ich im Labyrinth war und mich verlaufen habe.«
    »Oh, das passiert leicht… sogar mir.«
    »Arbeiten Sie hier schon lange?« fragte ich. Ich hoffte, ein belangloses Geschwätz würde ihn ablenken, so daß ihm nichts auffiele an mir, was er dann den anderen Dienstboten erzählen konnte.
    »Erst seit ein paar Monaten, gnädige Frau.«
    »Gefällt es Ihnen?«
    »Meistens schon, gnädige Frau. Bis auf den Augenblick jetzt«, sagte er und lachte. »Da dachte ich doch glatt, daß mich einer von Rye Whiskeys Geistern holen will.«
    »Oh, Rye Whiskey. Ja«, sagte ich und lächelte, »der kann jeden verrückt machen mit seinen Geschichten.«
    »Das beschäftigt mich schon, gnädige Frau. Neulich war ich mir ganz sicher, daß ich auf der anderen Seite von einer dieser Hecken Schritte gehört hätte. Ich ging den Geräuschen nach und wartete an einer Wegbiegung, wo derjenige, wer es auch sein würde, hätte herauskommen müssen, nur…«
    »Nur?«
    »Es kam keiner. Auf einen Stapel von Bibeln könnte ich schwören, daß da jemand war.«
    Ich schaute ihn eine Zeitlang an.
    »Wenn man erst einmal solche verrückten Gedanken im Kopf hat, dann spielt einem die Einbildung leicht Streiche«, erklärte ich ihm. Er nickte.
    »So dachte ich mir das auch, gnädige Frau. Nun gut, wenn Sie auf

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