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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hören.
    »Jillian…«
    »Aus deiner Hinterwäldlerstadt. Du bist weggelaufen, hast hier alles aufgegeben, um Lehrerin an einer Hinterwäldlerschule zu werden. Und nun tut es dir leid, leid um das, was du verloren hast.«
    Sie wußte, wer ich war! Sie sah nicht mehr meine Mutter in mir! Sie wandte sich ab und schaute wieder aus dem Fenster.
    Martha hatte recht, sie war verändert. Ihre Stimme klang anders, und der Ausdruck in ihren Augen war anders. Die Art, wie sie dasaß, war ebenfalls anders. Ihre Fahrigkeit, das irre Lachen, die vergeistigte Art, wie sie mit den Händen wedelte und durch das Zimmer huschte, waren weg. Es war, als hätte sie eine Schockbehandlung bekommen, als wäre sie mit Gewalt in die Realität zurückgestoßen worden.
    »Wonach suchst du, Jillian? Warum sitzt du den ganzen Tag am Fenster und starrst auf das Labyrinth?«
    Sie drehte sich blitzartig um. Zwei helle Tränen glitzerten in den Winkeln ihrer kornblumenblauen Augen. Augen, die den meinen so ähnlich sahen. Ich bekam eine Gänsehaut.
    »Alle hassen sie mich«, sagte sie. »Alle sind gegen mich und geben mir die Schuld für alles, was passiert ist.« Sie hob ihr Spitzentaschentuch an ihr Gesicht und betupfte sich vornehm die Augen. Das war die Jillian, die ich kannte, eine Schauspielerin, die ihren Part spielte wie ein Musiker seinen auf einem Instrument. Ihr Lied hieß: »Bedauert mich. Ich arme Jillian!«
    Ich seufzte. »Warum sollten dich alle hassen? Was hast du getan?« fragte ich mit müder Stimme.
    »Sie sagen, ich hätte deine Mutter aus dem Haus vertrieben. Die Dienstboten tuscheln. Oh, ich weiß, was sie sagen. Ich habe sie gehört. Sie sagen, ich war zu kalt zu Tony. Ich hätte nicht getrennt von ihm schlafen dürfen und ihm nicht verbieten dürfen, mit mir Liebe zu machen, wenn er Lust darauf hatte, weil ich meine Jugend und Schönheit schützen wollte. Ich hätte ihm ermöglichen sollen, den männlichen Hunger nach sexueller Befriedigung zu stillen. Ein Mann will seine Männlichkeit unter Beweis stellen.«
    »Was kümmert das schon die Dienstboten?« fragte ich. Ich dachte, es wäre das Beste, sie nicht so ernst zu nehmen. Sie lächelte, aber ihr Lächeln war so kalt, daß es mich fröstelte.
    »Warum glaubst du das? Sie haben Tony bewundert. Sie tun es immer noch. Sie denken, er ist so eine Art wandelnder Gott. Ihm geben sie keine Schuld, das ist alles nicht sein Fehler. Als sich deine Mutter ihm an den Hals geworfen und er sie nicht zurückgewiesen hat, meinten sie, es geschähe mir recht, weil ich ihn schlecht behandelt hatte. Verstehst du nicht? Es ist alles mein Fehler. Alles. Auch der Tod von Troy.«
    »Der Tod von Troy?« Ich trat einen Schritt näher auf sie zu.
    »Ja, der Tod von Troy. Denn, welches Pferd hat er genommen? Als ob ich schuld wäre, daß er es genommen hat.«
    »Abdulla Bar«, sagte ich.
    »Abdulla Bar.« Sie nickte. »Mein Pferd. Das Pferd, das niemand außer mir reiten konnte. Und deshalb war ich schuld. Verstehst du nicht? Mein Fehler«, wiederholte sie, wedelte mit dem Taschentuch und wandte sich wieder dem Fenster zu. »Und nun kommen sie alle zurück und verfolgen mich.«
    »Jillian«, sagte ich. Plötzlich verstand ich, was sie meinte. »Das ist verrückt, das ist dumm. Geister und Gespenster existieren nicht. Das sind Produkte und Einbildungen von Ungebildeten und Abergläubischen. Leute wie Rye Whiskey erzählen sich solche Geschichten, um sich zu gruseln. Es gibt dort nichts zu sehen, nichts, was greifbar ist. Bitte«, sagte ich und nahm ihre Hand. Sie schaute mich an. Ich kniete mich neben sie und blickte in ihre verstörten blauen Augen. Mit all meiner Macht wünschte ich, daß sie mich wahrnahm und verstand. Mit all meiner Macht wünschte ich, daß das, was ich sagte, eine Bedeutung für sie haben würde, daß sie mich ein einziges Mal als ihre Enkeltochter annehmen würde und wir unsere tiefsten Gefühle miteinander teilen konnten. »Bitte, zerstör dich doch nicht selbst! Du leidest doch sowieso schon genug.«
    Plötzlich lächelte sie und streichelte mir über das Haar. Es war das erste Mal, daß sie mich mit einem Zeichen von Zuneigung berührte.
    »Danke, Heaven. Danke, daß du dich um mich kümmerst.
    Aber«, sagte sie, indem sie sich abwandte, »es ist zu spät. Viel zu spät.«
    »Jillian. Jillian«, wiederholte ich. »Großmutter.« Sie drehte sich nicht um. Sie war gefangen in einem Labyrinth, gefangen in ihrem zermürbenden Blick. Ich stand auf und schaute ebenfalls hinunter

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