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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Märchenbüchern für den König der Spielzeughersteller‹, so formulierte sie es, und ich war gleich Hals über Kopf in diese Idee verliebt.« Er blinzelte. »Außerdem hatte ich auf diese Weise einen Grund, sie wieder hierherkommen zu lassen.«
    »Was für eine wunderschöne, romantische Geschichte«, rief ich aus. Dann fiel mein Blick wieder auf den Flügel.
    »Wer spielt Klavier?« fragte ich neugierig.
    »Wie bitte?«
    »Spielst du Klavier, Tony?«
    »Ich? Nein. Mein Bruder hat früher gespielt, vor langer, langer Zeit«, erzählte er. Ich wandte mich nach ihm um, weil seine Stimme so leise geworden war. »Sein Name war Troy«, fuhr Tony fort, »wegen des Altersunterschiedes und weil unsere Eltern beide starben, als er kaum zwei Jahre alt war, war ich für ihn eher ein Vater als ein Bruder. Er spielte sehr gerne Klavier, vor allem Chopin. Er ist schon lange tot.«
    »Meine Mutter hörte gerne Chopin.«
    »Ach ja?«
    »Sie hat… sie hatte eine kleine Tatterton-Spielzeughütte«, erzählte ich. »Eine Spieldose, die ein Nocturne von Chopin spielt, wenn man das Dach aufmacht.«
    »Wirklich? Eine Spielzeughütte, sagst du?«
    »Ja, mit dem Labyrinth.«
    Weil er nicht reagierte, drehte ich mich nach ihm um. Er war neben den Rollstuhl getreten, damit er gemeinsam mit mir das Wohnzimmer betrachten konnte. Plötzlich konzentrierte sich sein abwesender Blick auf mich, und sein Gesicht veränderte sich. Seine Augen verengten sich, und seine Lippen begannen leicht zu zittern.
    »Tony?«
    »Oh, entschuldige bitte. Ich träumte wieder einmal vor mich hin. Ich habe gerade an meinen Bruder gedacht.«
    »Du mußt mir später unbedingt mehr von ihm erzählen. Versprichst du mir das?«
    »Natürlich.«
    »Ich bin auf dich angewiesen, Tony – du mußt mir alles, alles erzählen«, sagte ich. Ich hatte das Gefühl, daß jetzt endlich die Zeit dafür gekommen war. »Ich möchte jede Einzelheit über meine Familie erfahren – über meine Urgroßmutter, meine Großmutter und alles, was du von meiner Mutter weißt – aus der Zeit, als sie hier gelebt hat.«
    »Wenn ich dir das alles erzähle, wirst du dich sicher bald langweilen.«
    »Nein, gewiß nicht. Ich will alles wissen. Und noch etwas, Tony«, fügte ich voll Entschlossenheit hinzu, »ich möchte endlich erfahren, was der Grund dafür war, weshalb ihr beide, du und meine Mutter, nicht mehr miteinander gesprochen habt. Versprichst du mir, daß du nichts verschweigst, ohne Rücksicht darauf, daß es mir vielleicht wehtun könnte?«
    »Ich verspreche es dir, und du weißt, ich halte mein Wort. Aber laß uns erst noch eine Weile alle unangenehmen Dinge meiden, damit du bald wieder ganz gesund wirst.«
    »Ich kann warten. Du hast es mir ja versprochen.«
    »Gut«, sagte er heiter, »und jetzt geht es weiter nach oben.«
    Mrs. Broadfield war schon vor uns ins Obergeschoß gegangen, um in meinem Zimmer alles vorzubereiten. Miles wartete geduldig hinter uns. Tony gab ihm ein Zeichen, und er kam herbeigeeilt, um mich mit dem Stuhl hochzuheben. Dann trugen die beiden Männer mich mit vorsichtigen Schritten die ausladende Marmortreppe hinauf. Ich fühlte mich wie eine Königinwitwe, die in ihren Palast zurückkehrt.
    »Ich mache euch so viel Mühe«, sagte ich, als ich die Anstrengung in ihren Gesichtern sah.
    »Unsinn. Miles und ich können ein bißchen Sport gut vertragen, was, Miles?«
    »Kein Problem, Miß Annie. Ich mache das gerne für Sie, jederzeit.«
    Sie stellten mich wieder ab, und ich schaute die langen Korridore entlang, die sich in beide Richtungen meilenweit zu erstrecken schienen. Tony schob mich nach links.
    »Ich habe eine wunderbare Überraschung für dich. Das Zimmer, in dem du wohnst, gehörte deiner Großmutter und dann deiner Mutter.« Er schob mich weiter den Korridor hinunter. »Und jetzt gehört es dir!« Dann hielt er an einer offenstehenden Doppeltür.
    Sanft legte er seine Hand auf die meine. »Ich habe schon immer gewußt, daß es eines Tages so sein würde.«
    Ich wandte mich rasch um, denn ich wollte sein Gesicht sehen. Seine Augen blickten in die meinen und schienen wortlose Botschaften auszusenden. Er sah so entschlossen und zufrieden aus, daß ich einen Augenblick lang Angst bekam. Manchmal hatte ich das Gefühl, als hätte Tony schon vor langer Zeit mein ganzes Leben geplant…
    Mein Herz bebte wie die Flügel eines verwirrten kleinen Kanarienvogels, der nicht wußte, ob er in den goldenen Käfig fliegen sollte. Sicherlich würde er gut versorgt

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