Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
überall von Erinnerungen heimgesucht wurde; und das einzige, was ihn wieder zum Leben erwecken konnte, war mein Elend, mein Unglück. Wenn es unsere Familientragödie nicht gegeben hätte, wäre ich nicht hier. Sicherlich würde er das eines Tages begreifen, und es würde ihn wieder unglücklich machen.
    Mrs. Broadfield begann mich zu entkleiden.
    »Das kann ich selbst«, protestierte ich.
    »Sehr gut. Machen Sie es selbst, soweit Sie es schaffen, und ich helfe Ihnen dann beim Rest.« Sie ging und holte mir ein Nachthemd.
    »Ich möchte gerne das blaue«, sagte ich. Ganz bewußt bat ich um ein anderes als das, welches sie ausgewählt hatte. Ohne etwas zu sagen legte sie das grüne zurück und nahm das blaue. Ich wußte, daß ich nörgelig war, aber ich konnte nicht anders. Denn ich war einfach wütend, weil ich so hilflos und auf andere angewiesen war.
    Ich öffnete die Knöpfe an meinem Kleid und versuchte es mir über den Kopf zu ziehen. Aber als Tony und Mrs. Broadfield mich aufs Bett gehoben hatten, hatte ich mich auf das Kleid gesetzt. Ich mußte mich auf die Seite drehen und den Rock mühsam herausziehen. Ich stöhnte und ächzte. Sicherlich machte ich einen jämmerlichen Eindruck. Mrs. Broadfield stand einfach nur da und schaute mir zu – sie wartete darauf, daß ich sie um Hilfe bat. Aber ich war eigensinnig und hartnäckig. Ich drehte und wendete meinen Oberkörper, bis ich das Kleid schließlich über meine Taille und dann über meinen Busen gezogen hatte. Einen Augenblick lang kam ich mir dumm vor, weil ich es nicht schaffte, es über den Kopf zu ziehen. Ich war erschöpft von der Anstrengung und mußte erst einmal Luft holen. Es war kaum zu fassen, wie sehr meine Arme schmerzten. Ich war viel schwächer, als ich gedacht hatte.
    Endlich packte Mrs. Broadfield das Kleid und zog mich vollends aus. Ich sagte nichts. Sie stülpte mir das Nachthemd über den Kopf, wartete, bis ich meine Arme durch die Armlöcher gesteckt hatte, und zog es dann nach unten.
    »Müssen Sie noch ins Badezimmer?« fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. Sie drückte mich in die Kissen, zog die Decke hoch und stopfte sie sorgfältig zwischen Matratze und Bettgestell.
    »Wenn Sie sich ausgeruht haben, bringe ich Ihnen das Mittagessen.«
    »Wo schlafen Sie, Mrs. Broadfield?«
    »Mr. Tatterton hat auf der anderen Seite des Flurs ein Zimmer für mich herrichten lassen, aber ich werde mich die meiste Zeit in Ihrem Wohnzimmer aufhalten und die Tür zum Schlafzimmer offenstehen lassen.«
    »Das muß ja recht langweilig für Sie sein«, sagte ich in der Hoffnung, ich könnte sie vielleicht dazu bringen, etwas von sich und von ihren Gefühlen zu erzählen. Ich war seit mehr als zwei Wochen fast ununterbrochen mit ihr zusammen, wenn ich nicht gerade schlief, und doch wußte ich nicht das Geringste über sie.
    »Es ist meine Arbeit.« Sie lächelte nicht bei diesen Worten, wie es wohl die meisten anderen Menschen getan hätten.
    »Ja, das verstehe ich, aber trotzdem…«
    »Es kommt nicht so häufig vor, daß ich mich um Patienten kümmern muß, die in einer so wohlhabenden Umgebung leben«, fügte sie hinzu. »Das Haus hier macht einen sehr interessanten Eindruck. Der Park ebenfalls. Ich bin sicher, daß ich mich nicht langweilen werde. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Sie sollten sich lieber Gedanken darüber machen, was Sie tun können, um möglichst schnell wieder ganz gesund zu werden.«
    »Waren Sie denn vorher noch nie hier?« erkundigte ich mich.
    »Nein. Warum sollte ich? Mr. Tatterton hat mich über eine Agentur eingestellt.«
    »Aber der Park… das Gebäude…«
    »Was ist damit?«
    »Finden Sie nicht, daß alles ziemlich heruntergekommen ist?«
    »Das geht mich nichts an«, antwortete sie schroff.
    »Sind Sie nicht überrascht?« Ich wollte eigentlich sagen »enttäuscht«, aber ich hatte Angst, sie könnte mich für verwöhnt und undankbar halten.
    »Ich nehme an, daß es sehr teuer ist, ein solches Grundstück in Schuß zu halten, Miß. Außerdem, wie ich schon sagte, es geht mich nichts an. Ihre Gesundheit und Ihre Genesung sind das einzige, was mich interessiert. Sie sollten sich ebenfalls nur darauf konzentrieren und sich keine Sorgen darüber machen, wie man den Park in Schuß halten sollte. Und jetzt müssen Sie wirklich versuchen, ein bißchen zu schlafen.«
    »Ja«, sagte ich schwach. Sie war eine gute und tüchtige Krankenschwester, und sicher besaß sie auch viel Erfahrung mit Patienten wie mir, aber ich hätte so

Weitere Kostenlose Bücher