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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Boden gehört zu dem fruchtbarsten hier in der Gegend, und wir haben unseren eigenen Privatstrand. Wenn du soweit bist, dann werde ich dich hier herumfahren und dir unsere Stallungen zeigen, den Swimmingpool und die Strandkörbe, die Tennisplätze, das Aussichtszimmer… einfach alles«, versprach er. »Und du sollst immer daran denken, daß alles dir gehört. Du darfst dich hier nicht als Gast fühlen; du bist mehr als ein Gast, viel mehr«, meinte er. Miles brachte das Auto zum Stehen.
    Mrs. Broadfield stieg rasch aus, ging nach hinten und wartete dort darauf, daß Miles ihr half, den Rollstuhl aus dem Kofferraum zu holen. Ich blickte die Treppen hinauf zu dem großen Torbogen. Selbst er hatte einiges von seiner Pracht eingebüßt. Das Holz war an der rechten Seite abgesplittert, als hätte ein riesiges Tier daran seine Krallen gewetzt, um sich Zutritt zum Haus zu verschaffen. Wie konnte Tony hier nur täglich aus- und eingehen, ohne es reparieren zu lassen?
    »Du bist also endlich hier!« rief Tony. »Du bist wirklich und endlich hier! Nun, wie gefällt es dir?«
    »Ich…« Verzweifelt suchte ich nach Worten – ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich war enttäuscht, sehr, sehr enttäuscht, sehen zu müssen, daß die Villa meiner Träume baufällig war und zerbröckelte.
    »Oh, ich weiß, hier muß einiges getan werden«, sagte Tony hastig, »und ich werde mich auch sofort daranmachen, denn jetzt habe ich endlich einen Grund dafür.« Ernst und feierlich blickten mich seine Augen an. Mein Herz begann unruhig zu schlagen. Irgend etwas in mir, etwas, das ich nicht genau benennen konnte, erhob warnend seine Stimme.
    »Es ist ein wunderbares Haus, und wenn du erst alles tadellos in Ordnung gebracht hast, dann sieht es bestimmt wieder so aus wie damals, als du noch ein kleiner Junge warst, das möchte ich wetten«, sagte ich. Ich wollte nicht wahrhaben, wie beklommen mir ums Herz war.
    »Ja, du hast recht. Ich will, daß es wieder genauso aussieht. Oh, ich wußte, daß du mich verstehst, Annie. Ich bin ja so glücklich, daß du hier bist.«
    Mrs. Broadfield öffnete mir die Wagentür. Gemeinsam mit Miles hatte sie den Rollstuhl aufgeklappt und bereitgestellt. Nun wollte sie mir beim Aussteigen behilflich sein.
    »Oh, lassen Sie mich helfen«, beharrte Tony und kam schnell auf meine Seite des Autos gelaufen. Mrs. Broadfield trat einen Schritt zurück. Tony legte den rechten Arm um meine Taille und schob den linken unter meine Schenkel. Dann bewegte er sich langsam und vorsichtig rückwärts, hob mich hoch und trug mich aus dem Wagen, als wäre ich… als wäre ich ein Kind, dachte ich zunächst; aber an der Art, wie er mich festhielt und anlächelte, war etwas, was mich eher an eine Braut denken ließ, an eine junge Braut, die gleich über die Schwelle ihres neuen Hauses getragen werden sollte.
    »Mr. Tatterton?« fragte Miles, weil er, genau wie ich selbst, wissen wollte, wann Tony mich endlich in den Rollstuhl setzen würde.
    »Was? O ja, das ist eine gute Idee.«
    Behutsam setzte er mich in den Rollstuhl, und dann hoben Miles und er mich hoch und trugen mich mitsamt dem Stuhl die Stufen zum Haupteingang hinauf. Ein großer, schlanker, grauhaariger Mann mit dunkelgrauen Augen und fahler Haut, die auf der Stirn und am Hals kleine Fältchen bildete, stand wie eine Schaufensterpuppe im Eingang.
    »Das ist Curtis, mein treu ergebener Butler«, erklärte Tony.
    »Herzlich willkommen«, begrüßte mich Curtis, verbeugte sich leicht und trat zur Seite, damit ich in das große Haus geschoben werden konnte.
    Sie brachten mich in die Vorhalle, die mit schadhaften chinesischen Teppichen ausgelegt war. Es gab Stellen, die tatsächlich so abgetreten waren, daß die Holzdielen durchschimmerten. Ein einsamer Kronleuchter warf sein schwaches Licht über die Steinwände. Er hätte ein halbes Dutzend Glühbirnen gebraucht, aber nur eine einzige brannte. Bildnisse der Vorfahren schmückten die Wände, gelbliche Gesichter strenger Männer und Frauen aus Neu-England. Die Mienen der Frauen waren verkniffen, als ob das Lächeln herausgebügelt worden wäre; die Männer bemühten sich sehr, einen ernsten, seriösen Eindruck zu machen, so unerschütterlich wie der Fels, auf den sie ihr hochherrschaftliches Haus gebaut hatten.
    »Später werde ich dir alles genau zeigen«, versprach Tony, »aber nun wollen wir es dir erst einmal in deinen eigenen Räumen bequem machen. Ich bin sicher, daß du nach einer so kurzen Reise müde sein wirst

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