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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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»Versprich mir, das nicht zu vergessen.«
    »Ich verspreche es dir«, sagte ich, und meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Gut.« Sie sah sich wieder im Spiegel an, und ihr eisiger Gesichtsausdruck schmolz, bis sie wieder meine reizende, hübsche Mutter war. »Du hast Chancen, wie ich sie nie hatte. Wenn es mir doch bloß gelänge, deinen Vater dazu zu bringen, daß wir sie nutzen.
    Hat dein Vater uns etwa nach Jamaika mitgenommen, wie ich ihn gebeten hatte? Sind wir nach Deauville zu den Rennen gefahren? Wir haben Luxusdampfer – aber haben wir unsere eigene Jacht, mit der wir an die Riviera segeln könnten? Nein, er nimmt uns dreimal nach London mit, weil sich auf der Reise das Geschäftliche mit dem Vergnügen verbinden läßt, und von mir erwartet er, daß ich mich um die Passagiere kümmere wie die Frau eines Hotelbesitzers oder so was. Ich möchte endlich einmal wegfahren und wirklich Ferien machen, nicht geschäftlich unterwegs sein. Alles nur zu unserem Genuß. Wie kann er von mir erwarten, daß ich dich Leuten von der richtigen Sorte vorstelle, wenn wir die entsprechenden Orte nicht aufsuchen?«
    Sie wandte sich wieder zu mir um, und ihr Gesicht war vor Zorn gerötet. »Heirate keinen Mann, der sein Geschäft mehr liebt als dich.«
    Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte. Sie hatte mir so viel erzählt, mich mit so vielen neuen Ideen überhäuft, mit Dingen, über die ich nachdenken mußte. Und für mich hatten sich neue Fragen aufgetan, die ich stellen wollte. Wann versuchten Männer, einen dazu zu bringen, »alles« mitzumachen, und woran konnte man erkennen, welchen Männern man trauen konnte und welchen nicht?
    Ich war noch nicht soweit, dachte ich, und ich spürte, wie ich in Panik geriet.
    Mama stand auf und huschte zur Tür. »Ich bin so froh über dieses Gespräch mit dir, Liebling, aber ich fürchte, jetzt müssen wir uns anziehen. Du weißt selbst, wie ungeduldig dein Vater wird, wenn er warten muß. Bei ihm läuft alles nach einem festen Zeitplan ab. Er behandelt uns wie seine Schiffe. Ich bin sicher, daß er jetzt schon unten in seinem Büro auf und ab läuft und vor sich hin murmelt.«
    »Ich werde mich beeilen.«
    »Nein, laß dir Zeit«, sagte sie, als merkte sie gar nicht, daß sie sich widersprach. »Es ist eine gute Übung für dich, einen Mann auf dich warten zu lassen. Laß dir Zeit mit deinem Haar, und trag den Lippenstift so leicht auf, wie ich es dir gezeigt habe. Du darfst nicht fest aufdrücken, sondern mußt ihn so zart über deine Lippen gleiten lassen, als wolltest du ihn zärtlich küssen«, sagte sie und machte es mir vor. »Verstanden?« Ich nickte. »Gut.«
    »Und vergiß nicht, die Strümpfe und die neuen Schuhe anzuziehen, die genauso wie meine aussehen. Trag immer hohe Absätze, denn sie bringen deine Beine wesentlich besser zur Geltung«, sagte sie.
    Sie wollte gehen, blieb in der Tür aber noch einmal stehen.
    »Fast hätte ich es vergessen. Ich habe noch eine Überraschung für dich«, kündigte sie an.
    »Noch eine? Aber du und Daddy, ihr habt mir doch heute schon so viel geschenkt.«
    »Es ist kein Geschenk, Leigh. Es ist ein Ausflug an einen Ort, den ich dir unbedingt zeigen möchte«, erklärte sie. »Ich nehme dich am kommenden Wochenende mit.«
    »Wohin?«
    »In dieses Herrschaftshaus, von dem ich dir erzählt habe, das den Namen Farthinggale Manor trägt.«
    »Die Villa mit deinen Wandgemälden im Musikzimmer?« Sie hatte mir eines Tages flüchtig davon erzählt. Mama illustrierte Kinderbücher, sie arbeitete für Patrick und Clarissa Darrow, das Ehepaar, das einen Verlag hier in Boston hatte; sie waren Nachbarn von uns. Ihre Innenarchitektin, Elizabeth Deveroe, wurde für Arbeiten in einer berühmten Villa außerhalb von Boston engagiert. Mama und Elizabeth waren gute Freundinnen, und Mama hatte sie eines Tages in die Villa begleitet und Vorschläge gemacht, die der Besitzerin anscheinend gefallen hatten. Sie und Elizabeth hatten Mama dann den Auftrag gegeben, ihre Pläne selbst auszuführen und die Wandgemälde anzufertigen, auf denen Szenen aus Märchen dargestellt waren. Das hatte Mama auch schon für die Buchumschläge gemalt.
    »Ja. Ich habe schon mehr als die Hälfte fertig, und ich möchte, daß du dir die Bilder ansiehst, aber ich möchte dir auch Tony vorstellen.«
    »Tony?«
    »Mr. Tatterton, den Besitzer, und ich möchte, daß du sein Anwesen siehst. Natürlich nur, wenn du Lust dazu hast.«
    »Ja, und wie! Ich kann es gar nicht

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