Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Hütte lebten, die so groß wie eines der Badezimmer auf Farthy war, war ich doch glücklich.
Der nächste Monat war hart für uns. Es schneite fast täglich, und es war bitterkalt. Der Ofen strömte mindestens soviel Rauch wie Wärme aus, aber wir mußten ständig nachlegen und konnten das Feuer nie herunterbrennen lassen. Allabendlich entschuldigte sich Luke bei mir für das Wetter und verbrachte Stunden damit, mir die Zehen und die Finger warmzureiben, aber irgendwie schafften wir es, bis Anfang Februar das Tauwetter einsetzte. Ein wolkenloser Tag folgte auf den anderen, und die Sonne strahlte herunter und schmolz das Eis auf den Ästen. Nachts funkelten Schnee und Eis wie Diamanten und verwandelten den Wald um uns her in ein von Juwelen bedecktes Wunderland.
Wenn ich es mir richtig ausrechnete, war meine Schwangerschaft so weit fortgeschritten, daß ich das Kind in wenigen Wochen gebären würde. Ma war so gut wie eine gelernte Hebamme, da sie bei vielen Geburten mitgeholfen und sechs eigene Kinder zur Welt gebracht hatte. Luke wollte mich in die Stadt bringen, damit ich dort zum Arzt ging, aber ich fühlte mich bei Ma sicher und sah nicht ein, warum Luke fast zwei Monatsgehälter für einen Arzt ausgeben sollte, der auch nichts anderes tun konnte als Ma.
Das Baby war rege, und ich war kurzatmig. Mein Kreuz tat weh. Ich wollte meinen Anteil an der Hausarbeit erledigen, aber Ma bestand darauf, daß ich mich häufiger ausruhte. Sie spornte mich allerdings an, soviel wie möglich zu laufen.
Als das Wetter sich besserte und der Winter den Wald nicht mehr gar so fest im Griff hatte, nahmen Luke und ich unsere abendlichen Spaziergänge zu dem Bergkamm wieder auf. Von unserem Aussichtspunkt aus war der weite winterliche Nachthimmel überwältigend.
An diesem Abend Anfang März war ich ganz dick angezogen. Es war zwar nicht mehr so kalt wie bisher, doch Luke bestand darauf, daß ich die Pullover und den Mantel trug und dazu die Socken, die Ma mir gestrickt hatte. Als wir auf dem Bergkamm standen, zog ich meine Wollhandschuhe aus, um seine Hand halten und seine warmen Finger spüren zu können.
Wir standen einen Moment lang stumm da und waren beide ganz benommen von den Tausenden und Abertausenden von Sternen, die sich über den tiefschwarzen Nachthimmel zogen. Unter uns lagen die Häuser im Tal, und ihre erleuchteten Fenster sahen auch wie Sterne aus.
»Eines Tages«, sagte Luke, »wird eins dieser Häuser dort unten im Tal unseres sein. Das schwöre ich dir, Angel.«
»Ich weiß, daß es so kommen wird, Luke. Ich glaube an dich.«
»Dann sitzen wir in unserem Wohnzimmer, und ich lege die Füße hoch und rauche meine Pfeife, und du strickst oder häkelst, und unser Baby spielt auf dem Fußboden zwischen uns. Wir haben es warm und fühlen uns geborgen. Das ist alles, was ich mir wünsche, Angel. Erträume ich mir zuviel?«
»Das glaube ich nicht, Luke.«
»Ma und Pa glauben, daß es unmöglich ist«, sagte er traurig.
»Das liegt nur daran, daß es für sie nicht erreichbar war, aber für uns ist es möglich, Luke.«
Er nickte und umarmte mich. Mein Baby strampelte.
»Spürst du es, Luke?« fragte ich und legte seine Hand auf meinen Bauch. Er lächelte.
»Ich glaube, es ist ein Mädchen, Luke.«
»Vielleicht. Ich liebe dich, Angel.« Er sah mich an. »Ich liebe dich mehr, als je ein Mann eine Frau geliebt hat.«
Mein Baby bewegte sich wieder, und mein Bauch fühlte sich hart an. An diesem Abend hatte ich größere Schmerzen denn je. In der letzten Zeit war ich nachts oft von den Schmerzen aufgewacht, und auch morgens hatte ich noch Schmerzen. Aber ich hatte nicht geklagt, weil ich nicht wollte, daß Luke sich Sorgen machte und nicht zur Arbeit ging. Vielleicht bedeuteten die Schmerzen nur, daß der Zeitpunkt nah war, dachte ich, aber Ma schien nicht glücklich darüber zu sein.
»Ich glaube, das Baby will rauskommen und von nun an bei uns sein, Luke. Der Zeitpunkt ist schon ganz nah.«
»Einen besseren Zeitpunkt könnte es gar nicht geben«, sagte er. »So wie der Himmel mit all diesen Sternen lodert, ist es eine gute Nacht für die Geburt eines Babys, vor allem, wenn es ein Mädchen ist und wir sie Heaven nennen.«
Ein stechender Schmerz ließ mich fast in die Knie gehen, aber ich schnitt eine Grimasse und hielt durch, damit Luke nichts merkte und sich keine Sorgen machte. Er war so glücklich und optimistisch, und ich wollte nichts zulassen, was seine Stimmung hätte beeinträchtigen können. Dennoch
Weitere Kostenlose Bücher