Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
Commissario. Ich werde Ihnen helfen. Allerdings möchte ich noch jemanden dabeihaben.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Monsignore Bertoni, der Sekretär der Päpstlichen Bibelkommission.Er ist ein sehr kluger Kopf. Er war früher mit einem Mann befreundet, dem er zutraut, dass er zumindest wissen könnte, was es mit dieser schrecklichen Sache auf sich hat.«
    Die Reaktion des Commissario fiel weniger heftig aus, als Matthias befürchtet hatte. Er verengte die Augen nur ein wenig und sagte mit einigermaßen ruhiger Stimme: »Ich wundere mich, dass Sie das erst jetzt erwähnen, aber gut. Einer der Herren also, die vielleicht dafür gesorgt haben, dass ich den Fall und vielleicht sogar meinen Job verloren habe? Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    »Ja, ich bin sicher. Und ich bitte Sie, mir zu vertrauen.«
    »Gut. Aber das setzt voraus, dass Sie auch mir vertrauen. Alicia hat mir erzählt, dass Sie von Francesca wissen. Das ist in Ordnung. Wenn ich Ihnen aber vertrauen soll, möchte ich auch wissen, was
Ihr
großes Geheimnis ist, Signore.«
    Sekundenlang sahen sie sich an, bis Matthias den Kopf senkte, so dass die blonden Haare wie ein Vorhang vor sein Gesicht fielen. In seinem Inneren tobte augenblicklich ein heftiger Kampf. Er wusste, welch hohes Risiko er einging, wenn er seine ungeheuerliche Tat preisgab! Er wusste auch, dass er sein Geheimnis nicht länger für sich behalten konnte, wenn er den Tod weiterer junger Männer verhindern wollte. Ihm war, als zerrisse es ihm die Brust. Varotto sah kurz zu Alicia hinüber, die ebenso gespannt auf Matthias’ Reaktion wartete.
    »Ich war es, der vor vier Jahren den Papst getötet hat«, flüsterte Matthias schließlich. Als er wieder aufsah, blickte er in zwei Gesichter, aus denen alle Farbe gewichen war.
    »Sie haben . . .? Himmel, das kann nicht sein, das würde ja bedeuten, Sie sind . . .«
    »Hermann von Keipen«, fiel Matthias ihm ins Wort.
    »Aber das ist doch nicht möglich!«, rief Alicia. »Hermann von Keipen ist tot. Er wurde im Gefängnis gelyncht. Ich selbst habe damals einen langen Artikel darüber geschrieben.«
    »Die Meldung war eine Finte«, erklärte Matthias mit rauer Stimme, »ist in gewisser Weise aber doch wahr. Es gibt keinen Hermann von Keipen mehr. Er hörte auf zu existieren, als die Kurie mit der italienischen Justiz ein geheimes Abkommen traf. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde ich aus dem Gefängnis in ein abgeschiedenes sizilianisches Kloster gebracht. Wenn Sie so wollen, war es der Dank dafür, dass ich mit dem Tod dieses Papstes nicht nur die Kirche, sondern die ganze Welt vor einer großen Katastrophe bewahrt habe. An jenem Tag wurde aus Hermann von Keipen – dem Mörder des neugewählten Papstes und Sohn des Magus der Simonischen Bruderschaft   – Matthias.«
    Varottos Körper hatte sich sichtbar angespannt.
    »Ist Ihnen klar, dass es mir meine Ehre als Polizist gebietet, Sie sofort zu verhaften, wenn stimmt, was Sie gerade erzählt haben? Egal, welcher Kuhhandel da geschlossen worden ist, Sie sind ein Mörder, der lebenslang hinter Gitter gehört.«
    »Mir ist Ihre Position durchaus klar, Commissario«, antwortete Matthias ernst. »Aber erstens ist dieser
Kuhhandel
, wie Sie es nennen, vom italienischen Justizminister mit der Römischen Kurie vereinbart worden, und zweitens sollten Sie sich zumindest meine Geschichte anhören, bevor Sie voreilig handeln.«
    »Ich finde, wir sollten ihm zuhören, Daniele«, mischte sich Alicia nun ein. »Die Tatsache, dass Herr von   ... Matthias der Polizei von der Römischen Kurie als Sachverständigerzur Verfügung gestellt wurde, zeigt doch, dass stimmt, was er gesagt hat.«
    Varotto nickte zögernd. »Du hast recht, das erklärt die Anweisung des Questore. Also gut, erzählen Sie, Matthias. Oder soll ich Sie Herr von Keipen nennen?«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Wie ich eben schon sagte, Commissario, Hermann von Keipen ist tot.«
    Dann erzählte er zum ersten Mal seit vier Jahren seine Geschichte.
    Sie begann mit einem ranghohen S S-Offizier , dessen Familie in Südafrika ein Vermögen mit dem Diamantenhandel verdient hatte und in Kimberley ein großes Anwesen besaß. Dort gründete dieser Mann, Hermann von Settler, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine Bruderschaft mit dem Ziel, die katholische Kirche zu infiltrieren, um so an deren finanzielle Mittel und vor allem an ihre politische Macht zu gelangen. Dazu wurden Hunderte von Jungen im Alter zwischen zwölf und vierzehn

Weitere Kostenlose Bücher