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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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ans Ende seiner Tage mit der Gewissheit leben müssen, am Tod des Papstes mitschuldig zu sein, wenn er dessen Rettung durch seinen Starrsinn weiter verhindere, gab dieser sich geschlagen und verband Barberi weiter.
    Kardinal di Palmera hörte sich an, was der Commissario Capo ihm hastig erklärte, und zögerte danach keine Sekunde. Er versprach, sofort alles Nötige in die Wege zu leite und legte auf.
    Kurz nach elf rasten die ersten dunklen Limousinen mit dem Autokennzeichen SCV aus der Porta di Sant’Anna. Eine Minute später folgten die nächsten Wagen. So ging es weiter, bis fast die gesamte Schweizergarde und die Beamten des
Corpo di Vigilanza
den Vatikan verlassen hatten.Nur die Gardisten, die an den Eingängen des Vatikans Wache schoben, blieben zurück.
    Gleichzeitig schickte Barberi von der Questura aus zwei Hubschrauber sowie Sanitätswagen los und mobilisierte neben dem eigenen Einsatzkommando sämtliche Polizisten, die in einem Radius von zwanzig Kilometern um die päpstliche Sommerresidenz Dienst taten.
    Während dieses riesige Polizeiaufgebot sternförmig auf Castel Gandolfo zuraste, stand Barberi am Fenster seines Büros und starrte hinunter auf den nun leeren Parkplatz, als könnte er dort eine plausible Erklärung auf die Frage finden, die sich mit der Wucht eines Orkans in sein Bewusstsein drängte:
Z u was waren diese Irren noch fähig?
     

11   Uhr 35.   Castel Gandolfo
    63
    Sie waren sogar besser durchgekommen, als Varotto prophezeit hatte. Obwohl die Fahrt sicher die rasanteste seines Lebens gewesen war, hatte Matthias während der ganzen Zeit keinen Laut von sich gegeben und lediglich den Haltegriff mit seiner rechten Hand so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sein Blick war starr auf die Windschutzscheibe gerichtet gewesen, die waghalsigen Manöver, die Varotto an manchen Stellen vollführte, hatte er jedoch nicht wahrgenommen.
    Etwas war zurückgekommen. Etwas, das nicht gut war. Eine Leere, die so vollkommen war, dass Matthias den Eindruck hatte, selbst die Gedanken würden in seinem Inneren als Echo zurückgeworfen. Wie ein schwarzes Loch hatte diese Leere jegliches Gefühl geschluckt. Damals, alser sie zum ersten Mal gespürt hatte, während er auf dem Dach der Bernini-Kolonnaden gelegen und das Gesicht des Frischgewählten durch das Zielfernrohr ins Visier genommen hatte, damals war ihm der Gedanke gekommen, dass vielleicht mehr von seinem Vater in ihm steckte, als er wahrhaben wollte. Und nachdem er den tödlichen Schuss abgegeben hatte, war ihm bewusst geworden, dass dieser ihn darauf konditioniert hatte, in Extremsituationen unbewusst alle Gefühle komplett abzuschalten, die gewisse Handlungen hätten gefährden oder gar verhindern können. Mitleid, Schuld, Gewissen   ... Bedeutungslos. In den Jahren danach, in der Einsamkeit des Klosters an den Hängen des Ätna, war ihm aufgegangen, dass es ein Schutzmechanismus seines Unterbewusstseins war, ohne den er seine schreckliche Tat nie überlebt hätte. Und nun, in diesem Moment? War diese Leere wieder ein Schutz? Und wenn ja, wovor? Vor dem, was du vielleicht bald sehen wirst, erklärte er sich selbst.
    Varotto war dicht an die Sommerresidenz des Papstes herangefahren, die auf einem Hügel über dem Albaner See thronte und den Papstpalast, die Villa Cybo, den Palazzo Barberini, die Gärten des Belvedere und einen kleinen Gutshof umfasste.
    Mindestens dreißig Polizei- und Zivilfahrzeuge parkten schon auf beiden Seiten der Zufahrtsstraße, auf der unzählige Polizisten, die meisten von ihnen in Uniform, herumstanden. Einer der Männer in Zivil, der eher wie ein Buchhalter als wie ein Polizist wirkte, kam mit schnellen Schritten auf den BMW zu und beugte sich zu Varotto herunter, der die Scheibe geöffnet hatte. Als er die langen blonden Haare des Beifahrers sah, stutzte er, fing sich aber gleich wieder und sah Varotto an.
    »Commissario Varotto?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Commissario Di Manelli. Gott sei Dank sind Sie endlich da. Fast gleichzeitig mit der Meldung, dass der Heilige Vater entführt worden ist, hat die Questura uns darüber informiert, dass er hier irgendwo festgehalten wird. Und dass die Drahtzieher dieser Kreuzwegmorde dahinterstecken könnten und Sie uns vor Ort Instruktionen geben. Also: Wo und vor allem wonach genau sollen wir suchen?«
    Während Varotto seinem Kollegen von ihren Vermutungen berichtete und den Einsatzplan erklärte, stieg Matthias aus, sah sich kurz um und bahnte sich seinen Weg

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