Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
reichte er ihr eine Akte. „Ist gerade reingekommen. Eine Identifizierung für den Kerl aus dem Park.“
Detective Heat schlug die Akte auf und erblickte ein Fahndungsfoto des Mannes, den sie am Belvedere Castle erstochen hatte. Sergio Torres, geboren am 26. Februar 1979. Er war ein Laden-und Autoradiodieb, der genug Zeit im Gefängnis verbracht hatte, um in Kontakt zu lateinamerikanischen Gangs zu kommen. Diese Beziehung brachte ihm ein paar weitere Gefängnisaufenthalte wegen Autodiebstahls und tätlichen Angriffs ein. Sie klappte die Akte auf ihrem Schoß zu und starrte gedankenverloren vor sich hin.
„Tut mir leid“, sagte Rhymer. „Ich hätte damit noch warten sollen.“
„Nein, nein, das ist es nicht“, versicherte Heat. „Es ist nur … Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich meine, Torres hatte keinen militärischen Hintergrund. Ich habe diesen Kerl in Aktion erlebt. Er hatte die Fähigkeiten eines Soldaten. Wie erhält ein Gangmitglied eine solche Ausbildung?“ Ihr Telefon klingelte.
Es war Rook, der schon wieder versuchte, sie zu erreichen. Es musste mittlerweile sein zehnter Anruf sein. Und zum zehnten Mal ging Nikki nicht dran, denn wenn sie das getan hätte, wäre sie gezwungen gewesen, darüber zu reden. Und sobald sie das tat, würde es real werden. Und sobald es real wurde, würde alles vorbei sein. Und Heat konnte es sich momentan einfach nicht leisten, alles vorbei sein zu lassen.
Nicht vor allen anderen. Nicht solange ihre Beförderung zum Lieutenant noch ausstand.
„Hey“, sagte Ochoa. „Es ist zwar kein gutes Timing, aber bevor diese Sache passierte, habe ich ein Treffen mit
Justicia a Guarda
vereinbart, und sie sind jetzt hier. Soll ich versuchen, es auf morgen zu verschieben?“
Heat dachte ernsthaft darüber nach. Nein, sie musste weitermachen. Wenn sie nicht weiterruderte, ging sie das Risiko ein, zu sinken. „Nein, sagen Sie das Treffen nicht ab. Ich komme sofort. Und Miguel? Danke, dass Sie die Identifizierung des Captains übernommen haben.“
„Bevor Sie mir danken, sollten Sie eines wissen“, sagte er. „Um ehrlich zu sein, konnte ich auch nicht hinsehen.“
„Danke, dass Sie gekommen sind“, sagte Nikki, als sie den Warteraum betrat. Stille schlug ihr entgegen. Ein Mann und eine Frau, beide um die dreißig, saßen Detective Ochoa gegenüber mit verschränkten Armen am Tisch und würdigten sie keines Blickes. Heat kam nicht umhin zu bemerken, dass sie ihre Mäntel nicht ausgezogen hatten, was ein weiterer nonverbaler Hinweis war.
Sobald Nikki Platz genommen hatte, ergriff die Frau, Milena Silva, das Wort. „Mr. Guzman und ich sind eigentlich nicht freiwillig hier. Des Weiteren sollten Sie wissen, dass ich nicht nur eine der Leiterinnen von
Justicia a Guarda
bin, sondern auch einen Abschluss in Rechtswissenschaften besitze. Also seien Sie gewarnt, bevor Sie anfangen.“
„Nun, zuerst einmal“, erwiderte Heat, „ist das hier ein inoffizielles Treffen …“
„Auf einem Polizeirevier“, warf Pascual Guzman ein. Er sah sich im Raum um und fuhr sich mit den Fingerspitzen durch seinen Che-Guevara-Bart. „Zeichnen Sie dieses Gespräch auf?“
„Nein“, sagte sie. Es ärgerte sie, dass die beiden versuchten, die Kontrolle über das Treffen zu übernehmen, also übte sie ein wenig Druck aus. „Wir haben Sie hergebeten, weil Sie uns helfen könnten, etwas mehr über Pater Graf zu erfahren und so vielleicht seinen oder seine Mörder zu finden.“
„Warum sollten wir irgendetwas über seine Mörder wissen?“, fragte Guzman. Seine Kollegin legte ihre Hand auf den Ärmel seines olivgrünen Mantels, und die Geste schien ihn zu beruhigen.
„Pater Graf war seit vielen Jahren ein Unterstützer unserer Menschenrechtsarbeit“, erklärte Milena Silva. Er ging mit uns auf Protestmärsche, er half uns bei der Organisation, und er reiste sogar nach Kolumbien, um die Misshandlungen unseres Volkes durch das Regime, das Ihre Regierung dort übrigens unterstützt, mit eigenen Augen zu sehen. Sein Tod ist ein Verlust für uns. Wenn Sie also denken, dass wir etwas mit dem Mord an ihm zu tun haben, liegen Sie falsch.“
„Vielleicht sollten Sie lieber bei Ihrer CIA nachhaken.“ Guzman unterstrich seine Worte mit einem knappen Nicken und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Heat wusste, dass es nichts bringen würde, sich auf einen Streit mit ihnen einzulassen. Sie war mehr daran interessiert, etwas über Pater Grafs letzte Stunden zu erfahren, besonders darüber, ob es in
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