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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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bösen Blick zu, während er zu einem Anrichtetisch trat, auf dem Flaschen standen.
    »Jetzt zieh du dich aus!« befahl er.
    Langsam stieg Röte in Cathérines Wangen, und sie ballte die Fäuste. Ihre Augen funkelten vor Zorn, während ihr Mund sich halsstarrig verkniff.
    »Nein«, sagte sie nur.
    Sie machte sich auf einen Wutausbruch gefaßt. Nichts dergleichen geschah. Gilles ließ einen Seufzer hören, wandte sich lässigen Schritts zum Hintergrund des Zimmers und nahm von einem Möbelstück eine lange Jagdpeitsche.
    »Gut«, sagte er nur. »Dann werde ich selbst es besorgen … damit!«
    Im nächsten Augenblick pfiff die lange, schmiegsame Gerte durch die Luft und fetzte einen der weiten Ärmel herunter, nicht ohne den Arm Cathérines sengend zu streifen, die nur mit Mühe ein Wimmern unterdrückte. Sie begriff, daß sie unterlegen war, daß sie gehorchen mußte, wenn sie von diesem brutalen Tier nicht zusammengeschlagen werden sollte.
    »Aufhören!« sagte sie mit matter Stimme, »ich gehorche.«
    Im nächsten Augenblick fielen der dalmatinische Umhang und das feine Hemd zu ihren Füßen nieder …
    Als es wieder Tag wurde, hatte Cathérine keine Tränen mehr. Von Entsetzen und Leiden erfüllt, war sie an der Grenze der Erschöpfung angelangt. Von dieser Nacht in den Händen des Sire de Rais sollte sie eine schreckliche, unauslöschliche Erinnerung zurückbehalten …
    Der Mann war geisteskrank, es gab keine andere Erklärung. Er war manisch Blut und Laster verfallen, und stundenlang hatte die Unglückliche sich den widerlichen Phantasien unterwerfen müssen, die Gilles' verschrobener Geist und seine abnehmende Männlichkeit ihr auferlegten.
    Ihr zerkratzter, mißhandelter Körper verwehrte ihr den Schlaf, und das Blut gerann auf ihrer Schulter, in die der Rasende seine Zähne gegraben hatte.
    Während dieser ganzen schrecklichen Nacht hatte er nicht aufgehört zu trinken, zu trinken bis zum Delirium, und Cathérine hatte mehr als einmal geglaubt, ihre letzte Stunde sei gekommen; aber Gilles hatte sich damit zufriedengegeben, sie windelweich zu schlagen und in den gemeinsten Ausdrücken zu beschimpfen.
    Das Quantum Wein, das ihr Peiniger in sich hineingeschüttet hatte, hatte Cathérine hoffen lassen, daß er endlich einschlafen würde, doch als die Morgenröte anbrach und die Hörner der Wächter die Öffnung der Stadttore verkündeten, hatte Gilles noch nicht die Augen geschlossen. Er hatte nur die Decke zurückgeschlagen und war aufgestanden, seinen nackten Körper in der Morgenfrische reckend. Dann hatte er sich angezogen und war hinausgegangen, ohne einen Blick auf die junge Frau zu werfen, die reglos auf dem zerwühlten Bett lag. Wie jeden Morgen rief ihn die Jagd. Hinter dem Bettvorhang, wo sie versuchte, eine bequemere Lage zu finden, hatte Cathérine die Signale der Jagdhörner, das Gebell der ungeduldigen Hunde und dann das Knarren der sich senkenden Zugbrücke gehört.
    Draußen mußte sich ein schöner Frühlingstag ankündigen, doch durch die mit Blei eingefaßten Scheiben der schmalen Fenster in den dicken Mauern des Schloßturms drang mit Mühe nur ein grauer, matter Schein. Das Feuer war ausgegangen, aber die Kerzen, wenn auch weit heruntergebrannt, flackerten noch. Cathérines Schulter schmerzte so, daß sie sich trotz ihrer Müdigkeit aufraffte, um in einer der Kannen nach Wasser zu suchen. Doch kaum hatte sie den Fuß auf den Boden gesetzt, als das Zimmer sich um sie drehte, während in ihrem Kopf alles durcheinanderwirbelte. Stöhnend ließ sie sich wieder aufs Bett fallen. Sie fühlte sich entsetzlich schwach und elend. Von Kälteschauern geschüttelt, wickelte sie die Decken um ihren erschöpften Körper. Wenn sie riefe? Vielleicht käme eine Dienerin, die sich um sie kümmerte …
    In diesem Augenblick öffnete sich ganz leise die Tür. Zuerst erschien der bärtige Kopf, dann der kolossale Körper La Trémoilles. Nachdem der dicke Kämmerer sich durch einen raschen Rundblick vergewissert hatte, daß Gilles nicht da war, schloß er sorgfältig und vorsichtig die Tür und näherte sich auf Zehenspitzen dem Bett. Mit großen, ängstlichen Augen sah Cathérine ihm entgegen. La Trémoille trug einen weiten Morgenmantel aus apfelgrüner Seide, nach seiner Gewohnheit reichlich mit Gold verziert, dazu eine Nachtmütze, die seinen schon etwas glatzköpfigen Schädel bedeckte. Diese Aufmachung erschreckte Cathérine: Hatte der dicke Kämmerer etwa die Absicht, sofort Gilles' leeren Platz neben

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