Cathérine de Montsalvy
ganz einfach daran! Und ich hoffe, daß es mit Eurem schönen Vetter ebenso gehen wird. Wenn Ihr diesen Diamanten haben wollt, der direkt aus der Hölle kommt, braucht Ihr ihn nur zu nehmen!«
Im höchsten Grade erbittert, erhob sich ihre Stimme zum Kreischen, aber schon hatte Gilles sie brutal gepackt und preßte erbarmungslos ihre Schultern, während das von Zorn und Furcht verzerrte Gesicht sich dem ihren näherte.
»Ich habe weniger Angst vor Satan als vor deiner Zauberei, verfluchte Hexe! Und du hast keine Wahl. Morgen wirst du La Trémoille ausgeliefert. Entweder stiehlst du mir den Diamanten, oder du wirst in der Folter sterben und deine Zigeunerin mit dir! Hier bist du nichts als eine Vagabundin ohne Bedeutung, die man nach Belieben verschwinden lassen kann. Die guten Bürger der Stadt sind nie so glücklich, als wenn sie die Leiche eines deiner Brüder am Galgen baumeln sehen!«
»Dann wird man mir die Zunge herausschneiden müssen!« erwiderte Cathérine eiskalt. »Denn in der Folter werde ich sprechen, werde sagen, wer ich bin und warum Ihr mich hierhergeschleppt habt. Auf jeden Fall«, schloß sie bitter, »werde ich umkommen. Ihr werdet mich hier nicht lebend herauslassen. Ich habe also kein Interesse, für Euch diesen Stein zu stehlen!«
»Doch! Gegen den Stein ist dein Leben gerettet! Nachts mußt du zu Werke gehen. La Trémoille bewohnt diesen Turm hier. Wenn du den Diamanten hast, brauchst du ihn mir nur zu bringen, und ich werde dich ungesehen hinausschaffen. Es bleibt dir überlassen, dafür zu sorgen, daß dein Stamm so schnell wie möglich das Lager abbricht, denn euer Wohl wird von der Geschwindigkeit eurer Beine abhängen. Der Rest der Nacht wird Euch zur Flucht bleiben … denn, wohlverstanden, du wirst angeklagt werden und die Deinen mit dir!«
»Die Soldaten werden uns schnell eingeholt haben!« entgegnete Cathérine. »Euer ›gerettetes Leben‹ ist nichts als ein schlecht bemäntelter Aufschub. Danach wird das Blut einer Menge wackerer Leute in Strömen fließen.«
»Das geht mich nichts mehr an! An dir liegt's, dich nicht erwischen zu lassen. Wenn sie dich erwischen, würde es dir übrigens nicht das mindeste nützen, wenn du die Wahrheit sagtest. Zwischen dem Wort einer Zigeunerin und dem eines Marschalls des Königs wird niemand zögern. Man würde dich nur auslachen!«
»Und … wenn ich mich weigere?«
»Deine Sara würde sofort in die Folterkammer geführt werden. Du könntest dem Schauspiel beiwohnen, bevor du selbst an ihm teilnähmst!«
Cathérine wandte angewidert den Kopf ab! Gilles ' Gesicht hatte sich zu einer diabolischen, abstoßenden Maske verzerrt. Sie hob die Schultern und seufzte:
»Gut, ich werde gehorchen! … Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl!«
»Du wirst den Diamanten stehlen und mir übergeben?«
»Ja …«, sagte sie überdrüssig. »Ich werde ihn Euch geben und hoffe, daß er Euch dasselbe Unglück bringt wie den anderen. Ich habe wahrhaftig keine Lust, ihn zu behalten.«
Die Ohrfeige, die Gilles ihr versetzte, entriß ihr einen Schmerzensschrei. Sie war so heftig gewesen, daß sie taumelte.
»Ich will deine Verwünschungen nicht hören, du Luder! Du hast, nur zu gehorchen, wenn du nicht willst, daß man dich verbrennt! Gehorchen, verstehst du?! Und zwar demütig!«
Vor Schmerz kamen ihr Tränen. Tapfer unterdrückte sie ihre Wehleidigkeit, aber der Kopf dröhnte ihr noch wie eine Glocke. Haßerfüllt sah sie den Mann an, der nun befahl:
»Hilf mir beim Ausziehen!«
Er hatte sich gesetzt und streckte ihr ein Bein hin, von dem sie den Schuh herunterziehen sollte. Einen Augenblick zögerte sie, aber sie kannte ihn zu gut, um sich zu weigern. Was nützte es? Sollte sie einen Dolchstoß riskieren? In seiner Wut war er zu allem fähig. Offensichtlich hatte er die Absicht, sie zu demütigen … Mit einem Seufzer kniete sie nieder.
Während Cathérine ihm beim Ablegen seiner Kleidungsstücke half, hatte Gilles einen Humpen Wein auf dem Tisch ergriffen und trank aus ihm mit vollen Zügen. Als der Humpen leer war, warf er ihn beiseite und griff zu einem anderen, dessen Inhalt er mit derselben Gier hinuntergoß. Ein dritter folgte. Entsetzt beobachtete Cathérine, wie sein Gesicht allmählich aufquoll, sich purpurrot färbte und seine Augen rot unterliefen. Als er nichts mehr auf dem Leibe hatte, nahm er von einem Armstuhl eine lange schwarze Samtrobe, zog sie sich über, knüpfte die Kordel um seine Taille und warf der jungen Frau einen
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