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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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nicht. Gewiß, der höllische Trank Tereinas könnte der Dame de La Trémoille die Liebesnacht verschaffen, die sie wünschte, aber sie empfand plötzlich einen Widerwillen, ihn ihr zu besorgen. Dieser frische, charmante Junge, so jugendlich, heiter und rein – sie konnte ihn sich nur mit Entsetzen in den Armen dieser überreifen Frau vorstellen! Ihr kam es wie eine Schändung, eine Entweihung vor …
    Aber die andere drängte von neuem.
    »Ich habe getan, um was du mich batest, Zigeunermädchen. Morgen, beim Morgengrauen, wird man dich zu deinem Lager führen, damit du holst, was du brauchst. Halte also dein Versprechen.«
    Cathérine schüttelte mit einer Willensanstrengung den peinlichen Eindruck ab, von dem sie befallen wurde. Was machte es schon alles in allem aus, wenn der Junge eine Nacht mit dieser Frau verbrachte? Zweifellos war es die Liebe der Gräfin, die ihn bislang vor dem Zorn La Trémoilles bewahrt hatte, denn sie wußte sehr wohl, wie lästig die Anwesenheit des jungen Grafen in des Königs Nähe dem Großkämmerer war.
    Sie hob den Kopf und blickte der Dame direkt ins Gesicht.
    »Ich werde mein Versprechen halten«, versicherte sie.
    »Gut, gehen wir zurück! Du wirst bis zum Morgengrauen auf Kissen am Fuße meines Bettes schlafen.«
    Eine hinter der anderen verließen sie den schmalen Steingang.
    Auf dem Lager, das man ihr aus Kissen zurechtgemacht hatte, damit rechnend, daß man sie im Ankleidekabinett der Gräfin unterbringen würde, schlief Cathérine schlecht. Sie war nervös und unruhig, machte sich Sorgen, wie La Trémoille reagieren würde, wenn er ihr Verschwinden entdeckte, und dann war es zu heiß, zu drückend in dieser luftlosen, von starken Parfümen durchtränkten Kammer. Trotz allem schlief sie schließlich ein, doch als am frühen Morgen Violaine hereinkam, um sie zu wecken, hatte sie Kopfschmerzen und fühlte sich vor Müdigkeit ganz zerschlagen. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, was sich zuvor zugetragen hatte.
    »Los!« sagte die Ehrendame trocken. »Aufstehen! Unten warten ein Sergeant und zwei Bogenschützen, um dich zum Lager deiner Leute zu begleiten.«
    Cathérine stand auf und wusch sich mit etwas Wasser die Augen. Der unverschämte Ton Violaines reizte sie, aber womit könnte sie sie zurechtweisen? Ganz offensichtlich hatte die Favoritin der Gräfin keine Sympathien für sie. Diese Neue, außerdem noch aus den Niederungen der Gesellschaft kommend, erregte ihren Zorn. Die Dame La Trémoille schlief noch, und nicht gerade darauf erpicht, sie durch den Lärm eines Streites zu wecken, beeilte Cathérine sich.
    Einen Augenblick später trottete sie neben einem großen, bärtigen, mürrischen und von seinem Auftrag durchaus nicht erfreuten Sergeanten, den zwei Bogenschützen begleiteten, durch den großen Hof in Richtung der Auffahrtsrampe. Das Morgenrot zündete den Himmel der aufgehenden Sonne entgegen an, und von der feuchten Erde stieg erquickende Frische auf. Sofort fühlte Cathérine sich besser, ihr Kopf war klarer und ihr Geist frei. Der Morgenwind schien gut nach den Tagen, in denen sie eingesperrt gewesen war …
    Jedoch im Augenblick beschäftigte sie ein Problem. Würde es ihr gelingen, Tereina zu sehen, ohne daß Fero von ihrer Anwesenheit erfuhr? Dies schien ziemlich unwahrscheinlich, und in diesem Fall müßte sie sich bestimmt aufs Verhandeln verlegen. Die Narrheit, die er begangen hatte, als der Zigeuner tags zuvor auf der Suche nach ihr in die Umwallung des Schlosses eingedrungen war, ließ vermuten, daß noch weitere Verrücktheiten folgen würden. Würde er nicht versuchen, sie den Bewaffneten, die den Auftrag hatten, sie zu bewachen, zu entreißen?
    Die Strecke zum Lager der Zigeuner war nicht lang. Wenn man einmal die Schießscharten des Eingangs passiert hatte, brauchte man nur in den Schloßgraben hinunterzuklettern, und Cathérine hatte nicht mehr viel Zeit, sich Fragen zu stellen. Außerdem wurden Cathérines Gedanken sofort abgelenkt. Sie glaubte, in dieser frühen Morgenstunde das Lager noch schlafend vorzufinden. Aber es herrschte eine ungewöhnliche Betriebsamkeit.
    Die Frauen waren schon dabei, die Feuer anzuzünden und Wasser aus dem Fluß zu holen, doch die Alten und die Männer waren um den Karren der alten Phuri Daï versammelt. Sie bildeten eine schweigsame, trübsinnige Gruppe, von der drückende Traurigkeit ausging. Einen Augenblick glaubte Cathérine, die Alte sei gestorben, aber bald erblickte sie sie, in einen Haufen

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