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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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aufzubauen.«
    An diese Unterhaltung hatte sie sich in Angers erinnert, als es darum gegangen war, einen Köder zu finden, mit dem La Trémoille nach Chinon gelockt werden konnte! Jetzt war der Köder ausgeworfen, der Fisch hatte angebissen … Tiefe Erleichterung bemächtigte sich Cathérines. Selbst wenn sie nicht mehr lebend aus diesem Kerker herauskäme, konnte sie wenigstens sicher sein, daß La Trémoille nach Chinon gehen, daß die Falle hinter ihm zuschnappen, daß sie schließlich gerächt sein würde!
    Mit leichterem Herzen beobachtete sie, wie er in ihrem Gefängnis wie ein Bär im Käfig auf und ab ging, und glaubte, durch seine Adern das Goldfieber wie ein Gift rinnen zu sehen. Sie hörte ihn murmeln:
    »Diesen Mann … muß man finden! Ich muß seinen Namen erfahren! Dann werde ich schon wissen, wie ich ihn zum Reden bringe …«
    »Seigneur«,unterbrach sie leise, »gestattet Ihr mir, Euch einen Rat zu geben?«
    Er starrte sie an, als sei er erstaunt, sie noch da zu finden. Seine Leidenschaft hatte ihn sie vergessen lassen.
    »Sag's ruhig! Du hast mir einen großen Dienst erwiesen.«
    »Wenn ich Ihr wäre, Seigneur, würde ich nichts sagen, um kein Aufsehen zu erregen. Ich würde nach Chinon gehen, mit dem Hof … selbst mit dem König, wenn nötig! Und ich würde die edle Dame überwachen lassen. Es ist unmöglich, daß Ihr den Mann, der sie interessiert, dort nicht entdeckt …«
    Diesmal hellte sich das feiste Gesicht auf. Ein listiges, grausames Lächeln breitete sich über die schwammigen Züge und glättete die Runzeln wie Öl das Wasser.
    Er hob seinen leeren Beutel auf, nahm die Laterne und schlug mit der Faust gegen die Tür.
    »Kerkermeister! He! Kerkermeister …«
    Er wandte sich zum Gehen, sie stieß einen Schrei aus …
    »Seigneur! Habt Mitleid mit mir! Ihr werdet mich nicht vergessen, nicht wahr?«
    Aber er hörte sie kaum noch.
    Er warf ihr einen zerstreuten Blick zu.
    »Ja, ja … sei ganz ruhig! Ich werde dran denken! Aber nimm dich in acht und schweige, oder …«
    Sie hatte verstanden. Sie hatte mit einemmal jeden Wert in seinen Augen verloren. Vor der fabelhaften goldenen Aussicht, die sich vor ihm auftat, hatte er sogar vergessen, wie sehr es ihn noch vor kurzem nach ihr gelüstet hatte. Ob sie lebte oder stürbe, interessierte ihn wenig. Als einziges zählte nur der Schatz … Morgen, vielleicht noch in dieser Nacht, würde er mit dem Hof nach Chinon aufbrechen. Cathérine hatte ihre Aufgabe gelöst, aber sie befand sich in größerer Gefahr als je, denn sie war sicher, daß die Dame de La Trémoille vor ihrem Aufbruch alles tun würde, um sie umbringen zu lassen! Und wer konnte sagen, ob Pierre de Brézé und Tristan l'Hermite Zeit genug haben würden, ihr zu Hilfe zu eilen? Wieder zog sie den Dolch aus ihrem befleckten Kleid, drückte ihn an die zitternden Lippen.
    »Arnaud«, murmelte sie, »du wirst gerächt werden! Ich habe alles getan, was ich tun mußte! Jetzt erbarme Gott sich meiner!«
    Aber die letzten Stunden der Nacht verrannen still, ohne daß jemand sie im Kerker aufsuchte.
    Als Aycelin um Mittag mit einem Napf, in dem in einer Flüssigkeit von undefinierbarer Farbe einige Kohlstrünke schwammen, einem Krug und einem Stück Schwarzbrot in Cathérines Zelle trat, schien er völlig niedergeschlagen. Sein grobes, unausgeprägtes Gesicht unter dem rasierten Schädelrund trug den Ausdruck tiefer Traurigkeit. Er stellte den Napf mit dem Brot und dem Wasser zu Cathérines Füßen nieder.
    »Hier ist dein Mittagessen«, sagte er mit einem tiefen Seufzer. »Ich hätte dir viel lieber was Besseres gebracht, weil du deine Kräfte brauchst! Iß trotzdem.«
    Mit dem Fuß schob Cathérine die abscheuliche Suppe beiseite, auf die sie nach dem Hühnchen La Trémoilles keinen Appetit mehr verspürte.
    »Ich hab' keinen Hunger«, sagte sie. »Aber warum sagst du, ich brauchte meine Kräfte?«
    »Weil du für heute nacht damit rechnen mußt! Nach dem Abendläuten wird man dich holen, und ich, ich muß … Aber du wirst mir verzeihen, nicht wahr? Es ist nicht meine Schuld, weißt du! Ich muß meine Pflicht tun …«
    Cathérines Kehle zog sich zusammen. Sie hatte verstanden, was der Folterknecht sagen wollte. In dieser Nacht würde sie unter den Augen der Dame de La Trémoille zu Tode gefoltert werden … Panik bemächtigte sich ihrer wie ein Sturmwind. Dank des Dolches konnte sie sich der Folter entziehen, aber nicht dem Tod, und gerade jetzt wollte sie nicht sterben.

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