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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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sichere Amboise zu verlassen …
    »Es ist ein sehr stark wirkender Trank, Monseigneur. Er macht den, der ihn trinkt, so schwach wie ein Kind in den Händen dessen, der ihn einflößt. Und die Dame wollte damit einem Mann ein großes Geheimnis entreißen … das Geheimnis eines Schatzes!«
    Sosehr sie damit auch gerechnet hatte, verblüffte sie doch die magische Wirkung ihrer Worte. Das fette Gesicht verfärbte sich, während die Augen des Kämmerers Funken sprühten. Er packte Cathérine an der Schulter und schüttelte sie wild:
    »Eines Schatzes? Was weißt du davon? Sprich, sprich endlich! Welches Geheimnis? Welcher Schatz?«
    Sie spielte die Angst bis zur Perfektion, zog sich in sich selbst zurück, indem sie dem dicken Mann furchtsame Blicke zuwarf.
    »Ich bin nur ein armes Mädchen, Seigneur! Woher sollte ich solche Geheimnisse kennen? Aber ich habe Ohren zu hören, und ich verstehe sehr wohl, was ich höre. In meinem fernen orientalischen Land spricht man immer noch von Mönchssoldaten, die einst kamen, um das Grab des Erlösers zu verteidigen, und die mit großen Reichtümern wieder aufbrachen. Als sie ins Land der Franken zurückkehrten, rottete der König sie damals alle aus …«
    Mit dem Ärmel wischte sich La Trémoille den Schweiß vom Gesicht. Seine Augen brannten wie Kohlen.
    »Die Tempelritter …«, stammelte er mit trockener Kehle. »Weiter!«
    Sie spreizte ihre gefesselten Hände in einer Geste der Ohnmacht.
    »Man sagt noch, daß sie, bevor sie starben, Zeit gehabt hätten, den größten Teil ihrer Reichtümer zu verstecken, und daß ihre Verstecke mit unverständlichen Zeichen versehen wurden. Der Mann, der die edle Dame interessierte, soll diese Zeichen entziffern können …«
    Enttäuschung malte sich auf den feucht glänzenden Zügen des dicken Mannes. Er war sichtlich verstimmt und zögerte auch nicht, es zu zeigen. Die Schultern hebend, brummte er:
    »Also müßte man wissen, wo diese Bezeichnungen sich befinden.«
    Ein engelhaftes Lächeln huschte über Cathérines Gesicht. Ihr auf den dicken Mann gerichteter Blick war reine, offene Liebenswürdigkeit.
    »Vielleicht sollte ich's nicht sagen, Seigneur, aber Ihr seid so gut zu mir gewesen … und die Dame so grausam! Sie hatte mir die Begnadigung Feros versprochen und hat ihn unter der Peitsche sterben lassen. Ich glaube, sie weiß, wo diese Zeichen sind … Neulich, in der Nacht, habe ich sie gehört. Sie glaubte, ich schliefe. Sie sprach von einem Schloß, in dem die Führer der Mönchssoldaten gefangengehalten wurden, bevor sie auf dem Scheiterhaufen starben, aber ich erinnere mich nicht mehr an den Namen!«
    Dies war so raffiniert gesagt, daß La Trémoille alles Mißtrauen verlor und sogar vergaß, daß er je mißtrauisch gewesen war. Wieder packte er Cathérine:
    »Erinnere dich, ich befehle es dir! … Du mußt dich erinnern! Ist es Paris, im großen Turm des Temple? Ist es da? … Sprich!«
    Sie schüttelte sanft den Kopf:
    »Nein … es ist nicht in Paris! Ein Name wie … äh, es ist schwer … ein Name wie Ninon …«
    »Chinon! Das ist es! Bestimmt Chinon, nicht wahr?«
    »Ich glaube, ja«, sagte Cathérine, »aber sicher bin ich nicht. Gibt es da einen sehr dicken Turm?«
    »Riesig! Der Schloßturm von Coudray! Der Großmeister der Tempelritter, Jacques de Molay, ist dort mit anderen Würdenträgern während des Prozesses eingesperrt gewesen!«
    »Dann sind die Inschriften in diesem Turm«, sagte Cathérine ruhig.
    Der dicke Mann hatte sich aufgerichtet und schritt jetzt im Übermaß seiner Erregung im Kerker auf und ab. Sie beobachtete ihn mit wilder Freude. Es war Arnaud, der ihr von dieser Geschichte einst berichtet hatte. Eines Abends, nach der Zerstörung von Montsalvy, hatte er über ihr Elend geseufzt und ihr erzählt, wie ein früherer Montsalvy, Ritter des Tempels, zusammen mit zwei anderen Ordensbrüdern vom Großmeister beauftragt worden war, den fabelhaften Schatz zu bewahren. Er war kurze Zeit später gestorben, die Lippen über einem Geheimnis versiegelt, zu dem allein der Großmeister den Schlüssel besaß.
    »Man erzählt sich«, hatte Arnaud gesagt, »daß der Großmeister in seinem Gefängnis, im dicken Turm von Chinon, verschlüsselte Zeichen niedergeschrieben habe … leider unlesbar. Ich habe sie gesehen, als ich da unten war, habe ihnen aber keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Ich war reich, ohne Sorgen … Jetzt würde ich den fabelhaften Schatz gern finden, um Montsalvy wieder

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