Cathérine de Montsalvy
einer mit einer Fackel, stürzten herein und blieben wie versteinert stehen, als sie Cathérine blutüberströmt und in Ketten neben einer Leiche fanden. Sie hob die Augen wie eine Schlafwandlerin, erkannte ohne jede Reaktion Tristan l'Hermite und den Henkersknecht Aycelin.
»Er hat versucht, mich zu erdrosseln«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Ich habe ihn getötet …«
»Gott sei Dank!« murmelte Tristan totenblaß. »Ich fürchtete schon, zu spät zu kommen!« Dann wandte er sich lauter an seinen Kameraden, der Cathérine mit stumpfsinnigem Entsetzen anstarrte:
»Du erinnerst dich der Befehle Monseigneurs? Du haftest mit deinem Leben für das dieser Frau …«
Der Mann verfärbte sich und hob die verwirrten Augen zu Tristan:
»Ja, Messire! Ich … ich erinnere mich!«
»Ein Glück für dich, daß ich gekommen bin. Schaff diesen Kadaver weg und sieh zu, daß du dich seiner diskret entledigen kannst. Da keiner außer dir, mir … und ihr darüber Bescheid weiß, braucht niemand etwas davon zu erfahren. Dir ist nichts geschehen, Frau?«
Cathérine gab ihm durch ein Zeichen zu verstehen, daß mit ihr alles in Ordnung sei. Aycelin hatte sich gebückt, hob den leblosen Körper des Mordgesellen trotz seiner Kräfte nur mit Mühe an und legte ihn sich über die Schultern.
»Ich werd' ihn ins tiefste Verlies werfen«, sagte er. »Es ist ganz in der Nähe!«
»Beeil dich, ich warte!«
Er schlurfte mit seiner Last hinaus, dem Flamen dabei einen dankbaren Blick zuwerfend, und unterließ es sogar, die Tür wieder zu schließen. Sobald er verschwunden war, beugte Tristan sich zu Cathérine hinunter.
»Schnell, wir haben nicht viel Zeit! Ich kam, um mit Sara zu sprechen, wie ich's fast jeden Abend durchs Kellerfenster tue, als ich sah, wie sich dieser Mann, einer der Diener der Dame de La Trémoille, ins Gefängnis schlich. Ich fühlte instinktiv, was geschehen würde, und bin ihm nach. Diese Livree ist geradezu ein Geleitbrief … Und dann hörte ich Euch schreien und rannte her …«
»Wolltet Ihr mich holen?«
Er schüttelte traurig den Kopf, bekümmert, als er sah, wie die großen Augen der jungen Frau sich mit Tränen füllten.
»Noch nicht. Ich kann's nicht. In einer Stunde wird der Großkämmerer herunterkommen, um Euch zu besuchen.«
»Woher wißt Ihr das?«
»Ich habe gehört, wie er einer der Stummen den Befehl gab, nach Mitternacht in einen Beutel ein Hühnchen und eine Flasche Wein zu packen. Offensichtlich ist er Euch noch wohlgesinnt. Man muß herausbekommen, was er von Euch will. Ich glaube nicht, daß ihn dieses finstere Loch zu erotischen Unternehmungen anregen wird. Und außerdem ist er krank …«
»Auf jeden Fall werde ich ihm nichts erlauben. Mein Dolch hat schon einmal zugestoßen, er kann's auch ein zweites Mal.«
»Überstürzt nichts! Ihr dürft Euch nicht hinreißen lassen wie vorhin im Folterkeller. Ihr könntet alles verlieren. Jetzt muß ich gehen. Messire de Brézé erwartet mich im Obstgarten …«
Er richtete sich wieder auf, bereit zu gehen. Cathérine hielt ihn am Arm zurück.
»Wann werde ich Euch wiedersehen?«
»Vielleicht morgen nacht … Vorher schon, wenn nötig. Seid nicht allzu ängstlich. Wir wachen, und ich bin sicher, daß Brézé bereit ist, für Euch La Trémoille die Gurgel durchzuschneiden, und sei es zu Füßen des Königs! Mut!«
Aycelin kam wieder zurück. Tristan erwartete ihn an der Tür, Cathérine den Rücken zukehrend. Die junge Frau fuhr plötzlich auf.
»Messire! Das Blut, das ich an mir habe … Wie soll ich das erklären?«
»Du wirst sagen, was passiert ist, und außerdem … daß Aycelin dich gerettet und den Mörder getötet hat. Er wird sich damit eine Beförderung verdienen, und du, du hast durch diese Notlüge nichts zu verlieren!«
Der Folterknecht grinste breit.
»Ihr seid sehr gütig, Messire! Wenn ich etwas für Euch tun kann …«
»Das werden wir später sehen! Schließ die Tür wieder und paß gut auf!«
Ohne Cathérine noch einen Blick zuzuwerfen, verließ Tristan den Kerker. Die schwere Tür schloß sich wieder. Dunkelheit hüllte die Zelle von neuem ein, aber Cathérines Nerven waren allzu grausam strapaziert worden. Sie brach in Schluchzen aus. Es tat ihr gut. Sie weinte lange und heftig, doch schließlich war sie erschöpft und fühlte ihren Schmerz gelindert … Im Nachbarkerker war kein Geräusch zu vernehmen. Sara mußte ebenso wie sie Angst ausgestanden haben, aber Tristan hatte sie zweifellos
Weitere Kostenlose Bücher