Cathérine de Montsalvy
dem Gedanken wahnsinnig, daß Blut fließen würde. Aber er schob sie fest beiseite.
»Laßt mich, Cathérine! Dies betrifft Euch nicht mehr! Ich bin beleidigt worden …«
»Noch nicht! Und ich verbiete Euch, Euch zu schlagen! Bernard kann Euch nichts anhaben. Ich bin frei, mich Euch zu geben, wie es mir gut erscheint.«
»Ich wünschte«, knurrte Bernard wütend, »La Hire oder Xaintrailles könnten Euch sehen, halbnackt wie eine Dirne, am Hals des Mannes hängend, um dessen Leben Ihr zittert! Sie würden Euch auf der Stelle erwürgen! Mir wart Ihr lieber auf dem Scheiterhaufen in Montsalvy!«
»Für diese Beleidigung, Pardiac, werde ich dich töten!« brüllte Pierre in höchstem Zorn. Er griff nach seinem Degen im Gras. »Verteidige dich!«
Der erste Zusammenprall der Waffen ließ die Funken sprühen. Zitternd und krank vor Scham, hatte Cathérine sich unter einen Baum zurückgezogen und brachte mechanisch ihre aufgelöste Kleidung wieder in Ordnung. Sie haßte sich in diesem Augenblick, war verwirrt und schämte sich bei dem Gedanken, was Bernard mit angesehen hatte …
Der Zweikampf war erbittert. Die beiden Männer schienen sich an Können gleichwertig zu sein. Pierre de Brézé hatte den Vorteil seines größeren Wuchses, seiner zweifellos überlegenen Kräfte, doch Bernard machte diesen Vorteil durch seine erstaunliche Wendigkeit wett. Er stieß vor und wich zurück mit der Schnelligkeit einer Schlange. Der schwere Degen schien die Verlängerung seines mageren Körpers zu sein. Der keuchende Atem der Kämpfenden erfüllte die Nacht …
An den rauhen Baumstamm gelehnt, versuchte Cathérine, die unregelmäßigen Schläge ihres Herzens zu beruhigen. Wenn Pierre fiele, würde sie es sich nie verzeihen, und für Bernard traf das gleiche zu. Sie würde sich nie von dem Eindruck lösen können, durch ihn Arnaud getroffen zu haben. Auf jeden Fall, wenn der eine oder andere stürbe, wäre sie entehrt, würde vom Hof gejagt werden. Das ganze Gewicht ihres Fehltritts würde auf ihren Sohn zurückfallen. Die Zukunft Michels wäre durch das Benehmen seiner Mutter ruiniert.
Sie rang die Hände, unterdrückte ein Schluchzen.
»Habt Erbarmen, Herr!« flehte sie. »Tut etwas, um diesem Kampf Einhalt zu gebieten!«
Aber nichts kam vom stummen Schloß herunter, das zu dieser späten Stunde kaum erleuchtet war, obwohl das Klirren der breiten Klingen die Nacht zu erfüllen schien. Es klang in Cathérines verwirrten Ohren wie das Läuten einer Glocke. Mußte solcher Lärm nicht Neugierige anlocken, und sei es auch nur die Wachrunde?
Und plötzlich erklang ein schwacher Schrei, den Cathérine wiederholte. An der Schulter getroffen, glitt Pierre ins Gras. Bernard trat zurück und senkte den Degen. Sofort stürzte Cathérine sich auf den Verwundeten. Er hatte die Hand auf die Wunde gedrückt. Blut rann schon an ihr herunter, und sein schönes Gesicht war vor Schmerz verzerrt.
»Ihr habt ihn getötet!« stammelte die junge Frau verzweifelt. »Er wird sterben!«
Doch Pierre hob sich auf einen Ellbogen und versuchte zu lächeln.
»Nein, Cathérine! … Er hat mich nicht getötet! Geht ins Schloß zurück, schnell, und sprecht zu niemand darüber.«
»Ich lasse Euch nicht allein.«
»Doch, doch! Ich habe nichts zu fürchten … Er wird mir behilflich sein«, fügte er hinzu, indem er eine Kopfbewegung zu seinem Gegner machte.
»Warum sollte er Euch behilflich sein, da er doch nur Euren Tod wünscht?«
Im Dunkel blitzten die Wolfszähne des Gaskogners. Kalt wischte er seinen Degen ab und schob ihn in die Scheide.
»Ihr kennt die Männer wahrlich schlecht, meine Teure! Wollt Ihr andeuten, daß ich ihn umbringen könnte? Haltet Ihr mich für einen Schlächter? Euer Geliebter hat die Lektion bekommen, die er verdiente, ich hoffe, daß er es sich gesagt sein läßt, und das ist alles! Geht zurück und schweigt. Ich werde mich um ihn kümmern.«
Er beugte sich schon hinab, um dem Verwundeten aufzuhelfen. Aber Pierre hielt ihn mit einer Bewegung zurück.
»In diesem Fall weigere ich mich! Niemals werde ich auf sie verzichten, Sire Bernard! Dann müßt Ihr mich töten!«
»Gut, gut, ich werde Euch später töten … wenn Ihr wiederhergestellt seid«, entgegnete Bernard ruhig. »Kehrt endlich ins Schloß zurück, Dame Cathérine«, fügte er trocken hinzu, »und laßt mich nur machen! Ich wünsche Euch eine gute Nacht.«
Von der herrischen Stimme gebändigt, entfernte sie sich langsam, verließ den von Mauern
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