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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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wir uns besser unterhalten. Wenn du noch etwas hast, ein Feuer anzumachen, Meister Wirt, können wir soupieren. Du auch. Ich habe zwei Schinken in den Leinenbeuteln auf dem Sattel hinten. Auch Speck habe ich, Käse und Nüsse …«
    Während sich Meister Amable, den Himmel mit Lobsprüchen überschüttend, auf die Lebensmittel stürzte, schob Jacques Coeur seinen Arm unter den Cathérines und ging mit ihr in die Herberge, Sara im Vorbeigehen mit einem freundlichen guten Tag grüßend. In dem niedrigen Saal, an dessen riesigen, geschwärzten Balken nur noch melancholische Zwiebelkränze statt des Pökelfleischs von einstmals hingen, trafen sie Bruder Etienne an, der sich, den Rücken dem Kamin zugekehrt und die Kutte bequem hochgehoben, wärmte. Cathérine wollte die beiden Männer einander vorstellen, bemerkte aber, daß sie sich schon kannten, und zwar sehr gut.
    »Ich wußte nicht, daß Ihr aus dem Orient zurückgekehrt seid, Maître Coeur«, sagte der Mönch. »Die Kunde ist noch nicht bis zu meinen Ohren gedrungen.«
    »Weil ich sozusagen auf Zehenspitzen zurückgekehrt bin. Ich hatte große Hoffnungen auf diese Reise gesetzt, und wenn ich auch hochinteressante Dinge und Menschen gesehen habe, so habe ich bei diesem Abenteuer doch alles verloren …«
    Während Meister Amable und die einzige ihm noch verbliebene Bedienstete sich damit beschäftigten, das Mahl zu bereiten und den Tisch zu decken, setzten die Reisenden sich auf die Ofenbank, um sich aufzuwärmen. Cathérine, die glücklich war, einen so treuen Freund wiedergetroffen zu haben, konnte sich nicht genugtun, ihn zu betrachten. Und sehr häufig traf ihr Blick den Jacques'. Die braunen Augen des Pelzhändlers aus Bourges sprühten Funken, die nicht gänzlich auf den Widerschein des Feuers zurückzuführen waren, und seine schmalen Lippen öffneten sich halb zu einem glücklichen Lächeln.
    Er erzählte, wie er im Frühjahr von Narbonne mit der Galeasse ›Notre-Dame et Saint-Paul‹, die dem Bürger Jean Vidal gehörte, aufgebrochen war und in Gesellschaft anderer Kaufleute aus Montpellier und Narbonne die östlichen Länder des Mittelmeers bereist habe, um dort die Richtlinien für zukünftige Wirtschaftsunternehmungen abzustecken. Er hatte Damaskus besucht, Beirut und Tripolis, Zypern und die griechischen Inseln, um seine Reise schließlich in Alexandrien und Kairo zu beenden. Er brachte Erinnerungen mit, deren Zauber in der Tiefe seines Blicks zu lesen war.
    »Ihr müßtet in Damaskus leben«, sagte er zu Cathérine. »Die Stadt ist vor genau dreißig Jahren von den Mongolen Tamerlans geplündert und gebrandschatzt worden, aber hol' mich der Teufel, wenn man das heute noch sieht! Alles wird dort für die Schönheit der Frauen getan. Sie finden schimmernde Abendgewänder, durchsichtige Schleier, mit Gold oder Silber durchwirkt, unvergleichliche Duftwasser, wunderbare Kleinode und für ihre Naschhaftigkeit eine Menge Konfekt und Süßigkeiten, deren exquisiteste ohne Zweifel ein erstaunliches schwarzes Nougat und eine Art köstlicher kandierter Pflaumen sind, die man Myrobalane nennt.«
    »Ich hoffe doch«, unterbrach Bruder Etienne, »daß Ihr von allem etwas mitgebracht habt. Der König schätzt solche Dinge sehr, von den Hofdamen ganz zu schweigen.«
    Jacques Coeurs Seufzer fand ein Echo bei Meister Amable, als der Wirt den Pelzhändler solche köstlichen kulinarischen Genüsse beschwören hörte.
    »Leider habe ich gar nichts mitgebracht. Meine Ladung Pelze, Tuche aus Berry und Korallen aus Marseille hatte sich gut verkauft, und ich hatte viele schöne und kostbare Dinge kaufen können. Unglücklicherweise befand sich die ›Notre-Dame et Saint-Paul‹ auf ihrer letzten Reise, mit anderen Worten, sie war nicht mehr die Jüngste. Auf der Höhe der Küsten Korsikas hatten wir einen heftigen Sturm zu bestehen, der uns auf einen Felsen warf, wo die Galeasse auseinanderbrach. Wir wurden ins Meer geworfen. Die Küste war nahe. Trotz des Orkans konnten wir das Land erreichen … und ein neues Unglück. Die Menschen von Korsika sind Halbwilde, und ihnen ist alles recht. Wenn das Meer ihnen nicht das Strandgut liefert, das sie sich sehnlichst wünschen, zünden sie Feuer am Ufer an, um die Schiffe auf verborgene Klippen zu locken. Das erklärt wohl zur Genüge, warum wir mit ihnen keine Verständigung über unsere Schiffsladung erzielen konnten. Die Räuber bargen zwar unser ganzes Hab und Gut, weigerten sich aber, es uns zurückzugeben. Darauf zu bestehen

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