Cathérine de Montsalvy
wäre gefährlich gewesen: Sie hätten uns mitleidslos getötet. Wir ließen sie also machen, was sie wollten, worauf sie sich freundlich und sogar gastfreundlich zeigten. Man geleitete uns sehr höflich zum Hafen Ajaccio zurück, wo wir ein Schiff fanden, dessen Kapitän bereit war, uns auf Grund unseres Versprechens, bei der Ankunft zu bezahlen, nach Marseille zu bringen. Ich bin völlig ruiniert und bettelarm nach Bourges zurückgekehrt«, schloß Jacques Coeur lachend.
»Völlig ruiniert?« fragte Cathérine erstaunt, die der Erzählung ihres Freundes mit leidenschaftlicher Aufmerksamkeit gefolgt war. »Aber Ihr scheint mir die Sache mit Humor zu nehmen!«
»Was würde das Klagen nützen? Ich bin schon einmal ruiniert gewesen, durch jene unangenehme Geschichte mit der Münzherstellung für den König, die ich mit Ravand, dem Dänen, zusammen übernommen hatte. Auch damals habe ich wieder von vorn angefangen, wie ich heute von vorn beginnen werde, ich komme aus Limoges, wo ich Handelsabschlüsse in Emailwaren getätigt habe, und ich hoffe, hier ein oder zwei dieser Gobelins zu finden, deren Herstellungsgeheimnis die Sarazenen, wie es heißt, einst in diese Stadt gebracht haben sollen. Ich habe mir etwas Geld von meinem Schwiegervater leihen können, leider zu wenig, aber es wird mir trotzdem ermöglichen, eine kleine Schiffsladung für die nächste Reise zusammenzustellen.«
»Ihr wollt wieder reisen?«
»Natürlich. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, Cathérine, welche Aussichten und geschäftlichen Möglichkeiten der Orient bietet! Zum Beispiel der Sultan von Kairo. Er besitzt Gold in fabelhaften Mengen, aber er hat kein Silber oder zuwenig. Ich kenne nun alte Bergwerke, die früher von den Römern abgebaut und seither aufgegeben wurden. Aufgegeben, aber nicht erschöpft. Könnte ich die Förderung wiederaufnehmen und das Silber nach Kairo transportieren, würde es mich in die Lage versetzen, Gold zu kaufen, unendlich viel billiger als in Europa, und phantastische Gewinne zu erzielen. Ah, wenn mir jetzt große Kapitalien zur Verfügung ständen!«
Während Jacques Coeur sprach, wanderte Cathérines Phantasie. Dieser Mann, dessen wache Intelligenz, dessen Mut und Kühnheit sie kannte, war fähig, die Welt umzukrempeln, um ihr das Glück zu entreißen. Was Ideen betraf, quoll Jacques geradezu von ihnen über. Sie zögerte keinen Augenblick.
»Dieses Kapital, mein Freund, glaube ich Euch beschaffen zu können.«
»Ihr?«
Das ehrliche Erstaunen des Pelzhändlers war offenkundig. Während des langen Aufenthalts in Carlat hatte Cathérine Macée in einem Brief die Katastrophe von Montsalvy berichtet, und wie jedermann in der königlichen Umgebung wußte er, daß Arnaud und die Seinen geächtet waren und daß nach ihnen gefahndet wurde. Auch die ganze Aufmachung Cathérines sah ihm nicht gerade nach Reichtum aus. Die junge Frau lächelte leise, wühlte in ihren Taschen.
»Allein dieser Stein, glaube ich, verbürgt die Ladung einer ganzen Galeasse.«
Drei erstaunte Rufe wurden gleichzeitig neben ihr ausgestoßen. Auf ihrer Hand funkelte Garins Diamant wie eine kleine schwarze Sonne. Vor lauter Aufregung hatte Meister Amable mit kugelrunden Augen einen Topf fallen lassen, während seine Küchenhilfe instinktiv die Hände faltete. Die plötzlich zusammengekniffenen Augen Jacques' wanderten von dem wundervollen Juwel zu dem gleichmütigen Gesicht Cathérines.
»Da ist er also«, sagte er langsam, »der berühmte Diamant des Finanzministers von Burgund! Welcher Glanz! Noch nie habe ich einen Stein gesehen, der diesem zu vergleichen wäre.«
Er streckte die Hand aus, nahm den fabelhaften Stein vorsichtig zwischen zwei Finger und ließ sein Feuer im Licht spielen. Ein Flammengefunkel entzündete sich zwischen seinen Fingerspitzen. Leichte Röte stieg in Cathérines Wangen.
»Nehmt ihn, Jacques, verkauft ihn und holt aus ihm heraus, was Ihr könnt.«
»Ihr wollt ein solches Wunder nicht behalten? Wißt Ihr, daß in diesem kleinen Stein das Lösegeld eines Königs steckt?«
»Ich weiß es. Ich weiß aber auch, daß es ein verwünschter Stein ist. Er verbreitet überall Unglück, wohin er kommt, und die, die ihn besitzen, haben nie Glück. Man muß ihn verkaufen, Jacques … Vielleicht wird mich dann das Unglück verschonen«, fügte sie tonlos hinzu.
Der leise Unterton ihrer Stimme entging dem Pelzhändler nicht. Seine freie Hand legte sich sanft auf die zitternden Hände der jungen Frau.
»Ich glaube nicht an
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