Cathérine de Montsalvy
konntet nicht wissen, daß meine Amme …«
»Dennoch wußte ich es, Madame«, erwiderte Tristan mit einem dünnen Lächeln. »Dankt mir nicht mehr, als recht und billig ist. Denn nicht ich habe Euch eine Idee eingegeben, Dame Cathérine, sondern Ihr mir!«
»Ihr wußtet es? Wieso?«
»Ich weiß stets alles, was ich wissen will! Aber seid ohne Sorge, ich werde Euch ebenso treu dienen, wie ich dem Konnetabel diene.«
»Warum? Ihr kennt mich doch nicht.«
»Nein. Aber ich brauche einen Menschen, Mann oder Frau, nicht zweimal anzusehen, um seinen Wert zu kennen. Ich werde Euch aus dem besten und einfachsten Grunde dienen: weil ich's gern tue!«
Der rätselhafte Flame grüßte und trat wieder zu seinem Herrn, Cathérine nachdenklich zurücklassend. Wer war dieser merkwürdige Mann, der als einfacher Stallmeister wie ein Herr sprach und anscheinend durch Mittel, die nur ihm bekannt waren, alles wußte, was die Leute, mit denen er zusammenkam, betreffen konnte? Daß er etwas Beunruhigendes an sich hatte, leugnete Cathérine nicht, und trotzdem empfand sie keine Furcht bei dem Gedanken, daß er bei dem bevorstehenden Abenteuer ihr Partner sein würde. Vielleicht der Solidität wegen, die von ihm ausstrahlte, einer anderen zwar als der, wie sie Gauthier gegeben war, doch auf ihre Art ebenso beruhigend!
Sie hatte Eile, zu Sara zurückzukehren, um sie ins Bild zu setzen, und bat, sich zurückziehen zu dürfen, was ihr sogleich gestattet wurde. Die Königin und der Konnetabel hatten noch ernste Dinge zu besprechen, die nicht für uneingeweihte, wenn auch treue Ohren bestimmt waren. Doch als sie den Saal verließ, stieß Cathérine auf Pierre de Brézé. Der junge Mann wanderte in der Galerie am Wasserrand auf und ab und kam, als er sie auftauchen sah, auf sie zu. Er schien sehr erregt und bewegt.
»Holde Dame«, sagte er mit besorgter Stimme, »haltet mich nicht für einen Narren, doch gewährt mir gnädigst einige Augenblicke des Gesprächs. Ich habe Euch vieles zu sagen.«
»So viel?« entgegnete Cathérine schnippisch, halb ernst, halb scherzhaft. »Ich dachte, wir hätten uns gestern abend alles gesagt, was zu sagen war.«
Die Erwähnung ihres vorangegangenen Renkontres trieb Brézé die Schamröte ins Gesicht, und Cathérine konnte trotz des Grolls, den sie noch gegen ihn empfand, nicht umhin, an diesem Koloß, der wie ein junges Mädchen errötete, einen gewissen Charme zu finden. Zudem sah er gut aus, hatte regelmäßige und reine Züge, die an die der Montsalvys erinnerten, besonders an die Michels, des hellen Haars und der blauen Augen wegen, und als Cathérine dies feststellte, spürte sie, wie das instinktive Ressentiment, das er ihr anfangs eingeflößt hatte, schwand. Sie blickte ihn etwas weniger streng an und ließ sich sogar von ihm zu einer der Fensternischen führen. Dort setzte sie sich auf die Steinbank und hob die Augen zu ihm auf.
»Nun, ich höre! Was habt Ihr mir zu sagen?«
»Zuerst, Vergebung für gestern. Ich kam geradewegs von einem Auftrag aus dem Haut-Maine zurück und ging direkt in dieses Zimmer, das in normalen Zeiten das meine ist. Ich wußte nicht, daß es besetzt war.«
»Wenn es so ist, so sei Euch verziehen. Seid Ihr nun zufrieden?«
Er antwortete nicht sofort. Seine nervösen Finger zerrten an den langen, mit grauer Seide unterfütterten Einschnitten seines Wamses aus blauem Tuch, dessen einziger Schmuck aus dem gestickten Kreuz von Jerusalem auf seiner Brust bestand.
»Ich habe noch etwas zu sagen!« meinte er schließlich gedämpft, ohne zu wagen, das zarte, so rührende Gesicht in der Einrahmung seiner schwarzen Schleier anzusehen. Pierre de Brézé war noch nie einer so schönen Frau begegnet, und die Vollkommenheit, die er, ohne zu wollen, entdeckt hatte, das Licht, das aus diesen wunderbaren blauen Augen strahlte, dies alles erregte ihn derart, daß er bebte. Er, der Ritter der Königin, der Mann, vor dem Lord Scales und Thomas Hampton geflohen waren, er, kraftlos und entwaffnet, wünschte jetzt nichts sehnlicher, als das Knie zu beugen und anzubeten. Cathérine war viel zu sehr Frau, zu feinfühlig, um die Verwirrung dieses großen Jungen nicht wahrzunehmen, aber sie war entschlossen, der Versuchung nicht nachzugeben, so charmant sie auch sein mochte.
»Sprecht!« sagte sie ruhig.
Er ballte die Fäuste, holte tief Atem wie ein Schwimmer, der ins Wasser springt, und sagte dann:
»Gebt diesen wahnsinnigen Plan auf, geht nicht da hinunter! Wollt Ihr, daß La
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