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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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bedrängten Herzen Luft.
    »Endlich!« flüsterte sie. »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Ich dachte mir gleich, daß du dich beunruhigen würdest, deswegen bin ich zurückgekommen. Aber ich muß wieder fort!«
    »Warum?«
    »Weil Tristan L'Hermite verschwunden ist!«
    Cathérine war wie vom Schlag gerührt. Einen Augenblick mußte sie nach Atem ringen, und ihre Stimme war nur ein Flüstern, als sie fragte:
    »Verschwunden? Aber wann? Wie?«
    »Vor zwei Tagen. Er hat die Herberge verlassen und ist nicht zurückgekehrt. Ich bin schon drüben im Städtchen gewesen, weil ich hoffte, dort etwas zu erfahren. Ich muß ihn unbedingt noch vor Sonnenuntergang finden.«
    »Und«, fragte Cathérine, »wenn du ihn nicht findest …«
    »Daran will ich lieber gar nicht denken. Vielleicht müßte man deine wahre Identität zugeben, aber das hieße mit deinem Leben spielen und natürlich auch mit dem Feros, der schuldig befunden würde, eine Fremde, eine Gadji, in den Stamm eingeführt zu haben«, erwiderte Sara.
    »Was interessiert mich Fero? Ich will nicht für ihn sterben. Wär's nicht viel einfacher, Dunicha zu sagen, daß ich nicht die geringste Lust habe, ihr ihren Platz streitig zu machen, und daß ich gern auf Fero verzichte?«
    »Damit würdest du Fero tödlich beleidigen, der sich's nicht erlauben kann, mißachtet zu werden. Dein Los wäre alles andere als beneidenswert, denn du dürftest kaum lange genug leben, um dich daran zu erinnern. Und außerdem würden es die anderen nicht verstehen. Man würde dich der Feigheit bezichtigen. Das hieße die Peitsche … und die Folgen!«
    Ein Zornesschrei entrang sich den Lippen Cathérines. Wohin immer sie sich wandte, stieß sie auf Mauern. Alles wies sie auf diesen Tod zurück, den sie nicht mehr wünschte. Ihr war völlig entfallen, daß sie vor gar nicht langer Zeit noch hatte sterben wollen. Jetzt wollte sie leben, mit aller Kraft, mit aller Gier ihrer Jugend. Dieses Leben war ihr kostbar geworden, da man es ihr rauben wollte …
    »Laß mich jetzt gehen«, bat Sara. »Ich muß Tristan um jeden Preis finden. Sei ruhig, ich werde dasein, wenn …«
    Sie fügte nichts hinzu. Cathérine leicht auf die Stirn küssend, verschwand Sara von neuem im Dunst des Morgens und ließ die junge Frau mit schwererem Herzen als je zurück. Sie war versucht, ihrer alten Freundin zu folgen, hielt sich jedoch mit aller Kraft zurück. Wenn sie fliehen würde, wäre ihr ganzer Plan verraten, sie müßte nach Angers zurückkehren und eingestehen, daß sie kurz vor ihrem Ziel gescheitert war. Überdies war ihr, als sie ihre Rolle übernommen hatte, durchaus klar gewesen, daß sie damit ihr Leben mehr als einmal aufs Spie! setzen würde … Sie hatte jetzt also ins Auge zu fassen, daß die Zeit gekommen war, es zum erstenmal zu riskieren. Ihr Stolz ließ Cathérine wieder zu ihrer Haltung finden. Wenn sie Dunicha mit dem Messer in der Hand entgegentreten mußte, würde sie es gegen jede Gewinnchance tun, weil es ihr nicht gegeben war zurückzuweichen. Sie schämte sich jetzt sogar dieser verächtlichen Furcht, die ihr einen Augenblick durch die Eingeweide gefahren war.
    Um jeden Preis mußte sie nur vermeiden, an ihren kleinen Michel zu denken, auf daß ihr Herz nicht schwach würde bei dem Gedanken, ihn niemals wiederzusehen. Arnauds wollte sie sich erinnern, um dessentwillen La Trémoille sterben mußte, damit der Tod wenigstens seinen bitteren Beigeschmack verlöre.
    Als Cathérine jedoch am Ende eines endlos scheinenden Tages sah, daß die Sonne sich nach Westen neigte, ohne daß Sara zurückgekehrt war, mußte sie sich zusammennehmen, um sich nicht von Panik überwältigen zu lassen. Die anderen Frauen, die sie bewachten, schienen sich über das Verschwinden Saras keine besonderen Gedanken gemacht zu haben. Tereina war wieder in ihre Träumereien versunken und murmelte, Tränen in den Augen:
    »Schlechtes Zeichen! Sara die Schwarze hat ihre Nichte nicht sterben sehen wollen!«
    Und Cathérine fragte sich beklommen, ob daran nicht etwas Wahres sei! Trotzdem biß sie die Zähne zusammen, als die verhängnisvolle Stunde kam und die drei Frauen sie hinausführten, und blickte hocherhobenen Hauptes dem ins Antlitz, was sie erwartete. Ihre ganze Hoffnung, ihr ganzes Vertrauen lagen in ihr selbst; seltsamerweise schöpfte sie aus dieser Gewißheit eine Art fatalistische Ruhe. Und dann hatte sie dem Tod zu oft ins Auge gesehen, um ihm diesmal den Rücken zu kehren!
    Beim Verlassen des Karrens hatte

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