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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Entsetzen. Sie hatte das Gefühl, eine furchtbare Falle habe sich um sie geschlossen, aus der sie sich mit eigener Kraft niemals würde befreien können. Sara fühlte ihre Angst und drückte sie an sich.
    »Mut, meine Kleine. Maître Tristan und ich, wir werden dich schon hier herauskriegen!«
    »Es wird langsam Zeit, daß der Herr sich zeigt«, sagte Cathérine grollend. »Er sollte doch aus der Nähe über mich wachen!«
    »… aber nur im Fall der Gefahr einschreiten, wenn du dich erinnerst.« Sara blickte sich vorsichtig um. Die beiden Alten schliefen, nur Tereina war noch wach. Neben der Öllampe sitzend, in ihren roten Umhang gehüllt, starrte sie mit den irren Augen einer Somnambulen in die Flamme und rührte sich nicht. »Jetzt ist der Augenblick da«, flüsterte Sara. »Ich gehe!«
    Sie schlängelte sich hinaus, ohne mehr Geräusch als eine Natter zu machen, und Cathérine streckte sich mit schwerem Herzen, aber ihrer alten Freundin vertrauend auf dem Boden aus, um zu versuchen, ein wenig zu schlafen. Doch der Schlaf floh sie. Ihre Augen starrten weit geöffnet auf die schmutzige, filzige Plane des Karrens, während sie versuchte, die ungebärdigen Schläge ihres Herzens zu beruhigen … Die Stille erdrückte sie, und als sie es nicht mehr aushielt, rief sie leise:
    »Tereina!«
    Die kleine Zigeunerin wandte langsam den Kopf zu ihr hin und kuschelte sich dann neben sie.
    »Was willst du, Schwester?«
    »Ich muß etwas wissen! Meine Rivalin, Dunicha – ist sie an diese Art Zweikampf gewöhnt? Womit müssen wir gegeneinander kämpfen?«
    »Mit dem Messer! Und leider ist es für Dunicha nicht das erstemal. Sie ist wie eine Tigerkatze, wenn sie kämpft. Schon zwei Frauen, die Fero gefielen, hat sie getötet!«
    Diese Enthüllung ließ Cathérine einen eiskalten Schauer über den Rücken hinunterrieseln. Sie war wütend, daß sie sich in diese Sackgasse hatte manövrieren lassen. Wenn Tristan nicht eingriff, würde sie von der Zigeunerin regelrecht ermordet werden, ohne daß jemand auch nur eine Hand zu ihrer Verteidigung rührte. Fero selbst, der so heftig in sie verliebt zu sein schien, hatte keinen Finger gehoben, um diese Narrheit zu verhindern. Er hatte sich dem Gesetz der Seinen respektvoll gebeugt. Und zweifellos, dachte Cathérine empört, würde er sich noch am selben Abend mit der siegreichen Dunicha über den Tod der unglücklichen Tchalaï hinwegtrösten.
    »Nur eins könnte ich für dich tun«, fuhr Tereina niedergeschlagen fort. »Ich könnte dir einen Trank geben, der deinen Mut und deine Kraft verzehnfachte! Jetzt mußt du aber ruhen!«
    Cathérine schnitt im Dunkel eine Grimasse. Sie war des Arzneibuchs der Zigeuner reichlich überdrüssig und hatte außerdem nicht die geringste Lust zu schlafen. Das einzige, wozu sie Lust hatte, war zu fliehen, so schnell wie möglich zu fliehen, Hals über Kopf davonzurennen, fort von diesen blutdürstigen Leuten, mit denen sie sich so unvorsichtigerweise eingelassen hatte. Sie steckte bis zum Hals in einem Korb voll Vipern und wußte nicht, wie sie da wieder herauskommen sollte. Sie erstickte noch in diesem verfluchten Karren, und die regelmäßigen, friedlichen Atemzüge der schlafenden Frauen weckten in ihr das Verlangen, laut loszuschreien.
    Dann dachte sie, daß ihr Leben den Verschworenen von Angers zu kostbar sei, folglich auch Tristan L'Hermite, als daß dieser sie einfach so dumm hinmorden lassen würde! Auf ihn mußte sie ihre feste Hoffnung setzen.
    Obwohl sie sich nach Kräften um beruhigende Gedanken bemühte, schloß Cathérine in dieser Nacht kein Auge. Mit trockener Kehle und pochenden Schläfen hörte sie jede einzelne Stunde der Nacht verrinnen, angezeigt durch die Rufe der Wächter auf den Schloßtürmen. Es war zwar recht gut und schön zu wissen, daß Sara sich um sie kümmerte, aber ihre Abwesenheit war einfach unerträglich. Sie fühlte sich entsetzlich einsam und schien das Gefühl, in einem absurden Traum zu leben, nicht abwehren zu können. Die Morgendämmerung verringerte ihre Bangigkeit nicht. Warum kam Sara denn nicht zurück? Was konnte sie so lange bei Tristan zurückhalten? War sie beim Verlassen des Lagers oder bei der Rückkehr überrascht worden?
    Als ein Hahn irgendwo in der Nähe krähte, hielt es Cathérine nicht mehr auf ihrem Lager. Die anderen schliefen tief. Sie schlich sich zur Öffnung des Karrens, aber genau in diesem Augenblick tauchte Sara auf.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung machte die junge Frau ihrem

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