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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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ruhige, träge und bequeme Leben, das sie bei Fatima geführt hatte, die reichliche Nahrung, die langen, faulen Stunden in den Bassins mit lauwarmem, heißem oder kaltem Wasser und besonders die vielfältigen komplizierten Prozeduren, welche die Äthiopierin mit ihr vorgenommen hatte, hatten Wunder gewirkt. Ihr Körper hatte seine Magerkeit verloren, ihr Fleisch blühte wieder herrlich, ihre Haut war so fein und zart geworden wie ein Blütenblatt, und schließlich hatte sie sich an die fremde Landeskleidung gewöhnt und empfand Vergnügen daran, sie zu tragen.
    Während ihres Aufenthalts bei Fatima hatte Abu al-Khayr sie mehrere Male besucht, um sich von dem erzielten Fortschritt zu überzeugen, doch hatten weder Gauthier noch Josse ihn begleiten dürfen. Seine Besuche waren schnell erfolgt und immer steif verlaufen, denn er achtete streng darauf, seine Haltung als Kunstliebhaber zu bewahren, der kommt, um zu sehen, wieweit die Instandsetzung des seltenen Gegenstandes gediehen sei, den er aufgestöbert hatte.
    Er hatte ihr dabei zuflüstern können, er habe das richtige Mittel noch nicht entdeckt, sie im Palast einzuführen, habe aber verschiedene Pläne in Aussicht, doch dies hatte Catherines Ungeduld natürlich nicht besänftigt. Sie fühlte sich jedenfalls völlig bereit. Die großen polierten Silberspiegel des Massageraums vermittelten ihr jetzt ein vorzügliches Bild, dessen neue Macht sie schleunigst ausprobieren wollte. Doch Fatima war offenbar noch nicht zufrieden.
    »Geduld!« sagte sie, ihr Gesicht mit peinlichster Sorgfalt schminkend. »Du hast noch nicht die von mir gewünschte Vollkommenheit erreicht.«
    Sie verbarg ihre schöne Klientin in der Tiefe des Hauses, und nur ihre Dienerinnen oder ihre Eunuchen durften sich ihr nähern, wenn sie Besuch empfing. Als Cathérine jedoch eines Morgens triefend aus dem Becken stieg, hatte sie Fatima in angeregter Unterhaltung mit einer alten, in prächtigen grünen Brokat gekleideten Frau gesehen, deren schlaue Augen ihren Körper unverhohlen gemustert hatten. Die beiden Frauen schienen heftig zu diskutieren, und Cathérine hätte schwören können, daß sie selbst der Gegenstand dieser Diskussion sei; aber nach einem zustimmenden Kopfnicken war die Alte pantoffelklappernd hinausgegangen, und als Cathérine Fatima nach ihrem Begehr gefragt hatte, hatte die Äthiopierin nur mit den Schultern gezuckt.
    »Eine alte Freundin von mir! Aber wenn sie wiederkommt, mußt du dich von deiner besten und liebenswürdigsten Seite zeigen … denn sie kann viel für dich tun, wenn du einen … schneidigeren Herrn als den kleinen Arzt wünschst!«
    Mehr hatte Fatima nicht sagen wollen, und das ›Licht des Morgens‹ hatte sich mit ihren geheimnisvollen Werten begnügen müssen, deren Sinn sie, um die Wahrheit zu sagen, zur Hälfte schon erriet. Hatte Abu ihr nicht gesagt, Fatima sei die Königin der Kupplerinnen? Sie hatte sich also damit begnügt, sanft zu bemerken: »Einen schneidigeren Herrn, gewiß … aber ich wäre sehr glücklich, wenn ich durch diesen Herrn die Wunder der Alhambra entdecken könnte.«
    »Das ist nicht möglich«, hatte Fatima unwirsch erwidert, und Cathérine hatte für diesmal das Thema fallenlassen.
    Am Tage nach dem Besuch der Alten im grünen Brokat hatte die junge Frau von Fatima die Erlaubnis erhalten, auf den Markt zu gehen. Sie liebte es, in der warmen, staubigen und herrlichen Atmosphäre dieser endlosen, schilfrohrüberdachten Straßen herumzuschlendern, wo die Wunder aus all den kleinen Läden quollen. Schon zuvor hatte Fatima ihr zwei- oder dreimal erlaubt auszugehen, selbstverständlich tief verschleiert, in Begleitung zweier Dienerinnen, die ihr nicht von der Seite wichen, und hinter sich einen großen Eunuchen, der unter dem Arm eine Karbatsche aus geflochtener Rhinozeroshaut trug. So war es an diesem Morgen auch gewesen. Mit ihrer üblichen Begleitung ging die junge Frau unter einem leichten, weiten honigfarbenen Seidenschleier, der nur ihre geschminkten Augen sehen ließ, ruhigen Schritts dem großen Seidenmarkt zu, der sich fast zu Füßen der Auffahrt zur Alhambra öffnete. Der Tag versprach brennend heiß zu werden. Ein dichter bläulicher Dunst hüllte die Stadt ein, und überall besprengten die Bürger die Gassen mit Wasser, um sich etwas Kühle zu verschaffen und den Staub zu binden. Es war noch sehr früh. Der Tag war erst seit zwei Stunden angebrochen, aber es war der einzige Augenblick, da es zu noch relativ dämmeriger Stunde

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