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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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ihrem Gesicht zu reißen, damit er sie erkennen könnte? Wenn dieser öffentliche Skandal Zobeida gemeldet würde, wäre das ihr Tod … und vielleicht auch sein Tod … Nein! … So war's gut! Aber wie grausam war dieser Augenblick gewesen!
    Noch vor heftiger Bewegung zitternd, drehte Cathérine sich langsam auf den Fersen um.
    »Gehen wir zurück!« sagte sie seufzend. »Ich habe keine Lust mehr, auf dem Markt zu promenieren. Es ist schon zu heiß!« Indes blieb sie an der Mauer der kleinen Moschee mit der grünen Kuppel stehen … Zwei Bettler, der eine sehr groß und mager, die Arme unter seinen Lumpen verschränkt, der andere ein kleiner Bursche, der auf seinem einzigen Bein hockte, sahen dem glänzenden Jagdzug nach, wie er in der Ferne verschwand. Einige ihrer Worte drangen ans Ohr der jungen Frau.
    »Der fränkische Gefangene der Prinzessin langweilt sich in den Wundern der Alhambra. Hast du bemerkt, wie düster er aussieht?«
    »Welcher Mann, der das kostbare Gut der Freiheit verloren hat, würde nicht so aussehen? Dieser Christ ist ein Krieger. Das erkennt man schon an seiner Haltung … und an seinen Narben. Und der Krieg ist das berauschendste aller Getränke. Ihm bleibt nur noch die Liebe. Das ist wenig …«
    Um besser hören zu können, gab Cathérine sich den Anschein, als sei ihr ein kleiner Stachel in den Fuß gedrungen, und während eine der beiden Frauen, im Staub kniend, aufmerksam ihren Fuß untersuchte, horchte sie gespannt. Das kleinste, Arnaud betreffende Wort war für sie eine Kostbarkeit. Das Folgende war noch wichtiger, denn der große, lässige Bettler fuhr fort:
    »Außerdem heißt es, Zobeida trage sich mit dem Gedanken, ihn übers blaue Meer zu schicken. Die riesigen Ländereien des alten Maghreb werden den Hufen seines Streitrosses besser bekommen, und es gibt viele rebellische Stämme da unten. Ohne Zweifel wird der Sultan einen Kriegsmann und einen so meisterhaften Reiter akzeptieren, selbst wenn er ungläubig ist … Er wäre nicht der erste, der zum wahren Glauben überträte!«
    »Würde unser Kalif seine Schwester mitziehen lassen?«
    »Wer hat sich je dem Willen Zobeidas widersetzen können? Hast du gesehen, wer sich zum Wächter ihrer kostbaren Geisel gemacht hat? Der Wesir Haben-Ahmed Banu Saradj in Person … Sie wird aufbrechen, wann sie will, und der Sultan jenseits des Meeres wird ihr einen großartigen Empfang bereiten.« Eine Gruppe prächtig gekleideter Frauen näherte sich, und die beiden Bettler brachen ihr Gespräch ab, um eine bittende, winselnde Haltung einzunehmen, die ihnen Almosen einbringen sollte. Cathérine hatte genug gehört. Hurtig den ausgezogenen Pantoffel wieder überstreifend, befestigte sie mit beiden Händen ihren weiten Schleier, und bevor ihre noch knienden Wächterinnen diesmal Zeit gehabt hätten, sie zurückzuhalten, eilte sie flinken Fußes zum Haus Fatimas zurück.
    Der Tratsch der beiden Bettler hatte sie in größten Schrecken versetzt. Daß diese Männer der Straße mit solchem Interesse von Arnaud sprachen, daß die Stadt an jeder Ecke von seinem Namen widerhallte, ließ sich nur durch die große Neugier und das Interesse erklären, die der fränkische Gefangene erregte. Zobeida mußte aus ihm eine außergewöhnliche Persönlichkeit gemacht haben, fast etwas Legendäres … und diese Persönlichkeit mußte scharf bewacht werden. Wenn die verfluchte Prinzessin Arnaud nach Afrika entführte, mußte man ihm folgen, sich wieder auf den Weg machen, neue, diesmal fast unüberwindliche Risiken eingehen, da es in den geheimnisvollen Städten des Landes, das sich Maghreb nannte, kein Haus Abu al-Khayrs, keine Hilfe des kleinen Arztes mehr gäbe. Unter allen Umständen mußte das verhindert werden, mußte sie Arnaud vorher wiedergewinnen und schließlich mit ihm fliehen …
    Einen Augenblick fühlte sie sich versucht, sofort zu Abu zu eilen, aber zu dieser Stunde war er, wie sie wußte, bei seinen Kranken. Und die Wärterinnen der Badeanstalt hätten alles getan, um sie vor dem Haus ihres Freundes einzuholen. Sie stürzte daher zu Fatimas Haus und eilte in den mit Zitronen-, Granatapfelbäumen und Wein bepflanzten Innenhof. Doch auf der Schwelle der schmalen Kolonnade, die den eingefriedeten Garten umschloß, blieb sie ärgerlich stehen: Fatima war zwar da, aber sie war nicht allein. In ein unwahrscheinliches, in sämtlichen Regenbogenfarben schillerndes Gewand gekleidet, einen Schal wie einen Männerturban um den Krauskopf geschlungen,

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