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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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mich um Gauthier, das ist ganz natürlich.«
    »Nein. Als Ihr das Turmzimmer verließt, hattet Ihr nicht dieses gespannte Gesicht, und Euer Blick war nicht so gehetzt. Es ist Euch etwas zugestoßen. Was?«
    »Ich müßte eigentlich wissen, daß Ihr Augen habt, die selbst in der dunkelsten Nacht sehen können«, entgegnete sie mit dem Schatten eines Lächelns. Außerdem war ihr Entschluß gefaßt. Josse war gescheit, gewandt, tüchtig und voll Verschlagenheit. Wenn er Sara auch nicht ganz ersetzen konnte, so wußte Cathérine wenigstens, daß sie ihm Vertrauen schenken konnte.
    »Es ist wahr«, gestand sie. »Ich hatte vorhin ein Zusammentreffen, das mich beeindruckt hat. In dieser Galerie habe ich einen Mönch bemerkt. Er war groß, hager, hatte graues Haar, ein Gesicht wie aus Stein gemeißelt und trug außerdem eine schwarze Binde über dem einen Auge. Ich möchte gern wissen, wer dieser Mönch ist. Er … er ähnelt auf erschreckende Weise jemand, den ich gut gekannt habe und den ich für tot hielt.« Wieder lächelte Josse.
    »Gemacht. Ich führte Euch zu Gauthiers Zimmer und werde mich dann erkundigen.«
    Er verließ sie vor der Tür eines im Schloßturm, doch weit unter dem des Mauren gelegenen Gemachs und verschwand dann schnell und behende wie ein Luftzug auf der Wendeltreppe.
    Der Raum, von viel kleineren Ausmaßen als der ihre, enthielt nichts als ein Bett, das schlecht geeignet schien, den riesigen Körper des Normannen aufzunehmen, und zwei Fußbänke.
    Auf Zehenspitzen trat Cathérine näher. Auf dem Rücken liegend, den rasierten Kopf in einen umfangreichen Verband gehüllt, schlief Gauthier, nur beleuchtet vom unsicheren Licht einer auf einer der Fußbänke stehenden Kerze. Sein Gesicht war ruhig, entspannt, aber Cathérine kam es ungewöhnlich rot vor. Sie dachte, er habe vielleicht Fieber, und beugte sich hinunter, um seine auf der Decke liegende Hand zu ergreifen, aber eine andere Hand hielt sie zurück. Aus dem Schatten der Vorhänge sah sie Hamza, den Finger auf den Lippen, hervortreten.
    »Ich habe ihm ein starkes Mittel gegeben, damit er schläft«, flüsterte er. »Sonst könnten die Schmerzen die Heilung gefährden. Laß ihn, das Fieber steigt.«
    »Wird er gesunden?«
    »Ich hoffe es. Das Hirn ist nicht verletzt worden, und die Konstitution dieses Mannes ist außergewöhnlich, aber man kann nie wissen, ob nicht Spuren zurückbleiben.«
    Sie gingen beide hinaus. Hamza riet Cathérine, sich jetzt zur Ruhe zu begeben, und versicherte ihr, Don Alonso schlafe für seine Begriffe schon lange. Mit einem kurzen Gruß stieg er sodann wieder zu seinem Laboratorium hinauf und ließ die junge Frau allein die Treppe hinuntergehen. Langsam überquerte sie den Hof der zweiten Umwallung und sog dabei die Düfte des schlafenden Landes ein. Alle wilden Pflanzen, die die Sonne während des Tages erwärmt hatte, strömten ihre kräftigen Wohlgerüche aus. Die Luft roch herrlich nach Thymian und Majoran. Die wilde Erregung, die sie heimgesucht hatte, weckte in Cathérine den tiefen Wunsch nach Frieden und Stille. Um sie herum war das rote Massiv des Schlosses in die Nacht getaucht. Kein Geräusch war zu hören, ausgenommen von Zeit zu Zeit der langsame Schritt eines Wachtpostens oder der Schrei eines Nachtvogels. Sie hielt sich einen Augenblick unter den Arkaden auf, wo die Azulejos wie Seide im Mondlicht schimmerten, und versuchte, sich die unregelmäßigen, schweren Schläge ihres Herzens zu erklären. Dann wandte sie sich in der Annahme, daß Josse vielleicht schon in ihrem Gemach auf sie warte, zur Treppe, um zu ihrem Zimmer hinaufzusteigen, als der Page Tomas von Torquemada plötzlich hinter einer Säule hervortrat. Die junge Frau zuckte zusammen, unangenehm berührt von seiner Gewohnheit, da und dort aufzutauchen, ohne daß man sein Nahen hätte hören können, als wäre er der böse Geist dieses Herrensitzes. Diesmal jedoch war die Überraschung gegenseitig. Angesichts der in ihre prachtvolle Robe gehüllten jungen Frau mit dem Heiligenschein ihres Goldhaars, das nur über der Stirn hochgenommen war und hinten herabfiel, blieb der unheimliche Junge sprachlos.
    So standen sie sich einen Augenblick gegenüber. Cathérine sah, wie ein ungläubiger Ausdruck in den eisigfahlen, starren Blick trat, zugleich aber auch eine Art abergläubischer Furcht. Die zusammengepreßten Lippen öffneten sich halb, aber kein Ton entrang sich ihnen. Tomas fuhr nur mit der Zungenspitze darüber, während seine plötzlich

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