Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
anderen ihn noch immer erwartungsvoll anschauten. »Tut mir Leid, aber das war’s schon.«
»Das soll ein Plan sein?«
Cato nickte.
»Na schön. Entweder das, oder wir sterben«, sagte Macro. Er musterte die Überlebenden des Kommandos. »Also gut, du nimmst Pyrax, Lentulus und Piso. Sobald ihr hinter den Syrern seid, greift ihr an und macht dabei möglichst viel Lärm.«
Cato wand sich verlegen. »Tut mir Leid, Herr, aber jemand anders muss das Kommando übernehmen.«
»Warum?«
»Ich kann nicht schwimmen.«
»Vespasian gegenüber hast du das Gegenteil behauptet. An dem Abend, als du in die Legion eingetreten bist.«
»Ich fürchte, da habe ich etwas dick aufgetragen. Tut mir Leid.«
»Du meinst, du hast gelogen.«
»Ja.«
Macro funkelte ihn an. »Also, das ist ja wunderbar, Optio. Dann muss ich die Sache wohl übernehmen.«
»Ja, Herr. Sobald wir wieder zurück sind, lerne ich schwimmen.«
»In Ordnung.« Macro öffnete die Umhangschließe und bedeutete den anderen mit einem Kopfnicken, es ihm nachzutun. Sie vergewisserten sich, dass Schwerter und Dolche sicher am Gürtel befestigt waren, dann führte Macro sie weg von den Syrern, indem er sich dicht über den Boden hinwegschlängelte. Als sie sich ins Wasser hinabgelassen hatten und in den düsteren Nebel davonschwammen, riskierte Cato einen Blick am Wagen vorbei. Die Syrer hatten sich nicht von der Stelle gerührt, und Vitellius, nur mehr schemenhaft zu erkennen, saß dicht neben Pulcher, der sich um die Reittiere kümmerte, auf einem kleinen Buckel. Dann auf einmal flog dicht an ihm ein Pfeil vorbei, und Cato ging wieder in Deckung. Die anderen drei noch unverletzten Männer umklammerten die Schwerter und lauschten angespannt.
Eine Zeit lang geschah anscheinend nichts, und es war ruhig wie zuvor. Als die Dämmerung hereinbrach, fragte sich Cato allmählich, wie es dem Zenturio wohl ergangen sein mochte. Dann auf einmal erhob sich Vitellius.
»Die Zeit ist abgelaufen, Zenturio!« rief er ungeduldig. »Übergib die Truhe, oder ihr sterbt. Wie entscheidest du dich?«
Cato blickte die anderen Legionäre an.
»Sag was!«, zischte einer der Männer.
»Was soll ich denn sagen?«, fragte Cato hilflos.
»Irgendwas halt, du Idiot!«
»Das war’s dann«, sagte Vitellius erbost. »Ich wünsche euch viel Spaß beim Sterben.«
Mit wildem Kampfgebrüll richteten sich Macro und seine vier Männer unmittelbar hinter den aufgereihten Bogenschützen auf und stürmten über den Weg vor. Der Lärm überraschte auch Cato, doch er fasste sich rasch wieder, sprang hoch, rannte auf den nächsten Syrer zu und rief seinen Leuten zu, sie sollten ihm folgen. Als der Syrer Cato, dessen Gesicht der Kriegsmaske eines Barbaren glich, auf sich zustürmen sah, warf er den Bogen weg und zog das Langmesser aus der Scheide. In seiner Hast ließ er es fallen. Cato brüllte aus vollem Halse, und der Mann rannte weg, wobei er die Waffe im Morast liegen ließ. Cato schleuderte dem Syrer sein Schwert hinterher, doch die Spitze streifte kaum den Umhang und traf ihn stattdessen ins Gesäß. Der Mann schrie auf und schlug hektisch einen Bogen um Macro und dessen Soldaten, die seine Kameraden unerbittlich niedermachten.
Enttäuscht darüber, dass ihm der Syrer entkommen war, blickte Cato sich nach einem neuen Gegner um und sah Pulcher, der Vitellius soeben in den Sattel half.
»Da!«, schrie Cato. »Lasst ihn nicht entkommen! Beeilt euch!«
Ohne auf die anderen zu warten, stürmte Cato mit gerecktem Schwert auf Pulcher zu. Im letzten Moment drehte Pulcher sich um und zog schneller die Waffe, als Cato es für möglich gehalten hätte.
Die Beine fest auf den Boden gepflanzt, zielte der stämmige Legionär mit der Schwertspitze auf Catos Kehle. Cato wich der Klinge instinktiv aus, verlor jedoch zu seinem Entsetzen auf dem rutschigen Torfboden den Halt. Er ging in die Knie, rutschte unter Pulchers Klinge hindurch und rammte ihm das Schwert mit aller Kraft gegen den Bauch. Aufgrund seines Schwungs prallte er gegen Pulchers Beine, so dass sie beide zu Boden fielen. Cato löste sich von ihm, das unblutige Schwert noch immer in der Hand. Der Hieb hatte Pulchers Rüstung nicht durchbohrt, sondern ihm bloß die Luft genommen, und nun wälzte er sich keuchend von Cato weg. Ehe dieser ihm den Rest geben konnte, zischte es auf einmal dicht an seinem Ohr, so dass er sich unwillkürlich duckte. Vitellius war vor ihm aufgetaucht, den Schwertarm erhoben. Als der Arm sich senkte, konnte Cato den
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