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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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der Speere befanden, nickte Vespasian dem Trompeter zu, der daraufhin das vereinbarte Signal erschallen ließ. Die Soldaten der beiden Kohorten legten die Speere an.
    »Werfen!«, brüllte Vespasian, und die Zenturionen gaben den Befehl augenblicklich weiter. Achthundert Arme schleuderten achthundert Speere in hohem Bogen über die Köpfe ihrer Kameraden hinweg hinter den Tross, wo sie auf die nur leicht gepanzerten Briten niedergingen, die von der anderen Seite nachdrängten. Aufgrund des Wehgeschreis wussten die Römer, dass sie dem Gegner einen schweren Schlag versetzt hatten, und die Männer wechselten grinsend Blicke, während sie die letzten Wurfspeere zur Hand nahmen. Die zweite Salve hatte neuerliches Geschrei und Wehklagen zur Folge. Die Legionäre zogen die Schwerter und warteten darauf, dass die Briten ihren Angriff auf die dünne römische Schlachtreihe fortsetzten. Die Legion hatte ihre Speere verschossen und wappnete sich nun für das wilde Handgemenge, das die Schlacht entscheiden würde.
    Vespasian saß ab, löste die Schulterschließe und ließ den Legatenumhang achtlos zu Boden gleiten. Ein Adjutant reichte ihm den Schild, und er schob die Linke unter dem Riemen durch, packte den Eisengriff und zog das Kurzschwert mit dem Elfenbeinheft. Er richtete sich zu voller Größe auf und drängte sich nach vorne durch, bis er mitten in der vordersten Reihe der Männer stand, die sich dem Gegner entgegenstellten. Sollte er tatsächlich heute sterben müssen, so würde er fallen, wie es seiner Herkunft und der römischen Tradition entsprach: im Angesicht des Gegners und mit dem Schwert in der Hand.

39

    Macro stand auf der Hügelkuppe am Südrand des Waldes am Fuße einer riesigen Eiche und schaute durch das Laub nach oben. Nach dem Marsch durchs Moor waren sie hier gelandet, und Macro konnte es gar nicht mehr erwarten, zu erfahren, wie es um die Zweite Legion stand.
    »Nun?«
    »Ich kann nichts Genaues erkennen, Herr!«, rief Pyrax aus der Baumkrone herab.
    »Sag mir einfach, was du siehst.«
    »Ich sehe den Tross, aber da wimmeln überall Kämpfer umher – kann Freund und Feind nicht unterscheiden.«
    Macro ballte enttäuscht die Fäuste und schlug gegen den Baumstamm. »Das ist nicht gut«, murmelte er, dann packte er einen tief hängenden Zweig und kletterte seinerseits an dem dicken Stamm empor. Als er Pyrax erreicht hatte, setzte er sich breitbeinig auf einen waagerechten Ast.
    »Wenn ich das nächste Mal einen Ausguck brauche«, fauchte Macro, »dann nehme ich das selbst in die Hand, anstatt mich auf jemanden zu verlassen, der halb blind ist.«
    Macro blickte nun seinerseits zu der fernen Schlacht hinüber. Voller Entsetzen sah er, dass die dünnen scharlachroten Linien der Legion von einer bunten Woge gegnerischer Kämpfer eingeschlossen waren. Allein die Nachhut bewahrte noch einen Anschein von Ordnung. Vitellius und Cato hatten es also nicht mehr rechtzeitig geschafft, und Vespasian hatte seine Männer unwissentlich in einen Hinterhalt geführt. Es sah ganz danach aus, als ob aus dem Hinterhalt ein Massaker werden würde.
    »Was sollen wir tun, Herr?«
    »Was wir tun sollen? Was können wir schon tun?«
    »Sollen wir nicht versuchen, uns einer der anderen Legionen anzuschließen, Herr? Oder vielleicht zur Festung an der Küste zurückkehren?«
    »Also, wir können den Leuten wohl kaum helfen«, meinte Macro verbittert und reckte den Daumen gen Himmel. »Aber wir warten noch. Vielleicht geschieht ja ein Wunder.«
    »Wie sollte das aussehen, Herr?«
    »Keine Ahnung. Warten wir’s ab.«
    Schweigend beobachteten sie, wie ihre Kameraden, die sie schon seit einer kleinen Ewigkeit kannten, allmählich vom Tross abgedrängt wurden. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, dessen blutige Verbissenheit sie sich bloß ohnmächtig vorstellen konnten. Dies war beinahe mehr, als Macro zu ertragen vermochte, und er versuchte, die Tränen zu unterdrücken, während er den Untergang der Zweiten Legion mit ansah.
    »Herr?«
    »Was ist?«
    »Dort drüben. Sieh.« Pyrax zeigte zum Westrand des Waldes und kniff die Augen zusammen, um in der Ferne überhaupt etwas erkennen zu können. Als Macro in die Richtung sah, bemerkte er die dunkle Menschenmasse, die er aufgrund seiner Tränen zuvor übersehen hatte. Jetzt aber zermalmte die grausame Hand des Fatums die letzten Hoffnungen auf ein Überleben der Zweiten Legion. Eine zweite Welle von Briten stürmte den Waldweg entlang, um das Schicksal der Legion zu besiegeln.

    Die

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