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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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die Hände von seinem Hals weg und sog gierig die Luft ein. Er wälzte den Leichnam ab, richtete sich mühsam auf und funkelte seine Männer wütend an.
    »Warum habt ihr mir nicht geholfen, verflucht noch mal?«
    »Du hast gesagt, wir sollten uns raushalten!«, erwiderte Pyrax.
    Macro massierte sich den Hals und zuckte dabei vor Schmerzen zusammen. »Also, beim nächsten Mal werdet ihr von selbst aktiv. Wenn so ein Bursche eurem Zenturio an die Kehle geht, dann greift ihr gefälligst ein und legt ihm das Handwerk, egal, was ich euch vorher gesagt habe. Verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Na schön, jetzt können wir den Streitwagen ebenso gut für uns nutzen. Ladet die Verwundeten auf und packt den Briten auf eins der Pferde. Und dann begeben wir uns wieder in den sicheren Schoß der Zweiten Legion – übrigens, der Wein geht auf meine Rechnung, falls heute Abend noch jemand wach sein sollte.«

40

    Die Zweite Legion rückte an diesem Tag nicht weiter vor. Die überlebenden Offiziere formierten ihre Einheiten neu und machten eine Bestandsaufnahme der Verluste. Sie hatten schwer büßen müssen für Plautius’ Befehl, so rasch wie möglich zu ihm zu stoßen. Fast ein Drittel der Legionäre waren entweder getötet oder verletzt worden, und der halbe Tross war entweder zerstört oder aufgrund der ausgefallenen Zugtiere nicht mehr transportfähig. Man errichtete eine provisorische Befestigung um die Überlebenden, wenngleich niemand ernsthaft glaubte, dass die Briten noch genug Männer sammeln könnten, um einen weiteren Angriff durchzuführen. Togodumnus war jedenfalls getötet worden, und sein Leichnam wurde vor den zusammengepferchten britischen Gefangenen auf seinem Streitwagen zur Schau gestellt. Diese betrachteten den Leichnam ihres Befehlshabers in düsterem Schweigen und weinten, ohne sich ihrer Tränen zu schämen.
    In langen Reihen geordnet warteten die verwundeten Römer darauf, versorgt zu werden, während die Sanitäter die hoffnungslosen Fälle von denen trennten, die Aussichten hatten, ihre Verletzungen zu überstehen. Lautes Stöhnen und Schreie erfüllten die Luft. An einer Seite des Weges häufte man römische Gefallene auf einen riesigen Scheiterhaufen: Bei Anbruch der Nacht würde man ihn entzünden. Vor dem eilends aufgeschlagenen Zelt des Kommandostabs kündete ein Stapel von Namensplaketten von dem Preis, den die Legion entrichtet hatte. Die toten Briten wurden ohne weitere Umschweife in mehrere Gruben geworfen, die man am Weg entlang ausgehoben hatte. Obwohl sie siegreich aus der Schlacht hervorgegangen waren, verspürten die Männer der Zweiten Legion nicht den Wunsch, in den Jubel ihrer Kameraden von der Vierzehnten einzustimmen, deren Triumphgeschrei vom Lager am Waldrand herüberschallte.
    In Vespasians Zelt herrschte eine ganz andere Stimmung. Er saß an einem Schreibtisch und musterte die drei vor ihm versammelten Männer. Ein ekelhaftes Lächeln spielte um Vitellius’ Lippen, der sich sitzend den Bericht des stehenden Zenturios und dessen Optios anhörte. Ungerührt von den hasserfüllten Blicken, welche die beiden ihm zuwarfen, wartete er darauf, bis er an die Reihe kam.
    Der verdreckte und erschöpfte Macro bemühte sich, seinen Bericht mit größtmöglicher Klarheit vorzubringen, verlor aufgrund der Anstrengungen der letzten Tage jedoch bisweilen den Faden. Dann bat er seinen Optio, einen bestimmten Punkt zu verdeutlichen oder sich eine Einzelheit zu vergegenwärtigen. Cato, der in steifer Haltung vor Vespasian stand, trug den linken Arm in einer Schlinge, denn der war noch immer ganz taub von dem Hieb, den er mit dem Schild abgewehrt hatte.
    Vespasian fand, die beiden sahen ziemlich fertig aus, doch insgeheim war er stolz auf sie. Sie hatten die Truhe aus dem Moor geborgen, und im Moment war eine Kavallerieschwadron der Legion unterwegs zum neuen Versteck. Nicht nur das – Macro hatte auch noch den toten Togodumnus ins Lager gebracht. Einer der britischen Exilanten, welche die Vierzehnte Legion begleiteten, ein Kerl mit einem Rattengesicht namens Adminius, hatte den Toten identifiziert. Nach Togodumnus’ Tod fiel es seinem Bruder Caratacus zu, den britischen Widerstand zu organisieren. Alles in allem, sagte sich der Legat, war die Katastrophe noch einmal abgewendet und sogar in eine Art Sieg umgemünzt worden. So gesehen schien seine weitere Karriere nicht gefährdet zu sein.
    Allerdings waren da noch die heiklen Anschuldigungen, die der Zenturio und dessen Optio gegen Vitellius

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