Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Sache gut gemacht. Ich gratuliere dir und deinen Männern.«
»Danke, Herr – «
»Und jetzt werde ich die Dinge in die Hand nehmen. Die Truhe muss dem Legaten so rasch wie möglich übergeben werden.« Vitellius wandte sich an die wartenden Berittenen. »Die ersten beiden Männer – hierher!«
Vitellius trat zum Wagen und tätschelte lächelnd die Truhe. »Ihr seid gewiss erschöpft. Ich nehme an, das ist ganz in eurem Sinne. Ruht euch erst einmal aus, bevor ihr uns zur Legion nachfolgt.«
Macro nickte, während er fieberhaft überlegte, welche Worte er wählen sollte. Es sah ganz danach aus, als wollte Vitellius die Anerkennung für sich einheimsen. »Herr, wir haben Befehl, die Truhe dem Legaten persönlich zu übergeben.«
»Ich weiß. Aber die Befehle haben sich geändert.«
»Der Legat hat sich unmissverständlich ausgedrückt. Ihm persönlich.«
»Stellst du meine Autorität in Frage, Zenturio?«, fragte Vitellius kühl. »Ich sage dir, die Befehle haben sich geändert. Und jetzt wirst du die Truhe meinen Männern übergeben, verstanden?«
Macro starrte ihn an, erbittert darüber, dass sein Vorgesetzter ihn um den Lohn der Mühe bringen wollte.
»Sag deinen Männern, sie sollen vom Wagen wegbleiben, Herr«, sagte Macro ruhig.
»Was?«
»Sag deinen Männern, sie sollen wegbleiben. Du bekommst die Truhe nicht.«
»Zenturio«, unternahm Vitellius den Versuch, vernünftig mit Macro zu reden, »wir können beide nichts daran ändern. Ich führe lediglich einen Befehl Vespasians aus.«
»Meine Befehle stammen von Aulus Plautius«, bluffte Macro. »Solange ich keine anderen Befehle vom General persönlich bekomme, geben wir die Truhe nicht her.«
Vitellius fixierte ihn schweigend, und seine Männer – die spürten, dass alles in der Schwebe war – hielten kurz vor dem Wagen an. Dann lächelte Vitellius auf einmal und trat ein paar Schritte zurück.
»Nun gut, Zenturio. Behaltet die Truhe einstweilen, aber das ist nicht mein letztes Wort – das schwöre ich.«
Er machte kehrt und bedeutete den beiden Männern, sich mit ihm zu den wartenden Berittenen zurückzuziehen. Cato bemerkte, dass der Tribun an der Seite des Weges entlangging, als wollte er vermeiden, seinen Männern die Sicht zu verstellen. Auf einmal bewegten sich die Gestalten im Nebel, und Cato blickte zum Tribun. Vitellius hatte den Umhang vom Schwertarm zurückgeschlagen und blickte sich zum Wagen um. Catos Augen weiteten sich, als er sich der Gefahr jäh bewusst wurde.
»Runter! Auf den Boden!«
Er warf sich auf den Zenturio, und gemeinsam wälzten sie sich auf den morastigen Weg hinter dem Wagen. Die anderen Legionäre taten es ihnen nach, während eine Pfeilsalve die Luft durchschnitt. Ein Mann reagierte zu langsam; mit einem Übelkeit erregenden Geräusch bohrte sich ein dunkel gefiederter Pfeil durch seinen Hals. Der Legionär sank auf die Knie nieder, spuckte Blut und bemühte sich verzweifelt, die mit Widerhaken versehene Pfeilspitze aus seinem Hals zu ziehen. Zwei weitere Pfeile der zweiten Salve trafen ihn im Gesicht und in der Brust. Mit einem Aufschrei brach er zusammen.
»Hinter den Wagen!«, schrie Macro. »Geht in Deckung! «
Die Legionäre hockten sich hinter dem Wagen in den Dreck, während ringsumher weitere Pfeile einschlugen. Zwei Männer wurden verletzt und versuchten schreiend vor Schmerzen, die Pfeile herauszuziehen.
»Lasst sie stecken!«, rief Macro, der aus eigener Erfahrung wusste, welche Verletzungen mit Widerhaken versehene Pfeilspitzen beim Herausziehen anrichten konnten. Wenn die Männer überlebten, würde ihnen der Arzt die Pfeilspitzen herausschneiden.
Falls sie überlebten.
So weit wie der Morast es zuließ, verteilten sich die Syrer beiderseits des Weges, um es ihnen möglichst schwer zu machen, hinter dem Wagen in Deckung zu gehen. Die Legionäre drängten sich enger zusammen. Die meisten hatten die Schilde auf der Grasböschung abgelegt; nur zwei der Soldaten hatten sie an den Wagen gelehnt. Jetzt wurden die Schilde eilig an die Seite weitergereicht, um die Flanken zu decken. Die Pfeile prallten scheppernd davon ab. Trotzdem fand einer sein Ziel, und ein weiterer Mann wurde am Bein verwundet.
»Was machen die denn da?«, fragte Pyrax. »Ich dachte, die sind auf unserer Seite.«
»Offenbar doch nicht«, erwiderte Cato. »Was immer in der Truhe ist, es muss sehr kostbar sein.«
»Wie viele sind es?«, fragte Macro. »Hat das jemand gesehen?«
»Ich habe acht gezählt«, antwortete Cato.
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