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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Und jetzt setz dich hin.«
    Mit einem letzten zornigen Blick auf den Optio wandte Pyrax sich ab und ließ sich bei den anderen Legionären auf dem Boden nieder. Alle blickten wütend in Catos Richtung.
    Dies war mehr, als der junge Optio im Moment ertragen konnte, daher schlenderte er am Rand des Moors entlang, um der feindseligen Stimmung zu entgehen, die ihm von allen Seiten entgegenschlug. Am Rande des Höckers ragte der Überrest eines Baumschösslings schief aus dem dunklen Wasser hervor. Mit einem schweren Seufzer lehnte Cato sich an das Bäumchen, um sich abzulenken und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Kaum hatte er sich angelehnt, gab das Bäumchen mit einem lauten Knacken nach und fiel auf die grasbestandene Böschung des Höckers. Zum zweiten Mal drohte Cato vornüber zu kippen, hielt sich diesmal aber mit heftigem Armgeschwenke auf den Beinen.
    »Cato!«, rief Macro laut. »Beim Jupiter! Kannst du nicht mal einen Moment auf den verdammten Beinen bleiben? Ich habe schon stinkbesoffene Seeleute gesehen, die weniger tollpatschig waren als du.«
    »Tut mir Leid, Herr. Ich dachte, der Baum würde mein Gewicht aushalten.«
    »Der Baum?«, wiederholte Macro, dann blickte er ins Gras hinunter. »Das ist kein verdammter Baum.«
    Er bückte sich und untersuchte die Holzstange. Unter der Flechte, dem Schmutz und dem Moos war das Holz viel zu glatt und regelmäßig für einen Baumschössling. Als er den Dreck vom Ende des Schaftes wegkratzte, kam eine Metallkappe zum Vorschein. Schließlich legte er eine fußlange Eisenfassung mit zwei Handgriffen frei.
    »Tja, Cato«, setzte er an, »du bist vielleicht nicht der agilste Bursche, der jemals in die Legion eingetreten ist, aber deine Unbeholfenheit hat auch ihre guten Seiten. Weißt du, was das ist?«
    Cato schüttelte den Kopf; er konnte es noch immer nicht fassen, dass sein Baumschössling Eisenbeschläge hervorgebracht hatte.
    »Das ist das Ende einer Wagendeichsel. Und wo eine Deichsel ist, sollte eigentlich auch ein Wagen sein. Sehen wir mal nach.«
    Macro hob die Deichsel an und fuhr mit der Hand daran entlang bis zu der Stelle, wo sie im Morast verschwand. Er zog daran. Sie ließ sich auf und ab bewegen, doch das war auch schon alles. Macro ließ die Deichsel ins Gras fallen und wandte sich den anderen Legionären zu, die ihm mit banger Neugier zugeschaut hatten.
    »Ein letztes Mal, Männer! Auf die Beine und an die Arbeit. Scheint so, als hätte der Optio doch Recht gehabt. Was nicht heißen soll, dass ich auch nur einen Moment daran gezweifelt hätte.«
    Wäre es nicht ein schweres Vergehen gewesen, gegen einen Vorgesetzten handgreiflich zu werden, hätte Cato ihn geschlagen.

35

    Es wurde rasch dunkel, und noch immer hatten sie von Togodumnus’ Streitmacht keine Spur entdeckt. Inzwischen waren die berittenen Kundschafter dreier Legionen durch zwei berittene Hilfskohorten verstärkt worden, und gemeinsam durchkämmten sie die Gegend nach den Briten. Bis man sie entdeckte, wäre die Zweite Legion äußerst verwundbar, und es widerstrebte Vespasian, eine befestigte Stellung aufzugeben, solange Standort und Stärke des Gegners unbekannt waren. Die Folgen eines Angriffs während des Vormarschs konnte er sich lebhaft ausmalen. Ein entschlossen durchgeführter Angriff konnte die Zweite empfindlich schwächen. Deshalb hatte er die Kundschaftertrupps Vitellius unterstellt. Im Moment war der Tribun unterwegs mit dem Befehl, nicht zu ruhen und zu rasten, bis Togodumnus ausfindig gemacht war.
    Währenddessen drängte General Plautius den Gegner unerbittlich zurück. Er hatte Boten zur Nachhut zurückgeschickt und zwei ausgeruhte Legionen angefordert – die Zweite und die Vierzehnte –, um mit ihnen der Offensive Nachdruck zu verleihen. Ein rascher, vernichtender Schlag sei vonnöten, teilte er seinen Untergebenen mit. Wenn die vier Legionen die Briten stellen konnten, ehe sie sich am jenseitigen Ufer eines größeren Flusses vor den Römern in Sicherheit brachten, würde die britische Armee die nachfolgende Schlacht kaum überstehen. Anschließend bräuchten sie bloß noch die Hügelfestung zu erstürmen und die Resttruppen niederzumachen. Der Legat lächelte skeptisch, als er das las. Was der General nicht erwähnt hatte – vielleicht hatte er auch nicht daran gedacht –, war der jahrelange Kleinkrieg, den die Römer gewinnen mussten, bevor die neue Provinz als befriedet betrachtet werden konnte.
    Vespasian wünschte, er hätte des Generals Glauben an das

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