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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Tribunen schwiegen.
    »Ihr erhaltet eure Befehle vor dem Morgenappell. Wegtreten. «

    Als Vespasian in dem großen Zelt allein war, legte er sich auf einen Diwan und schloss die Augen. Von draußen drangen die Geräusche der sich zur Nachtruhe begebenden Legion herein; die Rufe der Wachposten und Dienst tuenden Offiziere, das Stimmengewirr der Männer, die sich nach den Anstrengungen des Tages entspannten, sogar hin und wieder Gelächter. Das war gut. Solange die Männer gute Laune hatten, konnte man davon ausgehen, dass sie der Autorität gegenüber, die sie alle miteinander verband, loyal waren. Eine Meuterei war die größte Sorge eines Befehlshabers. Denn was bewegte Tausende von Männern, sich seinem Willen zu unterwerfen, sogar bis in den Tod? In dem Moment, da der gemeine Soldat seinen Offizieren den Befehl verweigerte, hörte die Armee zu existieren auf.
    Die Nachrichten von der Küste waren schlecht und verbreiteten sich mittlerweile entlang der Straßen Richtung Osten. Es war bloß eine Frage der Zeit, bis die Legion auf die von Gesoriacum ausgehenden Gerüchte stoßen würde. Dann war äußerste Vorsicht angebracht, und er musste einerseits die strenge Alltagsdisziplin wahren, durfte die Männer anderseits aber nicht so weit reizen, dass sie revoltierten. Anscheinend respektierten sie ihn, und bislang hatten sie ihn nicht enttäuscht. Der erfahrene Oberzenturio hatte ihm versichert, dass es in Anbetracht des anstrengenden Marsches ungewöhnlich wenig Nachzügler gebe. Gleichwohl mochten sich die Männer durchaus als wankelmütig erweisen, wenn sich ihnen eine entsprechende Gelegenheit bot. Die Meuterei musste niedergeschlagen werden, damit die Invasion wie geplant vonstatten gehen konnte. Narcissus’ Ruf als Vermittler war hoffentlich nicht übertrieben. Als er die Angelegenheit beim Essen mit Flavia besprochen hatte, war sie jedenfalls der Ansicht gewesen, er sei der richtige Mann für die Aufgabe.
    Und dann gab es noch ein Problem. Der zweite Teil der Nachricht, die ihm am Nachmittag überbracht worden war, bestätigte, dass es in seiner Legion einen Verräter gab. Allerdings war ihm auch versichert worden, dass der kaiserliche Agent des Problems Herr werden würde. Die Identität des kaiserlichen Agenten sei lediglich dem Kreis der engsten Vertrauten des Kaisers bekannt. Auf diese Weise, so hieß es in der Nachricht, werde sichergestellt, dass Vespasian sich ganz seinen Führungsaufgaben widmen könne.
    »Als ob ich … «, murmelte Vespasian vor sich hin. Er ertappte sich mittlerweile dabei, dass er in Gegenwart seiner Offiziere jedes Wort auf die Goldwaage legte, aus Angst, entweder den Verräter misstrauisch zu machen oder Gedanken zu äußern, die ihm der kaiserliche Agent als unloyal auslegen könnte. Zwar hegte er hinsichtlich Vitellius gewisse Zweifel, doch gab es bislang weder Beweise noch irgendwelche Hinweise, die belegt hätten, dass der Tribun an einer möglichen Verschwörung gegen den Kaiser beteiligt war. Auch der Bücherwurm Plinius kam in Frage. Das zerstreute Gelehrtenverhalten mochte durchaus der Ablenkung von seinen eigentlichen Aktivitäten dienen. Dennoch konnte sich Vespasian Plinius nicht als Spion vorstellen. Doch solange keine Beweise vorlagen, musste er jedem misstrauen – nicht bloß den obersten Offizieren.
    Die Anwesenheit eines kaiserlichen Agenten war alles andere als beruhigend. Vespasian ging davon aus, dass der Mann nicht nur unbekannte Verräter aufspüren, sondern auch den Legionskommandanten im Auge behalten sollte. Und er fragte sich, wer wohl der Agent war; in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Wirren konnte es jeder beliebige ihm unterstellte Offizier sein. Sogar der junge Bursche, der unmittelbar aus dem Kaiserpalast zur Legion gestoßen war. Er nahm sich vor, den Burschen genau im Auge zu behalten, dann auf einmal fluchte er laut.
    Natürlich würde er das nicht tun. Denn wo sollte das hinführen? Zu einer gespaltenen Legion, in der man sich gegenseitig bespitzelte. Als er sich vorstellte, wie die Legion in die Schlacht zog, während jeder Soldat seinen Nebenmann misstrauisch beäugte, musste er lachen.
    Dann sollte sich halt jemand anders über Spionage den Kopf zerbrechen. Er würde sich darauf konzentrieren, dass seine Legion im bevorstehenden Feldzug ihren Mann stand. Das würde seinem Ruf weit mehr nützen als das Intrigieren in dunklen Winkeln. Über seine Naivität lächelnd, schlief er ein.

22

    Der Winter war zwar vorbei, doch die

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