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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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handelte. Er war starr vor Angst, in seinen Ohren pochte das Blut. Über die Truhe gebeugt machte sich der Eindringling, einhergehend mit leisen Klirrgeräuschen, am Eisenschloss zu schaffen, bis es sich schließlich öffnete. Der Mann wühlte in der Truhe – offenbar suchte er nach etwas Bestimmtem.
    Auf einmal wurde Cato bewusst, dass der Mann sich jeden Moment umdrehen würde. Dann würde er den auf dem Diwan liegenden Beobachter unweigerlich bemerken. Cato schob die Linke unter den Schenkel und zog am Heft des Dolchs. Die Waffe war so fest eingeklemmt, dass ein scharfer Ruck vonnöten war. Cato hob eine Hinterbacke an, um den Dolch leichter freizubekommen, doch das war zu viel des Guten: Die Klinge glitt klirrend aus der Scheide. Der Eindringling fuhr herum und hob gleichzeitig das Schwert, wobei er die Lektion der Grundausbildung außer Acht ließ, derzufolge ein Moment des Zielens wertvoller ist als ein kleiner Vorsprung beim Ziehen. Das Schwert fuhr jäh nieder und schlug mit einem lauten Krachen über Catos Kopf einen Keil aus dem Diwan.
    Cato stieß der über ihm aufragenden Gestalt den Dolch entgegen; die Waffe drang durch Stoff und noch etwas Nachgiebigeres.
    »Verdammt!«, knurrte der Mann und sprang zurück. Er prallte gegen den Tisch. Cato rannte blindlings nach links, auf die Zeltklappe zu, durch die Lavinia verschwunden war, und stieß sich das Schienbein an einem Schemel an. Mit ausgestreckten Armen flog er über den Schemel hinweg und landete auf dem Boden. Der Eindringling setzte ihm in gebückter Haltung nach, darauf bedacht, seinen Fehler nicht zu wiederholen. Cato verspürte an der Vorderseite des einen Beins einen flammenden Schmerz und wartete mit dem Aufrichten einen Moment zu lange. Der Angreifer, der sich vom ersten Schreck mittlerweile erholt hatte, stürzte sich auf ihn und zielte mit der Schwertspitze auf Catos Hals.
    »Hilfe!«, schrie Cato und wälzte sich instinktiv unter den Tisch. »Hilfe!«
    »Sei still, du Arschloch!«, zischte der Mann, womit er Cato dermaßen erschreckte, dass dieser keinen Mucks mehr machte – jedoch nur für einen Moment. Als das Schwert abermals auf ihn niederstieß, wälzte er sich gegen den Diwan.
    »Hilfe!«, brüllte er. »Hier drinnen!«
    Aus den Schlafkammern den Gang entlang drangen die Stimmen schlaftrunkener Offiziere. Mit Erleichterung hörte Cato, dass jemand nach der Wache rief. Auch der Eindringling hatte es gehört. Er hielt inne und blickte sich nach einem Fluchtweg um. An einer Stelle leuchtete die Zeltwand auf, und ein Wachposten rief: »Hier! Hierher!«
    Der Eindringling stürzte zur Eingangsklappe an der anderen Seite des Zeltes und hob das Schwert, während Cato aufsprang. Eine Speerspitze schob die Zeltklappe beiseite, der Wachposten trat ein, und das Zeltinnere wurde auf einmal von unstetem Fackelschein erhellt. Der links vom Eingang im Schatten verborgene Eindringling holte mit dem Schwert aus.
    »Vorsicht!«, rief Cato.
    Der Wachposten wandte sich dem Rufer zu und wurde gleich darauf von einem kräftigen Hieb am Hinterkopf getroffen. Cato beobachtete voller Entsetzen, wie er seufzend auf die Knie niedersank und vornüber kippte. Funken stoben, als die Fackel auf den Holzboden fiel und gegen einen Stapel Landkarten rollte. Als Cato aufsah, verblasste das Licht bereits, und er sah nurmehr den Rücken des Eindringlings, der nach draußen rannte. Ohne Zögern folgte er ihm, stürmte aus dem Zelt des Legaten in ein von den Klapptischen der Schreiber gesäumtes Vorzimmer. Rechts vor ihm hieb der Eindringling mit dem Schwert auf die Zeltwand ein und zwängte sich durch die entstandene Öffnung. Von links näherten sich Fackelschein, Rufe und Fußgetrappel. Cato blieb augenblicklich stehen, vor lauter Panik ganz außer Atem.
    Cato rannte zurück ins Zelt des Legaten, wo von den Landkarten mittlerweile orangefarbene und gelbe Flammen emporzüngelten. Von draußen drangen die Stimmen derer herein, die aus dem Schlaf hochgeschreckt waren. Es gab keinen Ausweg. Er ließ sich am anderen Ende des Raums auf den Boden fallen und hob die schwere lederne Zeltwand an. Plötzlich gab ein Pflock nach, und er wälzte sich durch die Öffnung. Er stellte fest, dass er sich in einer Art Küche befand; unter seinen Füßen war niedergetrampeltes Gras – die Sklaven brauchten keinen kostbaren Holzboden. Verfolgt von den Rufen, rannte Cato durch die Küche zur anderen Seite und wälzte sich unter der Zeltwand hindurch ins Freie.
    Er lag auf dem Rücken und

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