Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
fehlen zu lassen.«
Sobald sie außer Hörweite waren, beugte Macro sich dicht an Cato heran und zischte: »Du hast verdammtes Glück gehabt, dass du da lebend rausgekommen bist. Von jetzt an gehorchst du mir, wenn ich etwas sage.«
»Aber der Kaiser …«
»Halt die Klappe, du Trottel. Verstehst du denn nicht, dass er dich absichtlich provoziert hat? Du weißt doch, was auf den Angriff auf einen Offizier steht. Möchtest du etwa gekreuzigt werden? Nein? Dann halt jetzt einfach den Mund.«
Sobald Vitellius sie nicht mehr sehen konnte, packte Macro Cato am Kragen und zog ihn dicht an sich heran. »Cato! Reiß dich zusammen! Wir müssen etwas unternehmen. Bald beginnt das Bankett, und wir müssen eine Möglichkeit finden, Vitellius aufzuhalten.«
»Ich scheiß auf Vitellius«, murmelte Cato.
»Später. Jetzt müssen wir erst mal den Kaiser retten.«
53
»Nicht schlecht«, bemerkte Vespasian, den Mund voll von herzhaftem Gebäck. »Gar nicht schlecht.«
»Achtung, du krümelst ja alles voll.« Flavia wischte die Krümel aus den Stofffalten der Tunika ihres Mannes. »Also wirklich, man sollte doch meinen, ein erwachsener Mann würde ein bisschen besser darüber nachdenken, was er mit den Speisen, die er isst, eigentlich anrichtet.«
»Mir darfst du nicht die Schuld geben, nur ihm.« Vespasian wies auf Narcissus, der neben dem kaiserlichen Tisch stand, während sein Herr ein paar Häppchen von einem Teller mit Knoblauchpilzen goutierte. »Er hat das Menü ausgewählt und seine Sache wirklich außerordentlich gut gemacht. Was ist das hier eigentlich?«
Flavia nahm eines der Gebäckstücke in die Hand und roch daran mit der vornehmen Verachtung eines Menschen, der dazu erzogen wurde, auf die Anstrengungen anderer Leute hinunterzuschauen. »Es ist Wildbret – ein wenig zu lang abgehangen, könnte ich hinzufügen –, mariniert in Fischsauce von eingelegten Fischen, anschließend gehackt, mit Kräutern und Mehl vermischt und gebacken. «
Vespasian sah sie voll offener Bewunderung an und blickte dann wieder auf das angebissene Gebäckteilchen in seiner Hand. »Woher weißt du das denn? Kannst du das riechen?«
»Im Gegensatz zu dir habe ich mir die Mühe gemacht, die Speisekarte zu lesen.«
Vespasian lächelte wohlwollend. »Wie sieht die Speisefolge denn dann aus, nachdem du derart bewandert bist?«
»Keine Ahnung, ich habe nur die Vorspeisenfolge studiert, aber ich könnte mir denken, es wird einfach ein Wiederholungsspiel aller Bankette sein, die Claudius bisher gegeben hat.«
»Ein Gewohnheitstier, unser Kaiser.«
»Aber leider sind es Narcissus’ Gewohnheiten. Die Speisefolge trägt überall seine Handschrift: alles so übertrieben und protzig, dass einem wahrscheinlich irgendwann schlecht davon wird.«
Vespasian lachte und beugte sich spontan nach vorn, um seine Frau auf die Wange zu küssen. Sie nahm den Kuss mit überraschtem Gesicht entgegen.
»Entschuldigung. Ich wollte dich nicht überrumpeln«, meinte Vespasian. »Aber einen Moment lang hat es sich genau wie früher angefühlt.«
»So könnte es immer sein. Wenn du mich nicht so kalt behandeln würdest.«
»Kalt,« wiederholte Vespasian und begegnete ihrem Blick. »Ich bin dir gegenüber nicht kalt. Nie habe ich dich mehr geliebt als jetzt.« Er beugte sich dichter zu ihr hin und fuhr leise fort: »Aber ich habe das Gefühl, dass ich dich nicht wirklich kenne. Nicht mehr, seit man mir von deiner Verbindung zu den Liberatoren berichtete.«
Flavia ergriff seine Hand und umklammerte sie fest. »Ich habe dir alles gesagt, was du wissen musst. Ich habe dir gesagt, dass ich keine Verbindung zu diesen Menschen habe. Überhaupt keine.«
»Jetzt vielleicht. Aber zuvor?«
Flavia lächelte traurig, bevor sie mit leiser, aber klarer Stimme antwortete: »Ich habe jetzt keine Verbindung zu ihnen. Mehr kann ich dir nicht sagen. Sonst gefährde ich dich und vielleicht auch Titus – und das andere Kind.«
»Das andere Kind?« Vespasian runzelte die Stirn, bevor die Sesterze fiel. Er hielt im Kauen inne, holte zur Antwort Luft und verschluckte sich prompt an den Gebäckkrümeln. Vor lauter Gekeuche und Gehuste lief sein Gesicht rot an. Immer mehr Köpfe drehten sich nach ihm um, und am Ehrentisch hob Claudius den Kopf und blickte angesichts des Aufruhrs voll Entsetzen auf sein Essen. Narcissus eilte herbei, um ihn zu beruhigen, und biss eilig ein Stück von einem Pilz auf Claudius’ Teller ab.
Flavia klopfte ihrem Mann auf den Rücken, bis Vespasian
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