Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Welten voneinander entfernt sind. Du bist Soldat und, wie ich von meiner Herrin höre, ein guter. Ich bin einfach nur eine Haussklavin. Keiner von uns beiden hat sonderlich gute Aussichten, und das bedeutet, dass wir niemals viel Zeit miteinander werden verbringen können … Verstehst du, was ich damit sage?«
»Oh, ja! Ich bin abserviert. Du hast es hübscher ausgedrückt, aber es läuft auf dasselbe hinaus.«
»Cato! So solltest du es nicht auffassen.«
»Wie denn sonst? Rein mit dem Verstand? All meine Gefühle beiseite lassen und sehen, wie vernünftig du dich verhältst?«
»Etwas in der Art«, erwiderte Lavinia sanft. »Das ist besser, als wenn du dich so maßlos aufregst.«
»Das hier nennst du maßlos?«, entgegnete Cato, das Gesicht blutleer vor Liebe, Bitterkeit und Zorn, die durch sein Herz jagten. »Ich hätte mir denken können, dass es so ausgeht. Man hat mich vor dir gewarnt. Ich hätte darauf hören sollen, aber du hast mich einfach nur benutzt.«
»Ich habe dich benutzt? Ich kann mich an keinerlei Klagen erinnern, dass ich dich in jener Nacht in Rutupiae schlecht behandelt hätte. Ich mochte dich, Cato. Das ist alles. Alles andere hast du nur in die Situation hineingelesen. Jetzt, nachdem wir beide unseren Spaß gehabt haben, ist es Zeit zum Weitergehen.«
»Das ist alles? Bist du dir da sicher? Ich meine, gibt es da nicht noch etwas anderes, was du mir sagen solltest?«
»Wovon redest du überhaupt?« Lavinia sah ihn misstrauisch an.
»Ich weiß nicht recht«, erwiderte Cato kalt. »Ich dachte einfach, du könntest vielleicht den neuen Mann in deinem Leben erwähnen.«
»Neuen Mann?«
»Tut mir Leid, ich hätte sagen sollen, die Erneuerung der Beziehung mit dem entscheidenden Mann in deinem Leben.«
»Ich weiß gar nicht, wovon du redest.«
»Ach, wirklich? Ich hätte deine kleinen Konferenzen mit Tribun Vitellius eigentlich für denkwürdiger gehalten. Gewiss wäre er zutiefst verletzt, wenn er wüsste, dass er dir so schnell aus dem Sinn entschwunden ist.« Cato ballte die Fäuste, und um nicht in Versuchung zu geraten, Lavinia zu schlagen, stopfte er sie in seine Tunika, wo er auf Nisus’ Verband stieß und die Hand tief in seinen Windungen vergrub. Er zog die Hand zusammen mit dem Verband heraus und betrachtete ihn dumpf. Lavinia warf einen nervösen Blick auf die Binde und rückte auf der Bank ein wenig ab, sodass der Abstand zwischen ihnen noch größer wurde.
»Na schön, Cato. Da du unbedingt beleidigt sein möchtest, erzähle ich dir alles.«
»Das wäre mal eine Abwechslung.«
Sie überging seinen Sarkasmus und begegnete dem glühenden Hass in seinen Augen mit kühler Miene. »Ich kannte Vitellius, bevor ich dich kennen gelernt habe. Ich möchte nicht behaupten, dass wir ein Liebespaar waren. Ich hegte Gefühle für ihn, bezweifle aber, dass er sie zunächst erwiderte. Mit der Zeit wurde seine Liebe jedoch größer, bis uns dieser vertrottelte Plinius ertappte und alles kaputtmachte. Dann begegnete ich dir.«
»Und da dachtest du: Den kann ich ausnutzen.«
»Denk doch, was du willst«, sagte Lavinia und zuckte mit den Schultern. »Damals gab es für mich keinen sicheren Halt mehr in der Welt. Ich war verängstigt und einsam und wollte einfach jemanden, der mir half. Als ich sah, dass ich dir gefiel, bin ich sofort auf dich geflogen.«
»Du wolltest wohl sagen, du hast mich gevögelt.«
Lavinia starrte ihn wütend an und schüttelte langsam den Kopf. »Das ist absolut typisch für dich. Immer diese klugscheißerischen Kommentare. Hältst du das wirklich für einnehmend?«
»Soll es gar nicht sein. Nicht mehr.«
»Noch nie. Ich kann dir gar nicht sagen, wie satt ich es hatte, immer das naive, ungebildete Sklavenmädchen zu spielen.«
»Ich hatte mich schon gefragt, wo deine plötzliche Redegewandtheit nur herkommt. Das muss wohl vom Tribun abgefärbt haben.«
»Cato! Hör doch endlich auf, so grässlich zu sein!«
Sie starrten sich einen Moment lang wütend an, doch dann sah Cato weg und blickte auf den Verband hinunter, den er um seinen Arm gewickelt hatte. Plötzlich erstarrte er.
»Ich mochte dich«, fuhr Lavinia so sanft wie nur möglich fort. »Wirklich, in gewisser Weise, aber meine Gefühle für Vitellius waren weit stärken, und als er … Cato?«
Cato schob wie wild an dem Verband um seinen Arm herum und hörte nicht zu.
»Cato? Was ist denn los?«
»B … e … l … «, las er laut, als die Striche auf dem Verband sich zu Zeichen fügten, »l … o
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