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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Augen der flammende Blick des Fanatikers – und hielt weiter auf den Kaiser zu. Cato stürzte dem Attentäter hinterher und schnappte im Hechtsprung nach seinem Bein. Er erwischte es, hielt es fest umklammert und brachte Bellonius zu Fall. Beide stürzten zu Boden, doch Cato ließ nicht los – bis Bellonius ihm mit dem freien Fuß mitten ins Gesicht trat. Bellonius riss sich frei, kam taumelnd auf die Beine und stürzte weiter auf sein Opfer zu.
    Die germanischen Leibwächter, die einen Moment lang durch Vitellius und die halb entblößte Lavinia abgelenkt gewesen waren, warfen sich zwischen ihren Herrn und Bellonius. Claudius hatte mit einem Angstschrei die Hände vors Gesicht geschlagen. Der Brite rannte weiter, direkt auf den Kaiser zu, den Dolch heimtückisch verborgen, jedoch stoßbereit. Als er den ersten Leibwächter erreichte, holte der Germane aus und schmetterte ihm den Schild gegen die Schläfe. Bellonius krachte auf den Steinboden nieder.
    »Wachen!«, schrie Narcissus. »Wachen!«
    Vitellius kapierte in Sekundenschnelle, dass sein Mordkomplott fehlgeschlagen war. Er schnappte sich einen Dolch aus dem Gürtel eines der Leibwächter und stürzte sich auf den am Boden zappelnden Briten. Die anderen Leibwächter stürmten herbei, doch als sie heran waren, war schon alles vorüber. Vitellius erhob sich auf die Knie, Wange und Tunika blutbespritzt. Bellonius lag zu seinen Füßen, tot; das Heft des Leibwächterdolchs ragte unter seinem Kinn heraus. Die Klinge war dem Briten durch die Kehle ins Gehirn gedrungen, und seine Augen waren weit aufgerissen vor Überraschung. Dunkles Blut sammelte sich im Winkel seines geöffneten Mundes und rann dann die Wange hinunter.
    In der Hand des Briten lag der juwelenbesetzte Griff des keltischen Dolchs, den Lavinia in den Saal geschmuggelt hatte. Sie blickte darauf, sah dann mit entsetztem Gesicht zu Vitellius auf und wich langsam vor ihm zurück, die zerrissene Tunika vor der Brust zusammengerafft.
    Eine große Schar von Leibwächtern eilte mit gezogenen Waffen herbei. Von allen Seiten drängten Festgäste und Serviersklaven heran, um einen besseren Blick zu ergattern. Cato stand auf und steckte plötzlich mitten in einem dichten Menschengedränge. Er schaute sich um und sah, dass Claudius unversehrt war. Narcissus hatte dem Kaiser den Arm um die Schultern gelegt und rief Befehle, den Saal räumen zu lassen. Cato drehte den Kopf und sah sich nervös nach irgendeinem Hinweis auf Lavinia um. Dann erblickte er sie in Vitellius’ Griff. Sie wehrte sich heftig, während er versuchte, sie zur Seite zu zerren.
    Die Leibwächter des Kaisers trieben die Schaulustigen mit gezogenem Schwert von Claudius weg. Beim Anblick der blanken Waffen wich die Menge unter Schreckensschreien zurück, sodass der in ihrer Mitte eingekeilte Cato den Tribun und Lavinia aus den Augen verlor. Jemand umklammerte seinen Arm mit kräftigem Griff, er wurde herumgewirbelt und sah sich Macro gegenüber.
    »Nichts wie weg hier!«, schrie Macro. »Bevor die Prätorianergarde hier eintrifft und irgendein Dummkopf ein Massaker auslöst.«
    »Nein! Erst muss ich Lavinia finden!«
    »Lavinia? Wozu denn dieser Quatsch? Ich dachte, die Schlampe arbeitet mit Vitellius zusammen!«
    »Ich lasse sie nicht im Stich, Herr.«
    »Such sie später. Und jetzt weg von hier.«
    »Nein!« Cato riss sich los und drängte sich zu der Stelle durch, wo er Lavinia mit Vitellius im Streit gesehen hatte. Rücksichtslos stieß er sich durch das Geschiebe und Gedränge voran. Er hörte, wie Macro wütend hinter ihm herrief, er solle sofort aus dem Saal verschwinden. Dann kreischte unmittelbar vor ihm eine Frau auf, und durch die Menge hindurch erblickte er Vitellius, blutbesudelt und ein Messer in der Hand, von dem es blutrot tropfte. Vitellius begegnete Catos Blick und verzog finster das Gesicht. Nach einem Blick in die entsetzten Mienen ringsum warf er Cato jedoch ein Lächeln zu und zog sich zu den Leibwächtern des Kaisers zurück, wo er die Klinge fallen ließ und die Hände hob. Claudius erblickte ihn und eilte sofort zu ihm hinüber, um ihn zu umarmen, strahlend vor Dankbarkeit.
    Cato kämpfte sich weiter vor, um endlich Lavinia zu finden. Sein Fuß verfing sich in etwas, und beinahe wäre er gestolpert. Nach unten blickend sah er die Stofffalten einer Tunika. Sie umhüllten eine Frau, die bewegungslos auf dem Boden lag, mitten in einer immer größer werdenden Blutlache, in der die langen Flechten ihres dunklen Haars schwammen.

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