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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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stirnrunzelnd. »Die ist weit von hier. Wann kommt deine Legion denn wieder hierher zurück?«
    Macro wollte gerade irgendetwas Beruhigendes daherplappern, da sah er den schmerzlichen Ausdruck in Boudicas Gesicht. In so einer Situation war Ehrlichkeit nötig. Besser, Boudica erfuhr die Wahrheit sofort, als dass sie ihm später grollte.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht geht der Feldzug noch ein paar Jahre, vielleicht kommen wir auch nie zurück. Alles hängt davon ab, wie lange Caratacus gegen uns kämpft. Falls wir ihn schnell vernichten, ist die Provinz bald befriedet. Im Moment überfällt der Schweinehund aber ständig unsere Nachschublinien und verhandelt außerdem mit einigen anderen Stämmen, sich seinem Widerstand gegen uns anzuschließen.«
    »Dass er gut kämpft, kann man dem Mann nicht zum Vorwurf machen.«
    »Doch. Wenn er dadurch unsere Trennung verlängert.« Macro ergriff ihre Hand und drückte sie zärtlich. »Hoffen wir also, dass er gescheit wird und merkt, dass er unmöglich gegen uns siegen kann. Wenn dann Ruhe in der Provinz herrscht, nehme ich Urlaub, komme hierher und suche dich auf.«
    »Erwartest du etwa, dass Britannien sich so schnell unterwirft?«, brauste Boudica auf. »Bei Lud! Wie dumm seid ihr Römer eigentlich? Caratacus führt nur die Stämme an, die sich im Einflussbereich der Catuvellauni befinden. Es gibt aber noch viele andere Stämme, und wenn sie zu stolz sind, sich der Führung eines Stammesfremden zu unterstellen, sind sie mit Sicherheit ebenfalls zu stolz, sich demütig der römischen Herrschaft zu unterwerfen. Nimm doch nur unseren eigenen Stamm.« Boudica zeigte auf sich selbst und Nessa. »Die Iceni. Ich kenne keinen einzigen Krieger, der davon träumt, Untertan eures Kaisers Claudius zu werden. Gewiss habt ihr unsere Stammesfürsten mit Bündnisversprechungen umworben und ihnen für den Fall, dass Rom feindliche Stämme schlägt, Beuteanteile zugesagt. Aber ich warne euch, sobald ihr versucht, euch als unsere Herren aufzuspielen, werden die römischen Legionen einen hohen Blutzoll entrichten …«
    Ihre Stimme war schrill geworden, und ihre Augen loderten herausfordernd. Die Zecher an den Nachbartischen hatten sich zu ihr umgedreht und einen Moment lang ihre Gespräche unterbrochen. Dann drehten sie die Köpfe aber zurück, und das Stimmengewirr schwoll langsam wieder an. Boudica schenkte sich noch einen Becher Wein ein, leerte ihn und fuhr dann ruhiger fort: »Das Gleiche gilt für die meisten anderen Stämme. Glaub mir.«
    Macro sah sie an, nickte langsam und nahm ihre Hand zärtlich in die seine. »Tut mir Leid. Ich wollte dein Volk nicht beleidigen. Ehrlich. Ich bin nicht gerade ein Meister der Worte.«
    Boudicas Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. »Macht nichts, dafür hast du genügend andere Vorzüge.«
    Macro warf Cato einen Blick zu. »Könntest du vielleicht mit dem Mädel hier ein Weilchen zur Theke gehen? Meine Herzensdame und ich müssen uns unterhalten.«
    »Ja, Herr.« Cato erfasste die Lage sofort, stand eilig auf und bot Nessa den Arm. Die junge Frau schaute zu ihrer Kusine und erhielt ein leises Nicken zur Antwort.
    »Na, dann los.« Nessa lächelte breit. »Pass auf dich auf, Boudica, du weißt ja, was diese Soldaten für Leute sind.«
    » Sa! Ich kann schon auf mich selbst aufpassen.«
    Daran hegte Cato nicht die geringsten Zweifel. Im Laufe der Wintermonate hatte er Boudica recht gut kennen gelernt, und sein Mitleid galt ganz seinem Zenturio. Er geleitete Nessa durch das Gedränge zur Theke. Der Schankwirt, nach dem Akzent zu urteilen ein alter Gallier, trug nicht die römisch-kontinentale Kleidermode, sondern einen reich gemusterten Kittel, und zwei Zöpfe hingen ihm vom Kopf auf die Schultern herab. Er spülte gerade Becher in einem Fass mit schmuddeligem Spülwasser und schaute auf, als Cato mit einer Münze auf die Theke klopfte. Er wischte sich die Hände an der Schürze ab und schlurfte heran, die Augenbrauen fragend gehoben.
    »Zwei Becher Glühwein«, bestellte Cato, vergewisserte sich dann aber nochmals bei Nessa. »Einverstanden?«
    Sie nickte, und der Wirt nahm zwei Becher und ging zu einem zerbeulten Kupferkessel, der auf einem rußigen Gitter über der schwach glimmenden Glut stand. Dampfschwaden stiegen aus dem Kessel auf, und selbst von dort, wo er stand, erschnüffelte Cato die duftenden Gewürze durch den Kneipenmief aus Bier und säuerlichem Menschenschweiß hindurch. Der hoch gewachsene, dünne Cato schaute auf seine

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