Cato 03 - Der Zorn des Adlers
flüsternd. »Vielmehr ist dein Verwandter in Gefahr. Er ist nicht mehr nüchtern, und jetzt hat er Macro sauer gemacht. Dein Vetter soll mal besser gut auf sich aufpassen.«
Prasutagus klopfte dem Zenturio auf die Schulter und sagte etwas Versöhnliches in seiner Muttersprache. Das Messer verschwand wieder unter seinem Umhang.
»Finger weg!«, knurrte Macro. »Du bist vielleicht ein Riese und ein schlagkräftiger Bastard, aber ich bin schon mit Schlimmeren fertig geworden.«
Der Krieger beachtete ihn jedoch nicht mehr, sondern wandte sich wieder den anderen Gästen zu, um sich erneut nach seinen widerspenstigen Kusinen umzusehen. Nessa war aufgestanden, um die Begegnung zwischen dem Zenturio und ihrem Vetter zu verfolgen, und schaffte es jetzt nicht mehr, sich rechtzeitig außer Sicht zu bringen.
»Ahhh!«, brüllte der Riese und stampfte vorwärts, wobei er jeden, der ihm im Weg stand, grob beiseite stieß. »Nessa!«
Ziemlich unüberlegt stand Cato auf und stellte sich zwischen die beiden, um den näher kommenden Krieger mit erhobener Hand aufzuhalten.
»Lass sie in Ruhe!« Seine Stimme bebte, denn ihm wurde plötzlich klar, wie unklug er sich gerade verhielt.
Prasutagus stieß ihn zur Seite, packte Nessa bei den Schultern und brüllte sie an, genau wie sie es vorhergesagt hatte. Cato rappelte sich vom Boden hoch und stürzte sich auf den Briten. Prasutagus stand jedoch wie ein Fels. Gleich darauf verpasste er Cato einen ordentlichen Schlag gegen die Schläfe. Catos Welt versank in einem blendend weißen Blitzschlag, und er fiel wie ein Stein um, bewusstlos.
Macro hinten bei der Tür erhob sich. »Das geht zu weit, Süßer!« Er schob sich durchs Gedränge zum Kamin durch. Hinter ihm kämpfte Boudica sich unter ihrer Bank hervor.
»Macro! Lass das! Er bringt dich um.«
»Das soll der Schuft mal versuchen.«
»Lass das! Ich flehe dich an!« Sie schoss hinter ihm her und packte ihn bei den Schultern.
»Lass mich los, Weib!«
»Macro, bitte!«
Prasutagus schaute sich um. Sofort stieß er Nessa beiseite, drehte sich mit seiner massigen Gestalt herum und überschüttete Boudica in einer Mischung aus Erleichterung und Zorn mit einem wasserfallartigen Wortschwall. Fast bei dem Riesen angekommen, blieb Macro stehen und schaute sich suchend nach etwas um, was sich als Waffe verwenden ließe. Er griff nach einer Krücke, die neben einem besinnungslos besoffenen Briten auf dem Boden lag, und hielt sie wie einen Hirtenstab vor sich. Doch bevor er noch einen weiteren Schritt auf Prasutagus zu machen konnte, ging er unter einem krachenden Schlag auf den Hinterkopf zu Boden – Boudica hatte ihn mit einem Tonkrug niedergeschlagen. Schwindlig und der Ohnmacht nahe rappelte Macro sich auf alle viere hoch.
»Bleib unten!«, zischte Boudica. »Bleib unten und halt den Mund, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
Mit lodernden Augen und wutverzerrtem Mund marschierte sie auf ihren Vetter zu. Prasutagus fuchtelte noch immer brüllend mit seinen mächtigen Armen durch die Luft. Boudica baute sich vor ihm auf und schlug ihm ins Gesicht, wieder und wieder, bis er sich beruhigt hatte und seine Arme schlaff herunterhingen.
»Naa, Boudica!«, protestierte er. » Na!«
Sie gab ihm noch eine Ohrfeige und warnte ihn mit erhobenem Zeigefinger davor, noch ein einziges Wort zu sagen. Seine Augen glühten, und er biss die Zähne zusammen, gab aber keinen Laut mehr von sich. Die anderen Zecher warteten in fasziniertem Schweigen ab, wie sich der Zusammenstoß zwischen diesem riesenhaften Krieger und der hoch gewachsenen, herrischen Frau, die sich ihm so offen widersetzte, weiter entwickeln würde. Schließlich ließ Boudica den mahnenden Finger sinken. Prasutagus nickte, redete jetzt ruhig mit ihr und machte eine Andeutung von Nicken zur Tür hin. Boudica rief Nessa und ging den beiden auf die Straße hinaus voran. Prasutagus verharrte noch einen Moment und warnte die Gäste mit einem wütenden Blick davor, über ihn zu lachen. Dann schob er den am Boden liegenden Optio mit einem Fuß zur Seite und stürmte aus der Schenke, hinter seinen Schutzbefohlenen her, bevor sie ihm erneut entkommen konnten.
Jeder einzelne Zecher in der Schenke schaute zur offenen Tür, ob der Krieger vielleicht zurückkehrte. Als die Unterhaltung langsam wieder auflebte, nickte der alte Gallier seinem Rauswerfer zu, und der ging zur Tür und machte sie zu. Dann schlenderte er beiläufig zu Macro hinüber.
»Alles klar, Kumpel?«
»Hab mich schon besser
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