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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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daneben, und Cato landete keuchend auf dem Boden.
    »Da hätten sie dich beinahe erwischt!«, meinte Macro lachend und zerrte Cato wieder auf die Beine. Der Optio schnappte nach Luft, die Hand auf die Brust gelegt, und konnte nur staunen, dass der Zenturio bei der Aussicht auf den baldigen Tod so jubilierte. Sonderbar, dieser Wahnsinn, diese Euphorie der Schlacht, überlegte Cato. Wie schade, dass er nicht mehr lange genug leben würde, um gründlicher über das Phänomen nachzudenken.
    Die Männer der Vierten Kohorte schlossen in einer ungleichmäßigen Ellipse instinktiv die Reihen um ihre verletzten Kameraden. Der Feind umschwirrte sie und hieb und stach immer wütender auf die römischen Schilde ein, um die Kohorte zu vernichten, bevor der Entsatz eintraf, der zwar im Eilschritt heranmarschierte, aber noch immer weit entfernt war. Im Getümmel des Kampfes war Catos Kopf wunderbar frei von allen Gedanken außer dem Wissen, dass er seinen Feinden das Leben nehmen und sein eigenes retten musste. Sein Schild und sein Schwert waren wie angewachsen: Mit dem einen wehrte er Hiebe ab, mit dem anderen teilte er welche aus, so wirkungsvoll, als wäre er eine gut geölte Maschine. Gleichzeitig brannten seine Sinne winzige Details, erstarrte Fetzen des Kampfes, in seine Erinnerung ein: der beißende Gestank von Maultierschweiß und der süßliche Blutgeruch; der aufgewühlte Boden um seine verschlammten Stiefel; die blutbespritzten, zähnefletschenden Gesichter von Freund und Feind und die schneidende Kälte des Wintermorgens.
    Die Kohorte schrumpfte Mann um Mann. Die Verwundeten wurden in die Mitte gezerrt, die Leichen dagegen vor die Formation geworfen, damit die Legionäre nicht über sie stolperten. Und noch immer hielt die Kohorte stand. Die Leichen der Gegner türmten sich vor ihren Schilden, und die Durotriges mussten über sie hinwegsteigen, um an die Legionäre heranzukommen. Die Intensität des Augenblicks raubte Cato jegliches Zeitgefühl. Er stand Schulter an Schulter zwischen seinem Zenturio und Figulus. Doch Figulus war nicht länger Figulus, der Bursche mit den unfertigen Gesichtszügen, der aus dem Staunen über eine Welt, die sich so sehr von seinem heimatlichen Elendsviertel in Lutetia unterschied, nicht herauskam. Figulus hatte einen Hieb über dem Auge erhalten; ein Hautlappen hing ihm von der Stirn, und die Gesichthälfte darunter war blutüberströmt. Er kämpfte wie ein Wilder, hatte die sonst so freundlichen Lippen zu einem grimmigen Zähnefletschen zurückgezogen und spie Zischlaute und Geifer aus. Es war, als hätte das monatelange Waffentraining niemals stattgefunden; jetzt, wo Schmerz und Wut ihn gepackt hatten, hieb und schlug er mit seinem Kurzschwert auf eine Weise um sich, für die es eindeutig nicht gemacht war. Dennoch schraken die Durotriges vor ihm zurück, eingeschüchtert von seinem schrecklichen Zorn. Er holte für einen weiteren Ausfall mit der Klinge aus und rammte dabei Cato den Ellbogen gegen die Nase. In Catos Kopf explodierten Lichter, und dann setzte der Schmerz ein.
    »Jetzt mal ruhig!«, schrie Cato Figulus ins Ohr.
    Doch an Figulus war jede Mahnung zur Vernunft verloren. Er runzelte die Stirn, schüttelte einmal den Kopf und warf sich mit einem gutturalen Knurren wieder in den Kampf. Ein Brite mit einer langstieligen Kampfaxt stürzte sich auf Cato. Der riss seinen Schild hoch, ging in die Knie und biss in Erwartung des Aufpralls die Zähne zusammen. Der Hieb ließ das Holz zersplittern, wurde abgelenkt und bohrte sich in die Brust einer Leiche zu Catos Füßen. Der eigene Schwung ließ den Krieger nach vorn taumeln, unmittelbar in Catos Schwertspitze, die am Schlüsselbein des Kämpfers vorbei bis in sein Herz drang. Er fiel zu Boden und begrub Catos Klinge unter sich. Cato ergriff die erstbeste Waffe, ein keltisches Langschwert mit kunstvoll verziertem Griff. Mit der unvertrauten Waffe in der Hand, die er wie ein römisches Kurzschwert zu führen versuchte, fühlte er sich unbeholfen und ungeschickt.
    »Los, kommt schon, ihr Schweine!«, knurrte Macro und hielt dem nächststehenden Feind die Klinge entgegen. »Kommt schon, sage ich! Wer ist als Nächster dran? Kommt schon, worauf wartet ihr denn, ihr verdammten Weichlinge! «
    Die Zahl der Angreifer schmolz dahin, und bald zogen sich alle vom Ring der römischen Schilde zurück. Zwischen den Kampfparteien tat sich eine Lücke von dreißig Schritt auf, die mit Leichen und fallen gelassenen oder zerbrochenen Waffen übersät

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