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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Riesen ihre Schilde ins Gesicht und durchbohrten ihn von allen Seiten mit ihren Schwertern. Doch mit einem aus tiefer Kehle aufsteigenden Knurren, einem Laut reiner animalischer Wut, steckte der Brite alles ein, ohne seinen Würgegriff zu lockern. Cato, der fast das Bewusstsein verlor, sah bereits sein Ende nahen, doch plötzlich erschlaffte die mächtige Pranke. Von Schwindel ergriffen hörte Cato die brutalen Schwerthiebe, mit denen die Legionäre dem Briten den Rest gaben.
    Mit einem tiefen, rasselnden Atemzug ging der Mann in die Knie, und seine Hände glitten schlaff von Catos Kehle herunter. Einer der Legionäre trat ihn argwöhnisch gegen die Brust, und der Riese fiel rückwärts in den aufgewühlten Schnee, mausetot.
    »Alles in Ordnung, Optio?«
    Cato lehnte mit schmerzhaft pochender Kehle heftig keuchend an einer Mauer. Er schüttelte den Kopf, um irgendwie den Schwindel loszuwerden.
    »Ich lebe noch«, brachte er schmerzhaft krächzend heraus. »Wir müssen hinter den anderen her … Los.«
    Jemand reichte ihm sein Schwert mit dem Elfenbeingriff, das Zenturio Bastia ihm vererbt hatte, und Cato stolperte weiter die Gasse entlang. Die Angst vor einem weiteren Hinterhalt bremste sein Verlangen, so schnell wie möglich voranzustürmen, doch er zwang sich zur Eile, fest entschlossen, keinen seiner Männer merken zu lassen, dass er sich wie ein verängstigter kleiner Junge in einem grässlichen Albtraum fühlte. Jeder Schatten am Rand der Gasse wurde zur dunkelsten Tiefe der Hölle, aus der unaussprechliche Schrecken hervorbrechen mochten.
    Dann bog die Gasse ab, und die Beutegruben lagen vor ihnen. Die Abdeckung war beiseite gezogen worden, und jenseits der Gruben waren noch einige Feinde zu sehen, die sich schwer beladen hinter ihren Kameraden herschleppten, die der Vernunft den Vorrang vor der Habgier gegeben hatten.
    »Schnappt sie euch«, krächzte Cato.
    Die Legionäre rannten jeder für sich los. Es würde einen Kampf Mann gegen Mann geben – da war der Schildwall nicht nötig. Mit dem Schlachtruf der Legion, »Hoch die Augusta!«, fielen sie über die Briten her, als jagten sie Ratten in einem Kornspeicher.
    Unmittelbar vor Cato holte ein Römer einen Krieger der Durotriges ein, der ein riesiges Bündel durch den Schnee schleppte. Der Brite spürte die Gefahr hinter sich, drehte sich um und hob erschreckt den Arm, als das Kurzschwert von oben auf ihn niedersauste. Cato fluchte innerlich, dass der Legionär einen solchen Fehler beging – das Kurzschwert war zum Stechen und nicht zum Hauen gedacht –, und der Soldat hatte sich vor lauter Blutdurst vergessen und benahm sich, als hätte er nie mit der Waffe trainiert. Ein richtiger Eintags-Rekrut. Das Schimpfwort war ihm ungewollt in den Sinn gekommen, was ihn einen Moment lang erschreckte, bis ihm mit einem schiefen Lächeln klar wurde, wie tief er mittlerweile in der Welt des Militärs steckte.
    Der Brite schrie auf, als das Kurzschwert seinen Unterarm durchschlug und den Knochen zertrümmerte, sodass die abgetrennte Gliedmaße wie ein frisch gefangener Fisch zappelnd vom Stumpf herabhing.
    Cato rannte an dem Legionär vorbei und schrie ihm zu: »Führe deine Waffe, wie es sich gehört!«
    Der Legionär nickte schuldbewusst und wandte sich wieder seinem schreienden Opfer zu, um ihm mit der Schwertspitze den Rest zu geben.
    Cato kam an weiteren Leichen vorbei, um die herum überall im Schnee Beute verstreut lag: dunkle Stoffbündel, aus denen Silberbecher und -teller, Schmuckstücke und merkwürdigerweise auch zwei geschnitzte Holzpuppen quollen. Bestimmt ein Krieger, der seinen Kindern ein Geschenk hatte mitbringen wollen. Der Gedanke, dass die Männer, die diese Siedlung so gnadenlos zerstört hatten und fähig waren, selbst ganz kleine Kinder zu massakrieren, vielleicht eigene Kinder hatten, bestürzte ihn. Er blickte von den Puppen auf und sah verschwommene Gestalten, die durch die Reste der Palisade schlüpften, verfolgt von Römern, die vom schnellen Lauf und vor Kampflust heftig keuchten.
    Cato kletterte den steilen Erdwall zu den roh behauenen Holzpfosten der Palisade empor. Dahinter, zum Teil noch im Verteidigungsgraben und zum Teil schon auf der verschneiten Ebene, waren die dunklen Schatten der Flüchtenden zu sehen, die dem Gemetzel an ihren Kameraden in der Siedlung entkommen konnten. Einige von Catos Männern schlossen zu ihm auf und wollten sich sofort an die Verfolgung des Feindes machen.
    »Halt!«, schrie Cato trotz der Schmerzen in

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