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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Druiden damit gerechnet, dass die Schleudergeschosse und die Barrikade den Vormarsch der Römer aufhalten würden, und so war der Wall nur mit leichter Infanterie bemannt, während die verbliebene schwere Infanterie die römische Karreeformation von hinten angriff. Die gut bewaffneten Legionäre hieben mühelos Keile in die Reihen der Feinde, und als weitere Legionäre nachdrängten, zogen sie die Kampflinie zu beiden Seiten in die Breite. Die leicht bewaffneten Durotriges waren hoffnungslos unterlegen. Auch ihr selbstmörderischer Mut konnte das Ergebnis kaum beeinflussen. Es dauerte nicht lange, und die vorderen Zenturien der römischen Karreeformation hatten jenseits der durchbrochenen Barrikade eine geschlossene Front gebildet.
    Schon einmal hatten die Briten der unbarmherzigen Tötungsmaschinerie Roms gegenübergestanden, und auch diesmal ergriffen sie die Flucht und strömten in die Nacht davon. Cato senkte das Schwert und merkte, dass er zitterte. Ob vor Angst oder vor Erschöpfung konnte er nicht mehr sagen. Sonderbarerweise hatte er die Hand so fest um den Schwertgriff geklammert, dass sie nahezu unerträglich schmerzte. Er musste alle ihm verbliebene Willenskraft aufbringen, um seinen Griff zu lösen. Allmählich nahm er seine Umgebung wieder klarer wahr und sah die Toten und Verwundeten, die entlang der Barrikade auf der Erde lagen oder sich schreiend unter ihren Verletzungen krümmten.
    »Erste und Sechste Zenturie!«, schrie Hortensius. »Weitergehen! Hundert Schritt vor und halt!«
    Die römische Kampflinie bewegte sich vorwärts, und langsam passierten die Zenturien, die die Flanken des Karrees gebildet hatten, und die Vorratswagen, in deren Umfeld auch die überlebenden Gefangenen mitgeführt wurden, die Barrikade. Auf der anderen Seite verblieben jetzt nur noch die letzten beiden Zenturien, die unter dem heftigen Angriff der besten Kämpfer der Durotriges allmählich zurückwichen. Als seine Zenturie stand, beauftragte Macro Cato mit einer eiligen Bestandsaufnahme der Verluste.
    »Nun?«
    »Vierzehn Mann fehlen, soweit ich das in der Eile beurteilen kann, Herr.«
    »Gut.« Macro nickte zufrieden. Er hatte einen höheren Blutzoll erwartet. »Berichte das Zenturio Hortensius.«
    »Ja, Herr.«
    Hortensius war nicht schwer zu finden; ein steter Strom von Befehlen und Ermutigungen übertönte den Kampfeslärm, obgleich seine Stimme inzwischen vor Erschöpfung heiser war. Hortensius nahm Catos Bericht entgegen und rechnete seine Truppenstärke im Kopf durch.
    »Das heißt also mehr als fünfzig Mann Verlust, und was von den hinteren Zenturien übrig bleibt, muss man abwarten. Wie lange ist es noch bis Tagesanbruch, was meinst du?«
    Cato zwang sich zur Konzentration. »Vier, vielleicht auch fünf Stunden, schätze ich.«
    »Zu lang. Wir brauchen jeden Mann der Formation. Für die Bewachung der Gefangenen steht niemand mehr zur Verfügung …« Dem Oberzenturio wurde klar, dass ihm keine Alternative blieb. »Wir müssen uns von den Gefangenen trennen«, erklärte er mit unverkennbarer Bitterkeit.
    »Herr?«
    »Geh zu Macro zurück. Sag ihm, er soll sich ein paar Männer nehmen und die Gefangenen töten. Sie sollen die Leichen zu den britischen Gefallenen bei der Barrikade legen. Wir sollten den Feind nicht noch zusätzlich in Wut bringen. Worauf wartest du noch? Marsch!«
    Cato salutierte und eilte zu seiner Zenturie zurück. Als er an den am Boden hockenden Gefangenen vorbeikam, stieg ihm eine Welle von Übelkeit in die Kehle. Er verfluchte sich für seine sentimentale Schwäche. Hatten diese Männer etwa nicht ihre eigenen Gefangenen ausnahmslos getötet? Und nicht einfach nur getötet, sondern gefoltert, vergewaltigt und verstümmelt? Das Gesicht des strohblonden Jungen, das ihn von dem Leichenhaufen im Brunnenschacht angestarrt hatte, trat ihm wieder vor Augen, und Tränen der Verwirrung, des Zorns und eines Gefühls der Ungerechtigkeit stiegen in ihm auf. Sosehr er auch jedem einzelnen Angehörigen des Volks der Durotriges den Tod gewünscht hatte, überkam ihn jetzt, wo es um das Töten der Gefangenen ging, ein sonderbarer moralischer Vorbehalt.
    Auch Macro zögerte, als er den Befehl vernahm.
    »Die Gefangenen töten?«
    »Ja, Herr. Sofort.«
    »Ich verstehe.« Macro blickte in das verschattete Gesicht des jungen Optios und kam zu einem raschen Entschluss. »Ich werde mich darum kümmern. Du bleibst hier. Sorge dafür, dass die Männer in Reih und Glied bleiben und kampfbereit sind, falls diese

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