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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Briten es sich in den Kopf setzen, es noch einmal zu versuchen.«
    Cato heftete die Augen auf die zertretene Schneefläche, die sich vor der Kohorte ausbreitete. Selbst als hinter ihm ein klägliches Rufen und Schreien ausbrach, drehte er sich nicht um und tat so, als hörte er nichts.
    »Blick voraus!«, schrie er den nächststehenden Männern zu, die sich umdrehten, um die Herkunft des furchtbaren Lärms zu erkunden.
    Schließlich verstummte das Gejammer, und die letzten Schreie wurden vom Kampflärm übertönt, der von der hinteren Seite der Formation herandrang. Benommen vor Kälte und Erschöpfung erwartete Cato neue Befehle und dachte niedergeschlagen an die blutige Tat, die Zenturio Hortensius angeordnet hatte. Sosehr er sich auch bemühte, die Hinrichtung der Gefangenen mit dem Überlebenskampf der Kohorte zu rechtfertigen und als wohlverdienten Lohn zu sehen, der den Briten nach dem Massaker an den Einwohnern von Noviomagus zustand, konnte er sich doch innerlich nicht damit abfinden, dass wehrlose Menschen kaltblütig umgebracht worden waren.
    Macro schob sich zwischen seinen Männern hindurch und trat wieder an seinen Platz in der ersten Reihe der Zenturie. Er stellte sich stumm und mit grimmiger Miene neben Cato, der ihn mit einem Blick streifte. Er hatte Macro in den letzten anderthalb Jahren gut kennen gelernt und sehr bald Achtung für seine soldatischen Qualitäten, mehr aber noch für seine menschliche Integrität empfunden. Auch wenn er zögern würde, den Zenturio ins Gesicht hinein Freund zu nennen, war doch eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen entstanden. Er empfand Macro vielleicht weniger wie einen Vater als wie einen weit älteren, erfahrenen Bruder. Macro wiederum betrachtete ihn, wie Cato wusste, mit einem gewissen Stolz und freute sich über seine Leistungen.
    In Catos Augen verkörperte Macro all die Eigenschaften, die er selbst gern gehabt hätte. Der Zenturio lebte im Frieden mit sich selbst. Er war durch und durch Soldat und hatte keinen anderen Ehrgeiz im Leben. Die quälenden Selbstbetrachtungen, denen Cato sich unterzog, waren nichts für ihn. Die intellektuellen Studien, zu denen man Cato ermutigt hatte, als er noch am kaiserlichen Hof lebte, hatten ihn nicht auf das Leben in der Legion vorbereitet. Absolut nicht. Der hochmütige Idealismus, mit dem Vergil seine Vision der Römer als Zivilisationsbringer der Welt durchtränkte, hatte mit dem nackten Schrecken dieses nächtlichen Kampfs nicht das Geringste zu tun. Ganz zu schweigen von dem blutigen Grauen des militärischen Sachzwangs, aufgrund dessen die Gefangenen getötet worden waren.
    »So was kommt vor, Junge«, brummte Macro. »So ist es eben. Wir tun, was wir tun müssen, um zu siegen. Wir tun, was wir tun müssen, um das Tageslicht wiederzusehen. Aber das macht es nicht einfacher.«
    Cato sah seinen Zenturio einen Moment lang an und nickte dann düster.
    »Kohorte!«, brüllte Hortensius von hinten. »Vorwärts marsch!«
    Die hinteren Zenturien hatten die Barrikade passiert und sich gleichzeitig gegen den immer wütenderen Angriff der schweren Durotriges-Infanterie gewehrt. Doch sobald klar war, dass der Versuch, die Kohorte einzuschließen und zu vernichten, fehlgeschlagen war, verpuffte der Kampfgeist der Durotriges auf dieselbe undefinierbare Weise, in der eine Menschenmenge von einer Stimmung ergriffen wird. Die Krieger zogen sich vorsichtig von den Römern zurück und standen dann einfach schweigend da, während die Kohorte davonstapfte. Die trotzigen Reihen der Legionäre waren nicht aufgebrochen, und zahllose gefallene Feinde säumten ihren Weg. Doch die Nacht war noch lange nicht vorüber. Bevor die Morgenröte die ersten zarten Strahlen über den Horizont schickte, würden noch Stunden vergehen. Lange genug, um die Rechnung mit den Römern zu begleichen.

    Die Kohorte zog durch die Dunkelheit weiter, die Karreeformation dicht um die Wagen geschlossen, in denen die Verwundeten lagen. Bei jedem Stoß schrien und stöhnten die Verletzten im Chor, was ihre noch gehfähigen Kameraden weitere Nerven kostete. Diese lauschten angestrengt nach dem Feind und verfluchten die Verletzten und das Kreischen und Rumpeln der Wagenräder. Die Durotriges verfolgten die Kohorte weiter. Aus der Dunkelheit schwirrten Schleudergeschosse heran, die zum größten Teil an den Schilden abprallten, aber hin und wieder doch ihr Ziel fanden und die Kohorte jedes Mal einen weiteren kampffähigen Mann kosteten. Die Lücke wurde geschlossen,

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