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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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erzeugten, kostete die Männer, die sich Schritt um Schritt vorwärts mühten, noch zusätzliche Nerven.
    Cato war müder als je zuvor in seinem Leben. Jede einzelne Faser in seinem Körper schrie nach Ruhe. Seine Augenlider waren so schwer, dass er sie kaum offen halten konnte, und dass ihn der Frost in die kältestarren Glieder biss, war nicht mehr das eigentliche Problem. Schlimmer war inzwischen, dass die Kälte sein Verlangen noch verstärkte, in einen tiefen, warmen Schlaf zu versinken. Die Vorstellung nistete sich heimtückisch in seinem Kopf ein und untergrub seinen entschlossenen Kampf gegen den Widerstand, mit dem jeder einzelne seiner schmerzenden Muskeln um Ruhe flehte. Catos Aufmerksamkeit driftete von seiner Umgebung ab, und er achtete nicht mehr auf die Reihen der Legionäre und die Gefahr, die der unsichtbar lauernde Feind darstellte. Durch das monotone Marschtempo wurde diese Entwicklung noch verstärkt, und schließlich erlag er dem Verlangen, die Augen nur einen Moment lang zu schließen, damit sie wenigstens in dieser winzigen Erholungspause nicht so schrecklich brannten. Er blinzelte noch einmal, um sich zu orientieren, und dann klappten die Lider wieder zu, fast so, als wären sie von einem eigenen Willen beseelt. Ganz langsam sank ihm das Kinn auf die Brust …
    »Auf die Beine, du Drecksack!«
    Cato riss die Augen auf und spürte den eiskalten Schauder, mit dem der Körper auf ein plötzliches, gewaltsames Wecken reagiert. Jemand hielt seinen Arm schmerzhaft fest umklammert.
    »Was?«
    »Du bist eingeschlafen«, flüsterte Macro, der nicht wollte, dass seine Männer irgendetwas mitbekamen. Er schleppte Cato vorwärts. »Beinahe wärst du auf mich draufgefallen. Wenn das noch mal passiert, schneid ich dir die Eier ab. Und jetzt bleib wach.«
    »Ja, Herr.«
    Cato schüttelte den Kopf, griff nach einer Hand voll Schnee und wischte sich damit übers Gesicht, froh über das belebende, eiskalte Prickeln. Beschämt fiel er neben seinem Zenturio in Gleichschritt. Auch wenn er am Ende seiner Kraft war, durfte er das doch nicht zeigen, nicht vor den anderen Männern. Nie wieder, gelobte er sich. Während die Kohorte weiterstapfte, zwang Cato sich, seine Aufmerksamkeit auf die anderen zu richten. Regelmäßiger als zuvor ging er die dunklen Reihen entlang und schnauzte alle an, die auch nur andeutungsweise zurückblieben.
    Mehrere Stunden später merkte Cato, dass das Tal sich verengte. Die dunklen Hänge zu beiden Seiten, die sich gegen den finsteren Himmel kaum abzeichneten, erhoben sich zunehmend steiler.
    »Was ist das da vorn?«, fragte Macro plötzlich. »Dort. Du hast bessere Augen als ich. Was siehst du da?«
    In einiger Entfernung erstreckte sich eine verschwommene Linie quer durch das verschneite Tal. Auch Bewegung war dort zu erkennen, und als Cato angestrengt nach weiteren Einzelheiten spähte, erfüllte plötzlich ein leises Schwirren die eiskalte Nachtluft.
    »Schilde hoch!«
    Catos Warnruf kam gerade noch rechtzeitig, bevor die Schleudergeschosse sich aus der Dunkelheit lösten und auf die Kohorte niederprasselten. Die Geschosse waren verständlicherweise schlecht gezielt, und so peitschte ein großer Teil der Salve über die Legionäre hinweg oder bohrte sich vor dem Ziel in den Boden. Dennoch erklangen an einigen Stellen Schmerzensschreie.
    »Kohorte, halt!«, schrie Zenturio Hortensius. Die Kohorte kam zum Stehen und als das Schwirren von neuem begann, duckte sich jeder Soldat hinter seinen Schild. Die nächste Salve war so weit gestreut wie die erste, und diesmal befanden sich die einzigen Verwundeten unter den Gefangenen, die im Zentrum der Formation bewacht wurden.
    »Schwerter bereit!«
    Dem Befehl folgte sofort ein metallisches Rasseln. Gleich darauf standen die dunklen Reihen der Kohorte wieder bewegungslos da.
    »Vorwärts!«
    Einen Moment lang wirkte die Formation unruhig, doch dann fanden die Soldaten in einen gemessenen Gleichschritt. Aus der vordersten Reihe der Sechsten Zenturie konnte Cato das Hindernis jetzt genauer erkennen. Die Durotriges hatten Bäume gefällt und aus den Stämmen und Ästen eine primitive Sperre errichtet, die quer durch das schmale Tal und zu beiden Seiten noch ein kleines Stück den Hang hinaufführte. Hinter dieser schlichten Deckung herrschte ein dunkles Gewimmel von Kriegern. Die Schleudern schossen jetzt nicht mehr in einzelnen Salven, und so war das Schwirren der Geschosse und ihr harter Aufprall fast pausenlos zu hören. Cato zuckte vor diesem

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