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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Gegner hervorstachen.
    »Wir haben sie«, brüllte Macro. »Vorwärts! Drängt sie weiter zurück!«
    So tapfer die Durotriges auch fochten, einem so unaufhaltsamen Feind waren sie noch nie begegnet. Es war, als kämpften sie gegen ein riesiges Monstrum aus blankem Eisen, das nur für Kriegszwecke erdacht und gebaut war. Es walzte mitleidslos alles nieder und ließ keinen Zweifel daran, dass die Auseinandersetzung mit einem leichtsinnigen Herausforderer nur einen einzigen Ausgang haben konnte.
    Als den Durotriges die Überlegenheit der Römer klar wurde, stieg überall in den ungeordneten Reihen Angst-und Schreckensgeschrei auf. Die Männer waren nicht länger bereit, sich diesem undurchdringlichen Schildwall, der sich seinen Weg durch Schwerter und Speere bahnte, vergebens entgegenzuwerfen. Als die vorderen Durotriges zurückschraken, wichen die nachfolgenden Reihen nach hinten aus, zunächst nur, um nicht umgeworfen zu werden, doch dann wurden ihre Schritte immer schneller, als wären die Beine von eigenem Willen beseelt – und trugen sie vom Feind fort. Erst ergriffen nur einzelne Kämpfer die Flucht, doch dann lösten sich die Briten gleich dutzendweise von der dichten Masse ihrer Kameraden und flohen in Scharen den Weg hinunter.
    »Weitermarschieren, verdammt nochmal!«, brüllte Hortensius aus der vordersten Reihe der Ersten Zenturie. »Vorwärts. Wenn wir anhalten, sind wir tot! Vorwärts!«
    Kämpfer einer weniger erfahrenen Armee hätten hier an Ort und Stelle Halt gemacht, voll Jubel über den Sieg und das Überleben, und staunend die niedergemetzelten Gegner begutachtet. Doch die Legionäre setzten ihren Vormarsch hinter dem festen Schildwall fort, die Schwerter kampfbereit in der Hand. Der überwiegende Teil von ihnen war schon früh im Leben von einer eisernen militärischen Disziplin geprägt worden, die aus jungen, formbaren Menschen todbringende Kämpfer gemacht hatte, welche sich ganz dem Wort und dem Willen des Befehlshabers unterwarfen. Nach einer äußerst kurzen Pause zum Ausrichten der Reihen marschierten die Männer der Vierten Kohorte unentwegt weiter durch das Tal.
    Die Sonne war hinter dem Horizont versunken, und im Zwielicht der Dämmerung hatte der Schnee einen bläulichen Farbton angenommen. Zu beiden Seiten standen überall verstreute Krieger aus den aufgebrochenen Kampfreihen der Durotriges und sahen schweigend zu, wie die Karreeformation vorbeizog. Hier und dort formierten die Anführer und die Druiden die Einheiten neu, zwangen sie mit ihrem Willen und mit grausamen Schlägen der flachen Klinge zum Gehorsam. Kriegshörner schmetterten ihren Sammelruf heraus, und allmählich gewannen die Krieger ihre Fassung zurück.
    »Nicht nachlassen!«, mahnte Macro. »Marschtempo beibehalten!«
    Die ersten neu gebildeten feindlichen Einheiten marschierten der Kohorte nach. Die schützende Kastenformation verlangsamte das Marschtempo, und so überholten die leicht bewaffneten Einheiten die Römer mühelos. Bei Anbruch der Nacht waren den Männern der Vierten Kohorte die dunklen Menschenmassen, die an den Hängen zu beiden Seiten an ihnen vorbeiströmten, unangenehm bewusst. Und diesmal, sagte sich Cato, würden die Durotriges sich einen wirksameren Angriffsplan zurechtlegen.

    Selbst unter den günstigsten Umständen sind Nachtmärsche schwierig. Der Boden ist kaum zu sehen und hält zahlreiche Fallen und Fußangeln bereit: In einem Kaninchenloch oder dem Eingang zu einem Dachsbau verstaucht man sich nur zu leicht einen Knöchel oder bricht sich ein Bein. Angesichts der Unebenheiten im Gelände bricht eine Formation nur zu schnell auseinander, und die Offiziere müssen unermüdlich die Reihen abschreiten, damit die Männer ein stetes Marschtempo beibehalten und sich in der Einheit keine Lücken auftun. Über diese unmittelbaren Schwierigkeiten hinaus besteht zudem die Gefahr, den Weg zu verfehlen. Ohne die Möglichkeit, sich am Sonnenstand zu orientieren, ist die Festlegung der Marschrichtung, zumal wenn Wolken die Sterne verdecken, kaum mehr als Glückssache. Diese Probleme des Nachtmarsches hatten sich für die Männer der Vierten Kohorte noch verschärft. Der Weg, dem sie einige Tage zuvor nach Süden gefolgt waren, lag jetzt unter einer Schneedecke begraben, also konnte Hortensius sich nur am Talverlauf orientieren und begutachtete jede Hebung und Senkung voll Misstrauen, ob sie die Kohorte vielleicht in die Irre führte. Die Geräusche, die die vom Dunkel verhüllten Briten zu beiden Seiten

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