Cato 08 - Centurio
Blasebalg ging. Der Reiter wischte seine Klinge am Gewand eines Parthers ab, steckte sie dann gelassen in die Scheide, umrundete die Flanke wieder und gesellte sich unter dem erneuten Jubel der Hilfssoldaten zu seinen Kameraden.
Als die Sonne über den Scheitel des niedrigen Hügels stieg, kam wieder der Stabsoffizier die Kampflinie entlang. »Herr, der Statthalter hat den Rückzug befohlen«, erklärte der Tribun rasch. »Die Dritte Legion wird die Vorhut bilden, dann kommt die Haupttruppe der Hilfskohorten. Dahinter folgt die Zehnte Legion und darauf die Sechste Makedonische. Centurio Macros Kohorte, die Zweite Illyrische und das Kontingent aus Palmyra werden die Nachhut bilden.«
Cato lächelte erbittert.
»Herr?« Der Tribun sah Cato mit verwirrter Miene an.
»Es ist nichts. Nichts, woran ich nicht schon gewöhnt wäre.« Cato zeigte die Kampflinie entlang. »Überbringe dem Statthalter eine Nachricht von mir. Sag ihm, Präfekt Cato spürt, dass wieder ein Wunder bevorsteht. Hast du gehört?«
»Jawohl, Herr. Aber ich begreife es nicht.«
»Richte ihm einfach aus, was ich gesagt habe.«
»Jawohl, Herr.« Der Tribun salutierte knapp. »Viel Glück, Herr.«
Cato nickte. »Das können wir alle heute gebrauchen.«
Als die Sonne langsam an einen klaren Himmel stieg und einen weiteren Tag sengender Hitze versprach, leitete die römische Armee ihren Rückzug vom Hügel ein. Eine Kohorte nach der anderen löste sich aus dem Zentrum der Armee, formierte sich zur Kolonne und machte sich auf den Weg nach Palmyra. Die ganze Zeit über hielten die Parther einen ständigen Pfeilregen aufrecht. Die Reiter verschossen jeweils ihre komplette Munition und ritten dann zu den Kamelketten zurück, um ihre Köcher aus den großen Körben frischer Pfeile wieder aufzufüllen, die den Tieren vom Rücken hingen. Überall auf dem Hügel wiesen die Schilde der Römer die Narben von Pfeilschüssen auf, und in manchen steckten immer noch Pfeile, die sich dort festgebohrt hatten. Viele Pfeilschäfte lagen auf dem Boden verstreut oder steckten in der Erde, so dicht, dass sie wie die Stoppeln eines abgebrannten Weizenfeldes aussahen. Inzwischen waren bereits Hunderte von Männern getötet oder verwundet worden. Die meisten Verwundeten konnten gehen und schlossen sich den Einheiten an, die bereits losmarschiert waren. Die, die zu schwer verwundet waren, um zu gehen, wurden auf die wenigen Lastmaultiere geladen, die die Armee zur Verproviantierung mitgeführt hatte.
Eine Einheit nach der anderen zog sich zurück, die verbliebenen Kohorten schlossen die Reihen, und so schrumpfte die römische Front. Mitte des Vormittags
setzten die letzten Einheiten der Zehnten Legion sich den Hang hinunter in Bewegung und ließen Macros und Catos Kohorten als Nachhut zurück.
»Wir bilden ein Karree«, entschied Macro. »Die Schilde zeigen beim Marschieren nach außen. So kommen wir zwar langsamer vorwärts, verlieren aber weniger Leute. Die Verwundeten können sich in die Mitte begeben. Wir tragen, so viele wir können, aber mit den tödlich Verletzten werden wir uns befassen müssen. Wir überlassen sie nicht dem Feind.«
Cato murmelte zustimmend.
»Und welche Befehle hast du für mich?«, fragte Balthus.
»Ich brauche deine Männer als schnelle Eingreiftruppe. Tut, was ihr könnt, um die feindlichen Angriffe abzuwehren, aber haltet so viel Abstand wie möglich, sonst hauen sie euch in Stücke.«
Balthus nickte. Die beiden Männer sahen einander einen Moment lang an und wägten die Wahrscheinlichkeit ihres Überlebens ab. Trotz seines zuvor geäußerten Misstrauens gegenüber den Motiven des palmyrischen Prinzen wusste Macro, dass Balthus auf dem Schlachtfeld in seinem Element war, und so nickte der Römer dem Prinzen mit widerwillig gezolltem Respekt zu. »Wer als Letzter in Palmyra eintrifft, muss einen ausgeben. Und jetzt los.«
In der sengenden Hitze setzte die Armee ihren Rückzug fort: Eine lange Kolonne gepanzerter Männer, die durch den Staub stapften und ängstlich hinter ihren Schilden geduckt auf die nächste Pfeilsalve warteten, die aus dem
Staubschleier niederregnen würde. Viele Tausend Mann stark klebten die Parther an den Flanken von Cassius Longinus’ Armee, ritten daran entlang und schossen fast beiläufig ihre Pfeile ab, bevor sie eine Pause einlegten, um neue Munition zu holen. Das einzige Hindernis waren für sie die gelegentlichen Angriffe der Kavallerieeinheiten der Hilfstruppen. Zwar gelang es diesen jeweils, die
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