Cato 08 - Centurio
Gegner ein Stück weit zu vertreiben, doch dann mussten die Soldaten auf ihre Positionen zurückkehren. Kurz darauf kamen die berittenen Bogenschützen dann wieder und setzten den Beschuss fort. Prinz Balthus und seine Männer besaßen nur einen kleinen Pfeilvorrat und setzten ihn sparsam ein, wann immer ein Parther ihrer Nachhut zu nahe kam.
Macros Männer, die am besten bewaffnet waren, bildeten den Abschluss der Kolonne. Ihre breiten Legionärsschilde wurden von den ständigen Einschlägen erschüttert, während die Kohorte langsam über den ausgedörrten Wüstenboden marschierte. Hin und wieder fand ein Pfeil seinen Weg zwischen den Schilden hindurch oder über sie hinweg und traf einen der Männer in dem länglichen Karree. Die Opfer taumelten dann unter der Wucht des Aufschlags, und ein lautes Keuchen oder ein Schmerzensschrei brach aus ihnen heraus. Manchmal war es nur eine Fleischwunde, wenn der Schaft eingedrungen war, ohne Knochen oder lebenswichtige Organe zu verletzen. Die Pfeile konnten dann herausgeschnitten werden, und die Wunde wurde eilig von einem der vielbeschäftigten Gehilfen des Chirurgen verbunden. Die schwerer Verletzten wurden einfach über die Schulter eines Kameraden geworfen und in die Mitte des Karrees getragen,
wo der Chirurg eilig die Wunde beurteilte. Wenn eine gute Heilungschance bestand, wurde der Mann in einen der kleinen Maultierwagen oder auf den Rücken eines Maultiers geladen, und das Rütteln der Wagen und der holprige Gang der Maultiere vergrößerten die Schmerzen noch. Dazu kam die stetige sengende Hitze. Manche Männer, die weniger Selbstbeherrschung besaßen als die anderen, hatten bereits ihre Trinkflaschen geleert, ihre Lippen trockneten aus, und der Durst brannte ihnen in der Kehle.
Wenn wenig oder keine Aussicht auf Genesung bestand, nahm der Chirurg unauffällig eine rasiermesserscharfe Klinge aus seiner Instrumententasche und öffnete geschickt eine Schlagader, so dass die Schwerverletzten verbluteten, bevor sie überhaupt begriffen, wie ihnen geschah. Ihre Leichen blieben zurück, genau wie die Leichen der Männer, die sofort gestorben waren, und bald war der Weg hinter den Römern von verstreuten Leichen und weggeworfener Ausrüstung übersät.
Nach einer Stunde Rückmarsch kamen Catos Männer an den langen Reihen der Bündel vorbei, die am Vorabend zurückgelassen worden waren, als die Armee ihre Angriffslinie bildete. Die Soldaten stapften über das verstreute Gepäck hinweg, in dem kaum etwas von Wert zu finden war. Die Einheiten, die vor ihnen vorbeigekommen waren, hatten die wenigen Trinkflaschen und das bisschen an Proviant schon eingesammelt, und nun lagen nur noch Kleidung, Essgeschirr und persönliche Habseligkeiten im Sand. Zwischen dem ganzen Kram lag hier und da die Leiche eines Soldaten, der weiter vorn in der Kolonne gefallen war.
»Lass das liegen!«, brüllte Cato einen seiner Männer an, der sich gebückt hatte, um ein Bündel aus Seidenstoff zu untersuchen. »Was für einen verdammten Nutzen hat das denn jetzt für dich? Optio! Notiere den Namen des Mannes. Der Nächste, der irgendetwas aufhebt, bekommt Prügel!«
»Herr!« Parmenion rannte zu Cato und zeigte nach vorn. »Schau dort!«
Zwischen der Zweiten Illyrischen und der Einheit, die in der Kolonne vor ihr marschierte, klaffte ein Abstand von mehr als hundert Schritt. Die Sechste Makedonische war eine der Zehnten Legion angeschlossene Infanteriekohorte, die keine Sollstärke besaß. Cato beobachtete, wie eine starke Parthertruppe sich ihr näherte und aus kürzester Entfernung auf die Soldaten schoss. Doch das war nur die Vorhut der eigentlichen Bedrohung. Dahinter folgte eine große Einheit von Kataphrakten, Lanzenkämpfern in Kettenpanzern, die auf großen, mit gepolsterten Schutzschilden bedeckten Pferden saßen. Sie hielten an und warteten, während ihre Gefährten den Pfeilbeschuss auf eine einzige Stelle in der Kampfreihe der Hilfssoldaten konzentrierten. Zwangsläufig wurden einige Männer niedergestreckt, andere wichen zurück, und eine Lücke entstand. Sofort lenkten die Bogenschützen ihre Pferde zur Seite, und die Kataphrakten brachen in die römischen Reihen ein.
»Oh, nein …« Parmenion beobachtete mit aschfahlem Gesicht, wie die Sechste Makedonische zerfiel. Die Männer stoben in alle Richtungen auseinander, und manche warfen auf der Flucht ihre Speere und Schilde weg. Die Feinde, Kataphrakten und berittene Bogenschützen, galoppierten
zwischen sie und mähten die
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