Cato 08 - Centurio
bereits auf einen Feldzug vorbereitet.
Bei diesem Gedanken verfluchte Centurio Castor erneut den aus Rom erhaltenen Befehl, eine Kohorte von Hilfstruppen weit über Palmyra hinaus durch die Wüste zu führen und hier auf den Felsen über dem Euphrat ein Kastell zu errichten. Palmyra lag acht Tagesmärsche entfernt im Westen. Die nächsten römischen Soldaten waren sechs Tagesmärsche jenseits Palmyras in Emesa stationiert. Noch nie in seinem Leben hatte Castor sich so isoliert gefühlt. Er und seine vierhundert Männer befanden sich am äußersten Rand des Imperiums. Sie waren auf diesem Felsen stationiert, um Alarm schlagen zu können, sobald parthische Truppen den Euphrat überquerten.
Nach einem anstrengenden Marsch durch die kahle, felsige Wüste hatten sie ihr Lager in der Nähe der Felsenanhöhe aufgeschlagen und die Arbeit an dem Kastell begonnen. Dort würden sie sich verschanzen, bis irgendein Beamter in Rom endlich entschied, sie ablösen zu lassen. Auf dem Marsch hatte die Kohorte tagsüber unter der sengenden Sonne gelitten. Nachts, wenn die Temperaturen schlagartig fielen, hatten sich die Männer in ihren Mänteln verkrochen. Das Wasser war streng rationiert gewesen, und als sie endlich den Strom erreichten, der die Wüste durchschnitt und das fruchtbare halbmondförmige Gebiet entlang seiner Ufer bewässerte, hatten seine Männer sich ins flache Wasser gestürzt, um ihren Durst zu löschen. Wie verrückt hatten sie das kühle Nass an ihre gesprungenen Lippen geschöpft, bis ihre Offiziere sie wieder zur Ordnung riefen.
Castor hatte drei Jahre lang in der Garnison der Zehnten Legion in Kyrrhos Dienst getan, wo es schöne, gut bewässerte Gärten und all die Freuden des Fleisches gab,
die ein Mann sich nur wünschen konnte. Daher betrachtete er seine zeitweilige Versetzung mit wachsendem Entsetzen. Die Kohorte hatte die Aussicht, Monate, wenn nicht gar Jahre in diesem abgelegenen Winkel der Welt zu verbringen. Die Parther würden sie gewiss umbringen – wenn sie nicht zuvor an Langeweile starben. Sobald sie eine Stelle auf dem Felsen gefunden hatten, von der aus man die Furt und die hügeligen Weiten des Partherreichs gut überblicken konnte, hatte der Centurio deshalb seine Männer zur Arbeit an den Befestigungen angetrieben. Castor wusste, dass die Anwesenheit der Römer dem Partherkönig bald zu Ohren kommen würde, und es war von entscheidender Bedeutung, dass die Kohorte starke Befestigungen errichtete, bevor die Parther den Entschluss fassten, gegen sie vorzugehen. Mehrere Tage lang hatten die Hilfstruppen bis zur Erschöpfung geschuftet, um den Boden einzuebnen und die Fundamente für die Mauern und Türme des neuen Kastells zu legen. Dann hatten die Steinmetze eilig die Felsbrocken behauen, die mit Wagen von den rundum errichteten provisorischen Steinbrüchen hergeschafft worden waren. Die Stützmauern waren bereits hüfthoch, und ihre Zwischenräume waren mit Geröll und Steinabfall verfüllt. Als er im abnehmenden Licht über die Baustelle blickte, nickte Centurio Castor zufrieden. Noch fünf Tage, dann wären die Verteidigungsmauern hoch genug, um das Lager in das neue Kastell zu verlegen. Bis dahin aber würden die Männer jede Stunde Tageslicht zur Arbeit nutzen.
Die Sonne war vor einer Weile untergegangen, und am Horizont schimmerte nur noch ein schwacher rötlicher Lichtstreifen. Castor wandte sich an Centurio Septimus,
seinen Stellvertreter. »Zeit, für heute Schluss zu machen.«
Septimus nickte, holte tief Luft und brüllte mit trichterförmig vor den Mund gelegter Hand einen Befehl über die Baustelle.
»Kohorte! Werkzeug beiseite und zurück zum Lager!«
Überall auf dem Bauplatz sah Castor die undeutlichen Schemen der müden Männer, die Hacken, Schaufeln und Weidenkörbe aufeinanderstapelten, bevor sie ihre Schilde und Speere an sich nahmen und sich vor der Mauerlücke, die einmal das Haupttor werden würde, schwerfällig in Reih und Glied aufstellten. Als der Letzte von ihnen seinen Platz eingenommen hatte, wehte aus der Wüste ein Windstoß heran. Mit zusammengekniffenen Augen sah Castor im Westen eine dichte Staubwolke, die sich stetig auf sie zu bewegte.
»Ein Sandsturm zieht auf«, knurrte er. »Wir müssen im Lager sein, bevor er uns erreicht.«
Septimus nickte beipflichtend. Er hatte den größten Teil seiner Laufbahn an der östlichen Front gedient und wusste nur zu gut, wie schnell man die Orientierung verlieren konnte, war man erst einmal von dem erstickenden,
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